Essen. Essener Sportmediziner Martin Mosen hat 15 Jahre lang getüftelt. Nun steht Rezeptur für Durchhaltevermögen und bessere Regeneration.

Der Vergleich liegt nah. „Miraculix“ – doch, das passt schon irgendwie zu Martin Mosen. Auch wenn es natürlich selbstironisch klingt, aber es lässt sich gut verkaufen, weil der ehrenwerte Druide aus „Asterix und Obelix“ ziemlich vielen Menschen ein Begriff ist. Der betagte, weißhaarige Mann, dessen Bartspitze bis zu den Zehen reicht, ist schließlich Erfinder und Braumeister des mysteriösen Zaubertranks, der den Galliern im Kampf gegen Rom übernatürliche Power verleiht. Auch Doc Mosen hat einen Zaubertrank kreiert, obwohl sein Job rein gar nichts mit Hokuspokus gemein hat.

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Ehemaliger Mannschaftsarzt bei Rot-Weiss Essen

Der Orthopäde, mit 46 Jahren noch längst nicht reif für den Seniorenpass, ist in Essen vor allem als ehemaliger Vereinsarzt des Fußball-Regionalligisten Rot-Weiss Essen ein Begriff, wo er vier Jahre an der Seitenlinie saß. Und wer seine Praxis in Kray besucht, findet dort noch heute in jedem Zimmer aus diesen Jahren ein Mannschaftsbild von den Rot-Weissen. Und natürlich hatte er RWE zum Saisonfinale kräftig die Daumen gedrückt.

Ganz nah am Geschehen: Hier verpasst RWE-Mannschaftsarzt Martin Mosen dem Spieler Lukas Scepanik einen „Turban“.
Ganz nah am Geschehen: Hier verpasst RWE-Mannschaftsarzt Martin Mosen dem Spieler Lukas Scepanik einen „Turban“. © Unbekannt | Michael Gohl

In seinem Beruf hat sich der Essener bundesweit ein veritables Netzwerk auf höchstem Niveau aufgebaut. Die Sport-Elite fährt häufiger in Essen von der Autobahn. Der vierfache Familienvater arbeitet mit Fußball-Bundesligisten zusammen, für die Frauenfußball-Nationalmannschaft und die 1. Englische Liga genauso wie für den Hockey-Bund, im Volleyball und Tennis und, und, und...

Nahrungsergänzungsmittel für den Hochleistungssport

Mosen hat auch einen ausgeprägten Pioniergeist. Der Mann diagnostiziert und therapiert, aber er tüftelte nebenbei auch seit vielen Jahren, probierte und experimentierte. Herausgekommen ist ein Pulver, genauer gesagt ein Nahrungsergänzungsmittel, das die Spitzensportlerinnen und -sportler beim Training unterstützen soll.

In den Anfängen stand der Mediziner ähnlich wie die Comic-Figur aus Asterix in seiner Küche vor einem dampfenden Kessel und mischte allerlei „Zeugs“ hinein. Nicht etwa sagenumwobene Mistel und wundersame Kräuter, sondern gewöhnliche Instantbrühe mit Vitaminpülverchen, Mineralien und Aminosäuren – eben alles, was der beanspruchte Body so benötigt, um regelmäßig Höchstleistungen abliefern zu können. „Keine Pille kann eine gesunde und ausgewogene Ernährung ersetzen“, betont allerdings Mosen. „Die reicht aber im Spitzensport oft nicht aus.“

Nach 15 Jahren steht anspruchsvolle Rezeptur

Nach gut 15 Jahren und vielen, vielen Tests steht sie nun, die anspruchsvolle Rezeptur aus rund 40 Mikronährstoffen. Und was profan klingt, aber ganz entscheidend ist: Das Gebräu schmeckt einigermaßen, was sich aufgrund der Salze als eine der großen Herausforderung bei der Entwicklung entpuppte.

Fein dosiert und zum Teil bis aufs Mikrogramm abgestimmt - ein weißer Topf „Vorspiel“, ein weißer Topf „Nachspiel“ - Doping getestet, Einnahme nach Bedarf, wie der Name schon sagt. Mit einem befreundeten Investor, der sich selbst als ein bisschen sportverrückt bezeichnet und ebenfalls als Versuchskaninchen diente, hat Mosen eine Firma gegründet: „DocNu“ – Nu von Nutrition (englisch: Ernährung).

