Essen. RWE-Neuzugang ist schon heiß gelaufen. Für den dribbelstarken Offensivspieler könnte das Titelrennen in der Regionalliga schon morgen beginnen.

Eine Laufeinheit hat Kevin Holzweiler (26) nach diesem Interview noch vor der Brust. Aber der Neuzugang von Rot-Weiss Essen nimmt’s locker. Der junge Mann ist heiß, versprüht Energie, als ginge es schon morgen los mit dem Titelrennen in der Regionalliga.

„Ja, ich habe Bock. Ich habe ja auch lange genug Pause gehabt“, sagt Holzweiler, noch gebräunt vom Sardinien-Urlaub. Irgendwie erinnert er vom Aussehen und von seiner Art, Fußball zu spielen, an den Schweizer Nationalspieler Xherdan Shaqiri: klein, kräftig, antrittsschnell, wendig und dribbelstark. „Ich habe gern den Ball am Fuß“, sagt der neue Offensivmann.

Bei Viktoria Köln keine Perspektive mehr gesehen

Willkommen an der Hafenstraße, Kevin Holzweiler. Wie sind die ersten Eindrücke?

Positiv beeindruckt. Ich wurde von der Mannschaft sehr gut aufgenommen. Ich hatte aber auch schon vorher Kontakt mit dem einen oder anderen Spieler, zum Beispiel mit Daniel Heber, mit dem ich früher in der Auswahl zusammengespielt habe. Ich freue mich einfach auf die neue Aufgabe.

Wie ist es denn für Sie in der vergangene Saison bei Viktoria Köln gelaufen?

Anfangs war’s ganz gut, da habe ich unter Trainer Pavel Dotchev meine Spielzeit bekommen. Beim Trainerwechsel dachte ich mir, ist ja auch nicht so schlecht, ich hatte ja Olaf Janßen schon mal in der Regionalliga als Trainer und damals bei ihm auch immer eine Rolle gespielt. Da war es überraschend, dass ich plötzlich hinten an stand. Ich hatte das vorher noch nicht erlebt, dass ich gar keine Rolle mehr spiele. Das war auch schwierig für den Kopf.

Kevin Holzweiler für Viktoria Köln im Einsatz. Beim Dribbling ist der quirlige Offensivspieler in seinem Element.
Kevin Holzweiler für Viktoria Köln im Einsatz. Beim Dribbling ist der quirlige Offensivspieler in seinem Element. © Mark Bohla

War das auch der Antrieb für den Wechsel?

Ja, ich habe mich am Ende schon abgefunden mit dem Abschied, weil man ja spürt, wie die Perspektiven sind. Außerdem war ich auch schon eine lange Zeit in Köln, da brauchte ich eine neue Herausforderung und ein neues Umfeld.

Was sprach bei der Entscheidung für RWE?

Bei Gladbach II waren nie viele Zuschauer und bei Viktoria war es genauso. Aber hier ist das etwas ganz anderes und darauf habe ich Bock.

Zum Durchbruch hat es bei Mönchengladbach nicht gereicht

Sie waren bei Gladbach in der Regionalliga immer ein auffälliger Spieler, haben auch in der U19-Nationalmannschaft gespielt. Woran lag es, dass Sie den Sprung zu den Profis nicht geschafft haben?

Ich hatte in Gladbach einen Profivertrag für drei Jahre unterschrieben. Bin dann von der U19 in die U23 gekommen. Wenn du Nationalspieler in der U19 bist, hast du schon einen gewissen Status. Doch ich habe anfangs unter Trainer Sven Demandt gar nicht gespielt. Damit musste ich auch erst einmal zurechtkommen. Dann habe ich meine Spielzeit bekommen und wurde auch mal zum Training bei den Profis eingeladen. Aber Gladbach hat nun mal auch das Geld, sich neue Spieler zu holen. Ich hatte zwar irgendwie das Gefühl, es könnte klappen, aber dann hat es für mich doch nicht gereicht.

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Die Konkurrenz war dort ja sicherlich auch nicht klein?

Nee, ganz sicher nicht. Juan Arango spielte damals noch, Patrick Hermann, Xhaka war da, Reus, Dante, Ter Stegen, das war schon eine gute Truppe.

