Duisburg/Essen. Rot-Weiss Essen und Borussia Dortmund trafen sich zur Verhandlung der Einsprüche. Für Uhlig „bleibt ein fader Beigeschmack.“ Die Hintergründe.
Showdown in der Regionalliga West, nach 42 Spieltagen geht die Saison in die Verlängerung – vor Gericht. Nachdem Rot-Weiss Essen als Tabellenzweiter der Regionalliga West Einspruch gegen einzelne Spielwertungen eingelegt hatte, trafen sich die RWE-Verantwortlichen am Mittwochabend in Duisburg-Wedau zur mündlichen Verhandlung mit dem WDFV-Sportgericht und Meister Borussia Dortmund U23.
Dabei kam es aber nicht einmal zu einer Beweisaufnahme, wie der RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig unserer Redaktion am Mittwochabend schriftlich erklärte: „Das Sport-Gericht des WDFV folgte unserer Argumentation nicht, sah uns nicht als einspruchsberechtigt.“ Das wären nur „Gegner“ gewesen, RWE war aber kein Gegner des BVB in den fraglichen Spielen. Uhlig weiter: „Unser Einspruch war somit formal unzulässig. Auch ein nächstinstanzlicher Einspruch beim Verbandsgericht wäre somit aussichtslos gewesen.“ Letztlich entschlossen sich die Essener den aussichtslosen Einspruch zurückzuziehen.
Rot-Weiss Essen: „Es bleibt ein fader Beigeschmack“
Damit steht fest: RWE beendet die Saison auf Platz zwei, spielt auch kommende Saison in der Regionalliga. Borussia Dortmunds U23 ist und bleibt Meister der Fußball-Regionalliga West und darf in die 3. Liga aufsteigen. Für Marcus Uhlig bleibt aber ein „fader Beigeschmack“.
Der Grund für den Einspruch: Borussia Dortmund habe die Spielerliste der U23 so bearbeitet, dass der Verband mehrere Spiele aufgrund von Corona- und Quarantäne-Fällen verschieben musste. Nach dem 3:3 gegen Schalke am 24. April habe der BVB seine Spielerliste von 57 Spielern bis zum 5. Mai auf 22 Spieler heruntergestrichen.
Wenn ein Verein durch positive Corona-Tests oder Quarantäne weniger als 16 Spieler seiner Spielerliste zur Verfügung hat, kann der Verband das Spiel absetzen. Das war der Fall, nachdem mehrere BVB-Spieler positiv auf das Coronavirus getestet wurden und weitere Spieler als Kontaktpersonen in Quarantäne mussten.
RWE wirft BVB vor, nicht ohne Knauff und Tigges antreten zu wollen
RWE-Fans feiern ihre Mannschaft bei der Rückkehr nach Essen
Marcus Uhlig erklärt: „Die Vermutung lag nahe, dass Borussia Dortmund unmittelbar nach dem internen, nicht aber externen Bekanntwerden der Coronafälle seine Spielberechtigungsliste bewusst reduziert hatte, um unter die Grenze von 16 Spielern zu fallen und damit die nächsten anstehenden Meisterschaftsspiele verlegen zu können.“
Besonders auffällig: Die Spieler Ansgar Knauff, Felix Passlack und Steffen Tigges waren während im Mai mit der Dortmunder Bundesliga-Mannschaft in der Hotel-Quarantäne und hätten zu diesem Zeitpunkt nicht für die U23 spielen können. „Laut Informationen, die aus der Dortmunder Kabine zu uns drangen, wollte Trainer Enrico Maaßen unter keinen Umständen ohne diese drei genannten Spieler in Rödinghausen und gegen Bergisch Gladbach antreten und hatte dies auch deutlich vor der restlichen Mannschaft artikuliert“, heißt es von Uhlig dazu.
Kommentar zum Thema: Warum der RWE-Einspruch nichts mit Unsportlichkeit zu tun hat
Aufgrund dieser „fragwürdigen Umstände“ (und da der WDFV sich dazu zunächst nicht äußerte) habe man Einspruch gegen die Wertung der BVB-Spiele gegen Straelen, Rödinghausen und Bergisch Gladbach eingelegt. Dazu war RWE als Konkurrent, aber nicht als direkter Gegner in diesen Partien, nach Ansicht des Sportgerichts gar nicht berechtigt – deshalb mussten die Essener am Mittwochabend zurückziehen.
Auch der Einspruch von Bergisch Gladbach (der Absteiger war ja tatsächlich ein Gegner der Dortmunder im Endspurt) wurde abgewiesen. Der Verein will laut Uhlig aber gegebenenfalls in Berufung gehen.
Rot-Weiss Essen wollte den Einspruch laut Uhlig nicht öffentlich machen
Die Nachricht, dass RWE Einspruch eingelegt hatte, war in der Woche vor dem Saisonfinale bekanntgeworden, da der Verband bekanntgab, dadurch keine offizielle Meisterehrung nach dem letzten Spieltag vornehmen zu können. Das betonte auch Uhlig am Mittwochabend nochmals – man habe die Einsprüche nicht öffentlich kommunizieren wollen.
Nach dem letzten Spiel in Wegberg-Beeck hatte er erklärt: „Dieses Verfahren haben wir schon vor fünf Wochen angestoßen und dabei Transparenz und Offenheit vom Verband eingefordert. Da kam jedoch nichts. Wir konnten gar nicht anders. Wir mussten Einsprüche gegen diverse Spielwertungen einlegen.“
Im Nachhinein habe der WDFV nun alles transparent offengelegt, so Uhlig am Mittwochabend. Das Vorgehen der Dortmunder sei von der Spielordnung gedeckt. Uns blieb insgesamt nichts anderes übrig, als unseren Einspruch mangels Erfolgsaussichten vor den Sportgerichten zurückzunehmen. „Daher gebietet es die Fairness, nunmehr nicht weiter auf unsere Verdachtsmomente und Vermutungen einzugehen. Grundsätzlich waren und sind Eingriffe in die Spielberechtigungsliste bis zum Tag vor einem Spiel erlaubt und daher auch legitim.“
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Der extra für die Saison unter Corona-Umständen eingeführte 16-Spieler-Paragraf sei dadurch aber ausgehebelt – deshalb der Beigeschmack. (haro, phz)