Vaxjö/Schweden. Nach dem enttäuschenden 0:0 der deutschen Fußballerinen zum EM-Auftakt gegen die Niederlande ist ein Sieg gegen Island für die Titelverteidigerinnen Pflicht - sonst könnte die Europameisterschaft ganz schnell wieder beendet sein. Ein personeller Wechsel soll helfen.

Am Sonntag heißt es kratzen, beißen, spucken. "Jetzt müssen wir uns so richtig in das Turnier reinkämpfen. Und wenn es mit einem Dreckssieg ist", sagte Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi vor dem zweiten EM-Spiel der deutschen Fußballerinnen im südschwedischen Växjö gegen Island (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport). Nach dem enttäuschenden 0:0 zum Auftakt gegen die Niederlande stehen die Titelverteidigerinnen bereits gewaltig unter Druck.

Diesem Druck begegnen die Spielerinnen der DFB-Auswahl, die alle bisherigen zwölf Partien gegen Island gewonnen hat, nach außen mit Gelassenheit. "Es muss sich niemand um uns Sorgen machen", sagte Innenverteidigerin Saskia Bartusiak, und versprühte Optimismus: "Nach dem ersten Spiel wissen die Jungen jetzt, wie es läuft. Gegen Island wird es besser laufen. Wir werden das zeigen, was wir können."

Erstmals seit 16 Jahren kein Sieg in einem EM-Spiel

Gegen die Niederländerinnen konnte die runderneuerte Mannschaft, die ohne sechs verletzte oder kranke Stammkräfte in Schweden auskommen muss, ihr wahres Leistungsvermögen allerdings nicht abrufen. Das stark verjüngte Team (23,5 Jahre im Schnitt) war mit dem Remis noch gut bedient. Zum ersten Mal nach 16 Jahren und 19 EM-Siegen in Folge war die deutsche Auswahl nicht als Gewinner vom Platz gegangen. Mut macht dagegen die Rekordserie, die gehalten hat: Die Deutschen sind seit über 20 Jahren und nunmehr 27 EM-Partien ungeschlagen.

Zudem ist aufgrund des 1:1 (1:0) zwischen Norwegen und Island in der anderen Partie noch nichts Entscheidendes in der Gruppe B passiert. Dennoch hat der zweimalige Weltmeister, der gegen die Niederlande seine erste Endrundenpartie seit dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM vor zwei Jahren absolviert hat, in der Form des Holland-Spiels keine Chance auf den sechsten EM-Triumph in Folge und den achten insgesamt.

Die Routiniers sind gefragt

Das wissen auch die Spielerinnen. "Wir müssen uns auf das besinnen, was wir können. Wir müssen wieder zu unserem Kombinationsspiel finden", sagte Lena Goeßling. Um den jungen Spielerinnen bei der Besinnung auf ihre Stärken zu helfen, sind vor allem die Routiniers gefragt. "Wir Älteren sind gefordert. Ich bin aber optimistisch. Die Jungen können es und werden es noch zeigen", äußerte Innenverteidigerin Annike Krahn. Auch Spielführerin Nadine Angerer ist mit Aufbauarbeit beschäftigt. "Ich versuche zu vermitteln, dass es eine tolle Sache ist, hier dabei zu sein, um Lockerheit reinzubringen."

Doch nicht nur die erfahrenen Spielerinnen stehen in der Pflicht, auch die Bundestrainerin muss Schwerstarbeit verrichten. "Wir müssen die Spielerinnen aufbauen und mutig machen. Das ist unsere Hauptaufgabe", sagte Silvia Neid, in deren Kader nur noch neun Europameisterinnen von 2009 und zehn Teilnehmerinnen der WM 2011 stehen.

Veränderungen in der Startelf

Am Samstag kündigte Neid an, ihre Startelf im Vergleich zum Holland-Spiel zu verändern. "Wahrscheinlich werden wir auf einer Position was verändern, weil wir dann in der zweiten Halbzeit noch eine Option haben", sagte Neid, die nach dem ersten Spiel angedeutet hatte, ihrer EM-Startelf noch einmal das Vertrauen schenken zu wollen. Welche Spielerin ersetzt wird und welche in die Mannschaft rückt, ließ die Trainerin offen. Spekuliert wird über eine Umbesetzung im offensiven Mittelfeld.

Nach dem Island-Spiel treffen die Deutschen, die im Fall des Titelgewinns die EM-Rekordprämie in Höhe von 22.500 Euro pro Spielerin kassieren, im letzten Vorrundenspiel am Mittwoch in Kalmar auf den zweimaligen Europameister Norwegen (18.00 Uhr/ARD und Eurosport). Da auch die beiden besten Drittplatzierten der drei Vorrundengruppen weiterkommen, könnte bereits ein Sieg aus den beiden Partien für den Viertelfinal-Einzug genügen. (sid)

Die voraussichtliche deutsche Aufstellung:

Angerer - Maier, Krahn, Bartusiak, Cramer - Keßler, Goeßling - Lotzen, Marozsan, Bajramaj - Okoyino da Mbabi

Schiedsrichterin: Kirsi Heikkinen (Finnland)