Initialzündung durch DFB-Nachfrage

Immer auch ein Ansprechpartner: Martin Mosen mit Spieler Marcel Platzek, der Zum Saisonende Rot-Weiss Essen in Richtung Bocholt verlassen hat.
Immer auch ein Ansprechpartner: Martin Mosen mit Spieler Marcel Platzek, der Zum Saisonende Rot-Weiss Essen in Richtung Bocholt verlassen hat. © Unbekannt | Michael Gohl

Der Essener Schwimm-Weltmeister Mark Warnecke, ebenfalls Mediziner, hat vor Jahren schon ein viel beachtetes Diät-Pulver entwickelt. Warnecke hatte in seiner aktiven Zeit häufiger mal mit Gewichtsproblemen zu kämpfen, was ihn letztlich dazu animierte, ein Ergänzungsmittel zu entwickeln, mit dem man abnehmen kann, ohne großartig Substanz und Muskelmasse einzubüßen.

Bei Martin Mosen gab vor gut 15 Jahren eine Nachfrage vom Deutschen Fußball-Bund die Initialzündung: „Was geben Sie eigentlich ihren Athletinnen und Athleten, damit sie besser regenerieren?“ Tja, gute Frage. Mosen begann sich schlau zu machen. Aber der Markt gab nichts her, was den Vorstellungen und Erkenntnissen des Sportarztes entsprach.

Also frisch ans Werk. „Die ersten Mischungen schmeckten scheußlich und waren ungenießbar“, schmunzelt Mosen. Das Angebot seines Kumpels Jan Teigelack, einem Gesellschafter des damaligen Zweitligisten ETB Wohnbau Baskets, kam da wie gerufen. „Er hatte mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte, eine medizinische Abteilung bei den Baskets aufzubauen. Das war für mich als jungen Mediziner natürlich top.“

Bei den ETB Baskets medizinische Abteilung aufgebaut

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Mosen begann zu experimentieren. „Zum einen sind es Zutaten, die dich im Wettkampf hinten heraus länger leben lassen.“ Zum anderen gehe es um eine möglichst zügige Erholung. Mosen kochte daheim vor jedem Spiel sein Süppchen aus Brühe und Nährstoffen, die Jungs mussten es vor und nach dem Spiel schlucken. Anfangs eher skeptisch, gingen sie schon bald auch beim Training nicht eher aufs Feld oder nach Hause, bevor sie nicht ihr Becherchen getrunken hatten.

Die Zutatenliste wurde immer umfangreicher, die Mischung immer aufwendiger. „Aber viel hilft nicht immer viel. Schlau zu mischen, das hilft viel“, behauptet Mosen. Irgendwann ließ sich die Mixtur nur mit professioneller Unterstützung umsetzen, zumal die Helfer irgendwann nur noch wenig Lust verspürten, immer zur spannenden Crunchtime in die Kabine zu verschwinden, um die Drinks anzurichten.

Auf den Geschmack kommt es ganz entscheidend an

Erst nach intensiver Suche und einigen Reinfällen fand sich ein sogenannter Lohnhersteller in Deutschland, der es schaffte, die Rezeptur exakt nach Vorgabe zu mischen und gleichzeitig den Geschmack einigermaßen hinzubekommen.

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„Ich habe dann eine Zeit lang in der Garage gelebt“, erinnert sich Mosen und schmunzelt. Da gibt’s ja in der Welt genug Vorbilder. Er und Ehefrau Sarah, selbst Medizinerin, füllten Beutelchen ab und klebten Etiketten drauf. 750 mal Vorspiel, 750 mal Nachspiel. Alles für den Körper, was er braucht: vor, während und nach der Belastung.

Dann kam der Investor hinzu und das ganze Prozedere wurde schließlich professionalisiert. Inzwischen haben die Mosens eine weitere Praxis in Haarzopf eröffnet, wo sie die Mikronährstoff-Medizin als einen Schwerpunkt auch für jedermann anbieten. Und ein kleiner Tipp ganz nebenbei: Ein Messlöffel „Nachspiel“ soll angeblich auch am Morgen nach einer zünftigen Party gewisse Zauberkraft entwickeln.

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