Essen. Rot-Weiss Essen ist in der 3. Liga angekommen, hat sich stabilisiert und den Keller verlassen. Doch wie hat RWE das geschafft? Eine Datenanalyse.

Wer noch einen Beweis sucht, dass an der Hafenstraße ein neues Selbstverständnis herrscht, der muss sich nur die Gesichter der Spieler nach dem 1:1 gegen Dresden anschauen. Knapp 40 Minuten spielte Rot-Weiss Essen gegen den Aufstiegskandidaten in Unterzahl, eine Minute vor dem regulären Ende der Drittliga-Partie traf Dynamo erst zum 1:1-Endstand. Und die Essener? Die waren tieftraurig.

Noch vor wenigen Wochen war die Stimmung eine andere, eine weitaus schlechtere. Zwei Punkte fuhr der Aufsteiger in den ersten fünf Spielen ein. Da schwante manch einem schön Böses, da hatte manch einer schon Angst vor dem direkten Wiederabstieg.

Rot-Weiss Essen: Neue Stabilität beim Aufsteiger

Doch RWE hat sich stabilisiert, auch das zeigt die Ausbeute: In den darauffolgenden sechs Partien holte Rot-Weiss elf Zähler. Ein klarer Aufwärtstrend ist zu erkennen – und das erklärt dann auch die Enttäuschung über das Remis gegen Dresden, da war mehr drin.

Aber was hat sich in der Spielweise von Rot-Weiss Essen nach dem verpatzten Saisonstart konkret verändert? Wie hat es RWE geschafft, sich aus dem Keller herauszuarbeiten? Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner „Createfootball“ haben wir die Daten der ersten zwölf Drittliga-Begegnungen analysiert.

Brennpunkte bei Rot-Weiss Essens:

In den ersten fünf Spielen attackierte Essen hoch, lief die Gegner früh an. Das ging beispielsweise beim 1:5 gegen Elversberg komplett nach hinten los. Seit dem sechsten Spieltag agiert RWE abwartender und versucht, aus einer kompakten Defensive heraus schnell nach vorne zu spielen. Dabrowskis Team presst tiefer, die Gegner werden später angelaufen. Der Pressingauslöser wird erst in der eigenen Hälfte getriggert.

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Dadurch steht die Hintermannschaft deutlich kompakter und lässt weniger gegnerische Abschlüsse zu. Durch engere Abstände der eigenen Defensivreihen antizipieren die Akteure das Spiel deutlich besser. Das zeigt sich bei den abgefangenen Pässen: Im Schnitt waren das 41,6 in den ersten fünf Partien. Ab Spieltag sechs fing Essen durchschnittlich 53,1 Pässe ab. Auch lässt RWE knapp ein Drittel weniger Schüsse zu. Ein Fortschritt.

Oguzhan Kefkir und Rot-Weiss Essen haben sich aus dem Drittliga-Keller herausgearbeitet.
Oguzhan Kefkir und Rot-Weiss Essen haben sich aus dem Drittliga-Keller herausgearbeitet. © FFS | Thorsten Tillmann

Rot-Weiss Essen wechselt zwischen Vierer- und Dreierkette

Christoph Dabrowski wechselte dabei regelmäßig die Systeme. Zu Beginn war es ein 4-5-1-System, das er spielen ließ, zum vierten Spieltag stellte er erstmals eine Dreier- beziehungsweise Fünferkette auf. Die löste er beim ersten Saisonsieg, dem 2:1 gegen Erzgebirge Aue, auf. Seitdem agiert RWE wieder verstärkt mit einer Viererkette und fährt damit bessere Ergebnisse ein, die defensive Stabilität aber bleibt.

Durch den neuen Fokus hat RWE Ballbesitzanteile abgegeben. Rot-Weiss setzt verstärkt auf lange Bälle. Bestes Indiz dafür: Die Zahl der Luftzweikämpfe hat sich von 50,2 pro Partie auf 68,9 erhöht – hinten wie vorne gehen die Essener häufiger zum Kopfball hoch.

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Dabei fällt auf, dass die Essener im Pass-Spiel schneller und vertikaler vorgehen. Querpässe haben stark abgenommen. Das macht sich bemerkbar: Die Zahl der „Expected Goals“ (xG) – hier wird berechnet, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Torschuss zum Treffer führt – ist zwar gesunken (von 1,64 auf 1,43), dafür hat sich die Effizienz erhöht. RWE schießt mehr Tore und spielt sich auch mehr Chancen heraus. 6,3 sind es im Schnitt seit dem sechsten Ligaspiel. Davor waren es 4,4.

Rot-Weiss Essen: „Wir müssen uns alles hart erarbeiten“

Das alles sorgte dafür, dass die Bergeborbecker vor dem Match bei Waldhof Mannheim (Sa., 14 Uhr) Tabellen-Vierzehnter sind. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt zwei Punkte. Das sah schon einmal anders aus, lange Zeit stand RWE selbst unter dem Strich.

Einen Aufwärtstrend, den sieht auch Christoph Dabrowski. „Es geht jetzt darum“, so der 44-Jährige, „nach diesem ersten Schritt Konstanz reinzubringen. Jedes Spiel geht von vorne los, wir müssen uns alles hart erarbeiten.“ Er wisse, sagte Dabrowski am Donnerstag, wie die dritte Liga funktioniert – und nach dem fünften Spieltag hat er daraus die Lehren gezogen, um in der neuen Spielklasse mitzuhalten.

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