Essen. Die Titelchancen des Essener Viertligisten sind nicht rosig. Dennoch fordert RWE-Trainer Neidhart optimale Ausbeute. Es wird eine Charakterfrage.

Noch ist nichts entschieden, darauf legt Rot-Weiss Essen gerade in diesen Tagen der Zweifel ganz besonderen Wert. Für die Rot-Weissen sieht’s allerdings nicht besonders gut aus im Aufstiegskampf.

Sie brauchen zwar nur eine Mannschaft einzuholen, doch Spieltag für Spieltag haben sie bisher vergeblich darauf gehofft, dass Primus Borussia Dortmund II vor ihnen auf die Nase fällt. Mit bewundernswerter Konstanz fährt Schwarz-Gelb mal verdient, mal etwas glücklich die Punkte ein und verteidigt einen komfortablen Neun-Punkte-Vorsprung.

VfB Homberg kann es etwas entspannter angehen

Im Abstiegskampf hat sich die Lage in der Regionalliga für einige Teams dagegen etwas entkrampft, nachdem festgelegt wurde, dass es aufgrund der Corona-bedingten Annullierung der Saison bei den Amateuren lediglich einen Absteiger geben wird. Das zuvor abgeschlagene Schlusslicht Ahlen braucht nur noch eine Mannschaft abzufangen - das ist wieder eine realistische Chance.

Der VfB Homberg wiederum, an diesem Samstag zu Gast an der Hafenstraße (14 Uhr), kann es mit acht Zählern Vorsprung auf das Schlusslicht nun etwas gelassener angehen. Krasser Außenseiter sind die Homberger (0:4 im Hinspiel) ohnehin angesichts der Heimstärke der Gastgeber, die zu Hause bei zwei Unentschieden noch unbesiegt sind.

Ungewissheit erschwert Kaderplanung

Diese Ungewissheit über die kommende Spielzeit, ob Regionalliga oder 3. Liga, erschwert RWE natürlich die Kaderplanung für die kommende Saison. Wer kommt? Wer geht? Schon jetzt wird im Umfeld diskutiert, offiziell ist noch gar nichts.

Sieben Spieler fallen aus

Rot-Weiss Essen muss am Samstag beim Heimspiel gegen VfB Homberg auf einige Spieler verzichten.Mittelfeldmann Amara Condé fehlt gelbgesperrt.Hinzukommen Jonas Hildebrandt (muskuläre Probleme), Felix Backszat (Hüftbeuger), Jan-Lucas Dowow, Marcel Platzek (beide Knieprobleme), Sandro Plechaty (Knorpelschaden) und David Sauerland, der nach seinem Kreuzbandriss in der kommenden Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen soll.

Abwarten, heißt es bei den Verantwortlichen an der Hafenstraße. Neun Spieler sind bis 2022 gebunden, das ist nicht viel. Aber noch sei es nicht der Zeitpunkt, zu entscheiden, betonen Sportdirektor Jörn Nowak und Trainer Christian Neidhart. Und das habe man auch den Spielern vermittelt. Gleichwohl gibt es Leistungsträger im Kader wie Daniel Heber, bei denen man nicht lange über eine Verlängerung nachdenken wird. Heber soll bereits, laut Reviersport, einen unterschriftsreifen Vertrag vorliegen haben.

Mannschaft wird neues Gesicht bekommen

RWE hält sich bedeckt, externe Neuzugänge gibt es noch nicht. „Wir planen derzeit zweigleisig. Erst wenn wir definitiv wissen, in welcher Liga wir spielen, werden wir Gespräche intensivieren und entscheiden.“ Nowak verspürt da keinen Druck. Es sei genug Zeit, sagt er.

Klar ist, dass die Mannschaft ein neues Gesicht bekommen wird, egal in welcher Liga sie auflaufen wird. Jan-Lucas Dorow hat sich bereits entschieden und wechselt zur kommenden Saison zum Rivalen Rot-Weiß Oberhausen.

„Das ist normal und legitim, wenn einer über den Tellerrand guckt und sich nach Alternativen umschaut“, sagt Trainer Neidhart. Nur, dass er es zufällig und über Umwegen und nicht vom Spieler selbst erfuhr, irritiert dann doch.

RWE muss da sein, wenn Dortmund patzt

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Einen großen Umbruch werde es nicht geben, hatte Jörn Nowak mal gesagt. Das war zu einem Zeitpunkt, als RWE noch ungeschlagen durch die Liga wandelte. Damals erschien ein größerer Personalwechsel nicht erforderlich. Zwei, drei Monate später gibt es weitere Erkenntnisse, die das Meinungsbild von dem einen oder anderen Spieler möglicherweise verändert haben.

Eine Urteilsfindung kann eine ganze Saison lang andauern, deshalb können selbst die restlichen sieben Spiele noch ausschlaggebend sein - egal, wie das Aufstiegsrennen enden wird. „Wir werden genau hinschauen, wer Charakter zeigt und die Mentalität besitzt, das Beste herausholen zu wollen“, sagt Neidhart. Das Beste heißt sieben Siege. „Sie müssen zeigen, dass sie an ihre Chance glauben“, betont Neidhart. „Und egal, ob Dortmund ein leichtes Restprogramm hat oder nicht: Sollte Dortmund patzen, müssen wir da sein.“

Diese Spieler haben einen Vertrag bis 2022

Folgende Spieler sind auch in der nächsten Saison noch an RWE gebunden: Daniel Davari, Jakob Golz, Felix Weber, Dennis Grote, Felix Schlüsselburg, Cedric Harenbrock, Isaiah Young, Simon Engelmann und Nils Kaiser (eigene U19).