Vaxjö. Mit einem 1:0 über Italien ist die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft bei der EM in Schweden ins Halbfinale eingezogen. Beim Siegtreffer von Simone Laudehr war ein wenig Glück dabei: Die Italienerin Bartoli fälschte den Schuss ab. Im Halbfinale am Mittwoch treffen die Deutschen auf Schweden.
Simone Laudehr hat Titelverteidiger Deutschland bei der Frauenfußball-EM in Schweden ins Halbfinale geführt und Bundestrainerin Silvia Neid aus der Schusslinie genommen. Die Mittelfeldspielerin vom 1. FFC Frankfurt erzielte beim 1:0 (1:0)-Erfolg der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gegen Italien das einzige Tor des Tages (26.). Im Halbfinale kämpfen die Deutschen am Mittwoch in Göteborg gegen Gastgeber Schweden (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport) um den sechsten EURO-Finaleinzug in Folge.
"Das war Wahnsinn, total stark. Wir haben gegen ausgebuffte Italienerinnen gekämpft bis zum Umfallen. Das war klasse, ich bin total stolz auf die Mannschaft", sagte Neid direkt nach dem Schlusspfiff in der ARD. Vor dem Halbfinale hat sie aber großen Respekt: "Die Schwedinnen haben eine ganz starke Mannschaft, sie sind der absolute Top-Favorit bei diesem Turnier. Jetzt müssen unsere Spieler schnell regenerieren, das war ganz hart heute. Aber wir sind froh, dass wir wieder zu den besten vier Mannschaften zählen."
Bundestrainerin Neid aus der Schusslinie genommen
Mit dem Sieg in der Hitzeschlacht von Växjö verhinderten die Deutschen, die den sechsten EM-Triumph in Folge und den achten insgesamt anpeilen, das zweite Viertelfinal-Aus hintereinander bei einem großen Turnier. Bei der Heim-WM vor zwei Jahren war die deutsche Mannschaft in der Runde der besten Acht gescheitert (0:1 n.V. gegen Japan).
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Durch den Halbfinal-Einzug sitzt die stark kritisierte Bundestrainerin, die in Schweden ohne sechs verletzte oder kranke Stammkräfte auskommen muss, wohl wieder fest im Sattel. Zudem hat sich jede Spielerin 10.000 Euro Prämie gesichert. Sollte es für den Titelgewinn reichen, gibt es die EM-Rekordprämie in Höhe von 22.500 Euro pro Kopf.
Neid veränderte die Startelf auf drei Positionen
Vor dem ersten K.o.-Spiel hatte der eigens angereiste DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dem Team und Neid trotz der schwachen EM-Vorrunde das Vertrauen ausgesprochen - diese Maßnahme zahlte sich aus. Der Verbandsboss hatte mit seinem Vorstoß auf die Kritik nach der historischen EM-Pleite am Mittwoch gegen Norwegen (0:1) reagiert. Die erste EM-Niederlage seit über 20 Jahren hatte dafür gesorgt, dass die Deutschen zum ersten Mal seit 1997 eine EM-Vorrunde nicht als Gruppensieger beendeten.
Vor 9265 Zuschauern hatte die runderneuerte und stark verjüngte deutsche Mannschaft (23,5 Jahre im Durchschnitt) gleich zu Beginn Glück. Ein Kopfball von Verteidigerin Saskia Bartusiak landete auf der eigenen Latte (2.). Das Team Neids, die ihre Startelf im Vergleich zum 0:1 im letzten Vorrunden-Spiel gegen Norwegen auf drei Positionen verändert hatte, konterte drei Minuten später. Ein Kopfball von Anja Mittag verfehlte nur knapp das Ziel.
Bei EM 2009 wurden die Deutschen nach Sieg gegen Italien Europameister
Titelverteidiger Deutschland, bei dem die zuletzt fehlenden Jennifer Cramer (Gelbsperre) und Lena Goeßling (grippaler Infekt) sowie Mittag neu ins Team gekommen waren, hätten kurz darauf eigentlich in Führung gehen müssen. Doch auch der Kopfball von Simone Laudehr ging neben das Tor der Italienerinnen.
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In dieser Phase wurden Erinnerungen an die zurückliegende EM-Endrunde in Finnland wach. Vor vier Jahren traf die Auswahl Neids, in deren Kader nur noch neun Europameisterinnen von 2009 und zehn Teilnehmerinnen der WM 2011 stehen, ebenfalls im Viertelfinale auf Italien. Damals setzten sich die Deutschen mit 2:1 in Lahti durch und holten sechs Tage später in Helsinki den Titel.
In der zweiten Hälfte wurde es noch einmal eng
Laudehr münzte die Überlegenheit der Deutschen Mitte der ersten Hälfte auch in eine Führung um. Der Schuss der Mittelfeldspielerin nach einem Strafraum-Getümmel wurde noch von der Italienerin Elisa Bartoli abgefälscht. Kurz darauf hatten die Deutschen bei einem Pfosten-Roller der Italienerinnen (32.) und einen Kopfball von Elisa Camporese (36.) Glück.
Der deutsche EM-Kader
Zu Beginn der zweiten Hälfte drängte Italien auf den Ausgleich, den defensiv agierenden Deutschen unterliefen in dieser Phase zu viele Fehler, nach vorne ging nicht mehr viel. Erst nach einer Stunde entwickelte die DFB-Elf wieder so etwas wie Torgefahr. In der 64. Minuten vergab Dzsenifer Marozsan eine gute Möglichkeit. Zwei Minuten vor dem Ende traf Maroszan mit einem fulminanten Freistoß die Latte, Nadine Keßler schoss den Abpraller weit übers Tor. (sid)