Essen. Drei Zugänge hatte Rot-Weiss Essen beim 2:1 gegen Aue in der Startelf. Doch ein neues Gesicht in der Abwehr war die eigentliche Überraschung.

Die Erleichterung an der Hafenstraße nach dem ersten Sieg in der 3. Liga ist allgegenwärtig. Und hätte es nicht nach dem Schlusspfiff diese Dissonanzen zwischen Mannschaft und Fans gegeben, Rot-Weiss Essen hätte das 2:1 (1:0) im Kellerduell mit Erzgebirge Aue ganz unbeschwert feiern können. Doch als die Mannschaft vor der Westtribüne nicht wie gewohnt den enorm wichtigen Erfolg bejubeln und die Welle machen wollte, war’s vorübergehend vorbei mit der Glückseligkeit.

Die Mannschaft wollte offenbar ein Zeichen setzen nach einem bösen Zwischenfall zwischen RWE-Anhängern vor einer Woche auf dem Heimweg vom Auswärtsspiel in Bayreuth, den die Spieler hautnah miterlebt hatten. Das Volk verstand dieses Signal offenbar nicht, was auch nicht verwunderte, weil es so gänzlich unerwartet kam. Und es reagierte verärgert mit gellenden Pfiffen.

Schade und traurig zugleich, denn es gab genug Anlass an diesem Abend zur Freude und Zuversicht. Nach nur drei Punkten aus sechs Spielen keimte im Umfeld bereits Kritik, auch an Cheftrainer Christoph Dabrowski. Die blieb diesmal selbstverständlich aus, wie so oft, wenn ein Spiel erfolgreich endet.

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Rot-Weiss Essen mit drei Neulingen wesentlich stabiler

Drei der vier Zugänge, Clemens Fandrich, Andreas Wiegel und Felix Götze, beorderte Dabrowski direkt in die Startelf. „Man hat gesehen, dass sie mit ihrer Erfahrung von Beginn an eine gewisse Stabilität auf den Platz gebracht haben“, lobte der Coach. Es sei aber noch Luft nach oben, zumal sie erst wenige Tage bei RWE im Training gewesen seien. „Sie haben uns geholfen, den ersten Schritt zu machen, aber wir müssen weiter arbeiten, damit sie sich noch besser einspielen. Alle drei sind ein Gewinn für unsere Mannschaft.“ Bei dem jungen Angreifer Luca Wollschläger, der zum Ende hin eingewechselt wurde, muss man indes noch abwarten

Doch der eigentliche Gewinner des Abends war José-Enrique Rios Alonso, gewissermaßen auch ein neues Gesicht. Nachdem es zuvor in der Defensive der Rot-Weissen nicht immer funktioniert hatte, tauchte gegen Aue der 22-jährige Innenverteidiger überraschend in der Startelf auf. Zuvor in Bayreuth hatte er seine ersten zwei Minuten in dieser Saison absolviert. Was für ein Glücksgriff. Alonso überzeugte in der Defensive und traf auch noch zum 2:1 (63.).

Abwehrmann Andreas Wiegel gab einen guten Einstand beim Aufsteiger Rot-Weiss Essen.
Abwehrmann Andreas Wiegel gab einen guten Einstand beim Aufsteiger Rot-Weiss Essen. © Thorsten Tillmann

Ähnliche Entwicklung bei Rios Alonso wie in der Vorsaison

„Der Trainer hat mir die Chance gegeben und ich habe sie genutzt. Und ich habe mich noch belohnt mit einem Tor und noch besser mit drei Punkten“, kommentierte der junge Mann nach dem Spiel so selbstbewusst, wie er zuvor auf dem Rasen agiert hatte.

Es war fast so wie in der vergangenen Saison. RWE hatte in der Regionalliga das erste Heimspiel gegen SV Straelen mit 1:4 verpatzt. Innenverteidiger Yannick Langesberg war einer der großen Looser damals, musste den Platz räumen für Rios Alonso, der zum absoluten Stammspieler avancierte und nur im Saisonfinale durch eine Corona-Infektion ausgebremst wurde.

Nun kam er am siebten Spieltag überraschend zu seinem Debüt. Wie das? Dabrowski beantwortete die Frage süffisant und mit einer Prise Ironie, weil er weiß, dass jeder Fan stets seine Personalvorschläge parat hat, vor allem, wenn es mal nicht rund läuft. „Vor zwei, drei Tagen saß ich abends zu Hause beim Glas Wein, da kam mir die Idee, dass der Alonso eigentlich seit Wochen mit einer Leidenschaft und Enthusiasmus trainiert und immer für die Mannschaft da ist.“ Und dann ernsthaft: „Ich bin total überzeugt, dass einen das Leben immer wieder belohnt. Man muss nur hartnäckig dranbleiben und hart arbeiten.“

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Eine extrem robuste Leistung und Zweikampfstärke

Dabrowski attestierte „Ene“ eine „extrem robuste Leistung und Zweikampfstärke“ und freute sich, dass sich der Junge auch noch mit dem Siegtreffer belohnen durfte: „Eine überragende Leistung, vorbildlich.“ Und natürlich nicht zu vergessen: Alles richtig gemacht, Trainer.

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