Holzweiler wurde schon einmal bei RWE gehandelt

Der Name Holzweiler zog auch schon mal durch die Essener Gerüchteküche...

Es war das erste Jahr nach dem Aufstieg mit Viktoria Köln. Die Hinrunde war vorbei, da kam der Anruf aus Essen, ob ich vielleicht Lust hätte, in der Rückrunde für RWE zu spielen. Nur das Ding war, ich hatte in der Hinrunde meine Spiele gemacht und es war mein erstes Jahr in der 3. Liga. Ich war zufrieden, warum sollte ich da den Schritt in die 4. Liga wagen? Das Angebot war interessant, aber ich wollte erst einmal in der 3. Liga Fuß fassen.

Und diesmal?

Ich hatte auch Angebote aus der Dritten Liga, aber ich habe hier an der Hafenstraße schon vier, fünfmal gespielt, das ist einfach nur geil. Mit den Fans, da ist richtig Feuer drin.

Die vielen Fans beflügeln Sie also. Volles Haus ist immer gut?

Ja sicher, die Fans, wenn sie wieder dabei sein dürfen. können bestimmt immer noch zwei, drei Prozent mehr aus einem herauskitzeln.

Für ehemaligen Drittliga-Fußballer ist 4. Liga kein Rückschritt

Wann und woran haben Sie bei den Gesprächen mit RWE gespürt, dass es passt?

Wenn du das Gefühl hast, dass es nicht nur um Fußball geht, sondern auch um private Dinge, dass es einem auch neben dem Fußball gut gehen soll. Das waren einfach sehr gute Gespräche. Wow, habe ich mir gedacht. Man merkt halt, wenn ein Verein dich unbedingt haben möchte, das beflügelt und bestärkt dich in dem Entschluss. Das Gesamtpaket stimmte. Manche würden vielleicht innerhalb der 3. Liga wechseln, aber hier habe ich das Vertrauen gespürt, dass ich eine große Rolle spielen werde. In der 3. Liga weiß man dagegen nie, ob man sofort spielt. Dann sitzt du vielleicht viel auf der Bank und nach einem Jahr sieht es noch schlechter aus. Jetzt bin ich bei einem Verein, der hoch will und auch dort hingehört. Und wenn du das Ziel erreichst, dann ist das mit den Fans etwas ganz Großes. Für mich ist der Wechsel jedenfalls kein Schritt zurück.

In einem Interview zur Winterpause haben Sie gesagt, dass Sie mit der Hinrunde in Köln nicht zufrieden waren, vor allem auch, weil Sie kein Tor erzielt haben. Das hat sich in der Rückrunde nicht geändert.

Ich weiß, daran muss ich arbeiten. Effektivität, Tore machen, das gehört natürlich dazu. Meine Statistik spricht da gegen mich, aber ich bin ein Spieler, der holt sich den Ball sehr oft tief ab und leitet ein Tor ein.

Holzweiler will mit seiner Erfahrung Führungsspieler sein

Und Sie werden als Mentalitätsspieler gesehen.

Ich komme aus der 3. Liga, da will man auch Führungsspieler sein, vorangehen und die Jungs pushen, wenn es nötig ist.

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Zu wem haben Sie schon einen Draht in der Mannschaft?

Kurz nachdem ich unterschrieben hatte, hat mir Dennis Grote direkt auf Instagram geschrieben und ist in der Kabine gleich zu mir gekommen und hat mich zur Seite genommen.

Wen sehen Sie als ihre Konkurrenten innerhalb der Mannschaft?

Ich weiß selbst noch nicht, wo ich spielen werde, ob rechts oder auf der Zehn. Ich weiß auch nicht, wie der Trainer spielen lassen will und welche Taktik erforderlich ist. Ich bin da flexibel, ich würde schon gerne zentral spielen, habe aber auch nichts dagegen, wenn ich als Rechtsaußen auflaufe.

Über allem steht bei RWE das klare Ziel Aufstieg. Wie gehen Sie mit dem Druck um?

Den hatte ich auch schon bei der Viktoria. Das bin ich gewohnt. Ich mache mir sowieso nicht so viele Gedanken, sondern mache einfach mein Ding.

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