Essen. Beim ersten Sieg von Rot-Weiss Essen gibt Andreas Wiegel überzeugenden Einstand. Der Offensivdrang des Verteidigers kommt nicht von ungefähr.

Den ersten Dreier in der Dritten Liga hat Aufsteiger Rot-Weiss Essen mit dem 2:1-Heimsieg gegen Erzgebirge Aue eingefahren und damit erst einmal etwas Druck aus dem Kessel gelassen. Ein erster Schritt, mehr nicht, das ist allen an der Hafenstraße bewusst. Und doch: „Ich hoffe, dass der Knoten geplatzt ist und es nun besser läuft. Aber wir müssen so weiterarbeiten“, fordert Andreas Wiegel mit all seiner Erfahrung. Am kommenden Freitag beim punktgleichen Tabellennachbarn VfL Osnabrück (19 Uhr), der noch im Vorjahr lange Zeit oben mitgemischt hatte, müssen sich die Essener erneut beweisen. Und wenn es an der Bremer Bücke mal richtig brennt, dann kann eine Abwehr schon mal ins Schwimmen kommen.

Wiegel durfte sich wenige Tage nach seiner Verpflichtung gleich über eine erfolgreiche Premiere im Trikot der Rot-Weissen freuen. „Wir haben uns das Glück zurückerarbeitet“, meinte der 31-jährige Ex-Duisburger. Arbeiten, das ist das magische Wort. „Wir haben alles reingeschmissen und wie im Leben wird Leistung belohnt.“ Natürlich war es am Ende ein leidenschaftlicher Abwehrkampf der Gastgeber, aber das überraschte Wiegel nicht: „Wir reden über Aue, die haben auch Ambitionen, das sind keine Blinden. Aber stark, wie wir dagegengehalten haben. Man muss auch nicht in Schönheit sterben, die drei Punkte sind entscheidend. Es war ein saugeiler Abend, und den Sieg genießen wir jetzt erst mal.“

Rot-Weiss Essen hält dagegen: Torjäger Simon Engelmann (l.) gegen Korbinian Burger von Erzgebirge Aue.
Rot-Weiss Essen hält dagegen: Torjäger Simon Engelmann (l.) gegen Korbinian Burger von Erzgebirge Aue. © Thorsten Tillmann

Bei Rot-Weiss Essen doch noch den Sprung in die Dritte Liga geschafft

Wiegel verteidigte auf der rechten Seite und überzeugte ebenso wie die anderen beiden Zugänge Clemens Fandrich und Felix Götze, die in der Startelf standen. „Man hat gesehen, dass sie mit ihrer Erfahrung von Beginn an eine gewisse Stabilität auf den Platz gebracht haben“, lobte RWE-Trainer Christoph Dabrowski. „Alle drei sind ein Gewinn für unsere Mannschaft.“

Wohl nicht jeder hatten Andreas Wiegel eine solch starke Leistung auf Anhieb zugetraut, schließlich war er vereinslos, als er von RWE verpflichtet wurde. Sein letztes Spiel hatte der Fußballer Anfang Juni für den Regionalligisten BFC Dynamo Berlin bestritten, der in der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga am VfB Oldenburg gescheitert war. Doch Wiegel ist topfit und hat nun doch den Sprung geschafft. Und Sportdirektor Jörn Nowak wird den Auftritt des Neuzugangs ebenfalls mit einer gewissen Zufriedenheit beobachtet haben.

Der Neue präsentierte sich giftig, griffig und zweikampfstark, schaltet sich auch ins Offensivspiel ein. Ganz so, wie ihn Trainer Dabrowski beschrieben hatte: „In Andreas gewinnen wir einen energie- und temporeichen sowie flexibel einsetzbaren Spieler, der sowohl seine Aufgaben in der Defensive zuverlässig erledigt, als auch offensiv Gefahr ausstrahlen kann.“

Essener mit viel Erfahrung auf der rechten Abwehrseite

Nun denn, der Einstand stimmt in jedem Fall optimistisch, dass RWE auf der rechten Seite einen Schwachpunkt beseitigt hat. Sandro Plechaty, der in den ersten beiden Partien dort auflief, hat seine Stärken ganz sicher nicht in der Defensive, sondern im Spiel nach vorn, was auch in der Regionalliga des Öfteren zu beobachten war. In der dritten Liga scheint er derzeit allerdings (noch) überfordert zu sein, gegen Aue gehörte er nicht einmal zum Aufgebot.

Der junge Meiko Sponsel (20) machte es als Alternative zu Plechaty ganz ordentlich, fällt aber derzeit mit einem Meniskuseinriss aus, weshalb RWE dringend nachlegen musste.

Nun spielt ein Fußballer dort, der in seiner Laufbahn bereits 87 Drittliga- und 55 Zweitliga-Einsätze aufzuweisen hat. Angefangen hatte der gebürtige Paderborner als Stürmer, was auch seinen Offensivdrang erklärt. „Wir hatten 2017 beim MSV Duisburg eine Lücke hinten rechts“, erinnert sich Wiegel. Trainer Ilia Gruev hatte dann die Idee, ihn dorthin zu setzen, „weil meine Spielweise aggressiv und dynamisch war“. Er hat sich längst mit der Position angefreundet. „Ich fühle mich dort wohl, definitiv.“ Erst recht, wenn man dabei auch noch erfolgreich ist.

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