Essen. Tabellenzweiter RWE könnte mit einem Sieg gegen Lippstadt bis auf vier Punkte an Spitzenreiter Dortmund herankommen. Essener spüren Aufwind.
Als Schluss war im Stadion Essen, waren die wenigen Zuschauer und Pressevertreter auf der Tribüne schon gar nicht mehr richtig bei der Sache. Rot-Weiss Essen hatte mit einem 4:1 (2:0)-Sieg gegen den VfB Homberg die Hausaufgaben erledigt - zuverlässig, aber ohne großes Hurra. Nur, was passiert in Dortmund? Das war nun wichtig. Es gibt ja seit Wochen gewissermaßen einen weiteren Orientierungspunkt für den Titelanwärter.
„Elfmeter S04“, informierte der Liveticker. „93. Minute“! Noch führte Spitzenreiter Borussia Dortmund mit 3:2, doch Schalke traf zum 3:3 und hatte damit einen 0:3-Rückstand aufgeholt. Ausgerechnet der unbeliebte Nachbar leistet RWE Schützenhilfe…
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Rot-Weiss Essen will mit Nachholspiel näherkommen
Die Rot-Weissen kommen damit bis auf sieben Punkte an den BVB heran. Gewinnen die Essener am nächsten Sonntag das Nachholspiel gegen den Abstiegskandidaten SV Lippstadt, würde sich der Druck auf den Primus erhöhen, denn dann wären es nur noch vier Zähler Rückstand. Fünf Spieltage bleiben dann noch. Viel Zeit ist das nicht. Aber alles eine Frage der Sichtweise. Rot-Weiss versichert: „Da geht noch was.“ Schwarz-Gelb wiegelt ab: „Unsere Ausgangslage ist super.“
Die eigene Mannschaft gewonnen, der Konkurrent gepatzt - RWE-Trainer Christian Neidhart war zufrieden: „Das fühlt sich beides gut an.“ Seit Wochen wiederhole er sich nun schon, dass er fest daran glaube, dass sein Team noch eine Chance im Titelkampf hat, und das versuche er auch ständig seinen Jungs zu vermitteln. „Jetzt ist der Zeitpunkt, dass man das auch spürt. Nur wir müssen weiterhin unsere Hausaufgaben machen. Das wird alles noch eng werden.“
Gästen aus Duisburg klar die Grenzen aufgezeigt
Ihren Beitrag an einem spannenden Endspurt haben die Rot-Weissen gegen Homberg geleistet. Souverän sicherten sie sich den 15 Heimsieg im 17. Auftritt auf eigenem Rasen. Auch wenn Hombergs Trainer Sunay Acar meinte, dass der Gastgeber nicht den besten Tag erwischt hatte, so reichte es doch, um den Duisburgern klar die Grenzen aufzuzeigen.
RWE kontrollierte die Partie wie es sich für einen heimstarken Favoriten gehört. Allerdings fehlte mitunter schon der Zug zum Tor. Zur Sicherheit bevorzugten die Rot-Weissen eher den gepflegten Rückpass anstatt ins Risiko zu gehen. Ballbesitz war angesagt. Aber immerhin packten sie sofort zu, als sich eine Möglichkeit bot.
Trainer lobt: Tore sehenswert herausgespielt
Isaiah Young erkämpfte sich in der gegnerischen Hälfte den Ball, schickte Torjäger Simon Engelmann auf die Reise, Pass nach innen auf Cedric Harenbrock, der scheiterte, doch Oguzhan Kefkir vollendete aus kurzer Distanz zur 1:0-Führung (16.). „Wie wir die Tore herausgespielt haben, das war fußballerisch gut gelöst“, lobte Neidhart.
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Beim ersten Treffer in jedem Fall, beim zweiten war es „nur“ ein präziser Eckball von Kevin Grund, den Dennis Grote mit dem Kopf zum 2:0 (32.) verwertete.
„Essen hatte in der ersten Halbzeit zwei gute Möglichkeiten und wir hatten zwei. Essen macht die Tore und wir nicht. Das ist dann halt die Qualität. Sie waren wie im Hinspiel brutal effektiv“, musste Trainer Acar eingestehen. Aber das allein war ganz sicher nicht der Unterschied in Hälfte eins zwischen diesen beiden Kontrahenten.
Homberg kann mit Niederlage ganz gut leben
Obwohl auch RWE-Coach Neidhart nicht alles positiv beurteilte: „Trotz 2:0-Führung in der ersten Halbzeit haben wir ein bisschen unruhig gespielt und hatten viele einfach Ballverluste. Aber trotzdem ist keine Gefahr vom Gegner ausgegangen. Wir mussten keine Angst haben, dass etwas passiert.“
Mit dem dritten Treffer war allerdings der Leistungsunterschied auch im Ergebnis fixiert. „Da war der Deckel drauf, Da ging’s für uns nur noch darum, dass wir nicht deutlicher verlieren. Insgesamt haben meine Jungs ein gutes Spiel gemacht“, fasste Sunay Acar zusammen. Unterm Strich könne er mit der Niederlage ganz gut leben. Und die Essener konnten sich sogar den Luxus erlauben, in der Schlussphase Timur Kesim, einen U19-Jungjahrgang, für Torjäger Engelmann einzuwechseln.
Dennis Grote löst Engelmann als Elfmeterschütze ab
Während in Dortmund der Elfmeter gravierende Auswirkungen hatte, war der Strafstoß in Essen, den Dennis Grote sicher zum 3:0 (53.) verwandelte, nur bedingt spielentscheidend. Aber es war schon eine kuriose Szene, weil Schiedsrichter Tietze zunächst weiterspielen ließ.
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Er wollte sogar dem von Torwart Gutkowski gefoulten Isaiah Young die Gelbe Karte zeigen wegen einer Schwalbe. Nach Rücksprache mit seinem Assistenten zeigte Tietze schließlich doch auf den Punkt. Torschütze Grote blieb cool und schnürte einen Doppelpack. Ungewöhnlich für den Dirigenten im Mittelfeld. Der Routinier konnte nach dem Spiel nicht einmal sagen, wann ihm das zuvor schon mal gelungen war. Er war übrigens als Elfmeterschütze eingesprungen für Engelmann, der zuletzt zweimal vom Punkt gescheitert war.
Dennis Grote mit sich nicht ganz zufrieden
Auch Grote fand die Leistung seiner Mannschaft „ordentlich“, den Sieg „in der Höhe verdient“. „Aber wir haben zu viele Fehlpässe gespielt, gerade ich hatte heute gefühlt die Füße falsch rum drin.“ Gemerkt hatte man es zumindest beim Elfer nicht. Und der erste Treffer war ja sowieso ein Kopfball.
Grote jedenfalls hat auch die allgemeine Marschroute verinnerlicht: „Wir glauben an unsere Chance“, versicherte er. „Und heute sieht man, dass es sich auch lohnt.“
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