La Manga. Das Fazit vom neuen Fortuna-Düsseldorf-Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner fällt nach acht Tagen Trainingslager Spanien verhalten positiv aus. Der Coach vermisst eine gesunde Teamhierarchie und nötige Kommunikation auf dem Rasen - bei seinen Schützlingen sieht er jedoch gute Entwicklungen.

Nach acht arbeitsintensiven Tagen im La Manga Club, rund 90 Autominuten südlich von Alicante gelegen, wirkten Fortunas Zweitliga-Profis müde. Körperlich, aber auch mental. Ein freier Mittwoch kommt allen Protagonisten recht. Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner setzte bei seinem Reisefazit die positiven Aspekte wohl dosiert – und hätte „gern noch mehr trainiert“, wie er durchaus unerwartet zugab.

Doch Köstner sprach natürlich auch andere Themen an ...

… Kapitän Andreas Lambertz: Es tut besonders weh, wenn ein Charakterspieler ausfällt. Ich hätte „Lumpi“ gern jeden Tag auf dem Trainingsplatz gesehen.

… die U-23-Riege: Alle Jungs wie Robin (Heller), Tugrul (Erat), Eren (Taskin), Sam (Piette), Timm (Golley) oder auch Christian Gartner, der sich ja schon einige Zweitliga-Einsätze geholt hat, haben sich ganz, ganz positiv gezeigt. Eren habe ich gegen Odd Grenland offensiv mal an die Grenze gehen lassen. In diesem Spiel hat man allgemein gemerkt, dass die Jungen sich offensiv noch nicht so durchsetzen können gegen einen spritzigen Gegner. Erat hat sich Respekt im Team erspielt und erkämpft.

… die mangelnde Kommunikation und Hierarchie im Team: Ich bin kein Freund der flachen Hierarchie a la Nationalmannschaft. Und ich lege auch Wert auf Kommunikation. Beides ist bei Fortuna eindeutig ein Problem. Manche erschrecken sich ja geradezu über Lautstärke im Training. Dabei kosten drei klare Worte, die Mitspielern helfen, keinen Cent.

Auch interessant

… die Suche nach den Ballacks und Effenbergs bei Fortuna: Adam (Bodzek) lenkt eher mit seiner Körperpräsenz, „Lumpi“ (Lambertz) durch Aggressivität, Laufstärke und Wille. Ebenso Oliver Fink, der auch nicht laut ist. Fabian (Giefer) hat das Selbstvertrauen zum Dirigenten, ist aber als Torwart zu weit weg. Bei den anderen frage ich mich, wie die ihre Vorder- und Nebenleute stellen – ohne zu sprechen.

… die Rolle von Comebacker Christian Weber als Außenverteidiger: Chris will immer. Und er traut sich auch verbal was. Leider spürt er wieder Schmerzen im Innenband (aus der Verletzung vom Köln-Heimspiel) und musste sich bremsen.

… Torjäger Charlison Benschop: Charlie ist ein sehr positiver Typ, der seine neue Rolle als hängende Spitze mit noch mehr Leben ausfüllen muss. Er hat nun weitere Wege zum Tor als zuvor, braucht dafür Fitness und eine gewisse Abschluss-Sicherheit. Die fehlt ihm im Moment (Anm.: Benschop erzielte nur einen Testspieltreffer bisher, d. Red.).

… die Suche nach Alternativen auf der linken Abwehr- und Mittelfeldseite, auf der in der Vorbereitung schon zwölf Kicker getestet wurden: Vor zwei Wochen war die Seite ohne Bellinghausen, Schmidtgal und Ramirez ja gar nicht da. Heinrich und Cristian sind zwar schon trainingsfähig, aber sicher noch nicht wirklich spieltauglich über die volle Distanz von neunzig Minuten.

… Adam Bodzeks Fitness nach fast drei Monaten Verletzungspause nach einem Bänderriss im Fußgelenk: Gegen Alianza Lima habe ich Adam einfach reingeworfen, weil Ivan Paurevic verletzt ausgefallen ist. Da kam er aus der Nummer nicht mehr heraus. Und war sechzig Minuten ordentlich. Gegen Odd Grenland war er dagegen nicht so richtig drin im Spiel. Es mangelt noch an vielem, auch an der Spritzigkeit. Weil er selbstkritisch ist, weiß er das auch genau.

Köstner wünscht sich von der Fortuna mehr Stabilität auf dem Platz 

… das schwache 0:0 gegen Odd Grenland am Sonntag: Die Norweger hatten uns die Laufbereitschaft voraus. Hätte „Jimmy“ Hoffer ins Tor statt gegen die Latte getroffen, wäre es 1:0 für uns ausgegangen. Da hätte wenigstens das Ergebnis gestimmt. Was hilfreich gewesen wäre. Vor allem über Erfolgserlebnisse baut man gute Stimmung auf. Ein gesundes positives Denken muss grundsätzlich immer da sein, sonst wird es schwer.

Auch interessant

… ein noch möglicher Spielertransfer bis zum 31. Januar: Sportvorstand Helmut Schulte hat doch gesagt, dass er in der Mannschaft genügend Qualität sieht. Mehr gibt es dazu auch nicht zu berichten.

… die Ziele in der Rückrunde: Wir müssen mit einer gewissen Demut reingehen und brauchen Geduld. Noch reicht die Form nicht. Wir schießen zu wenig Tore, kassieren aber auch wenig. Der eine Gegentreffer gegen Alianza Lima war ein strittiger Handelfmeter. Grundsätzlich: Auf dem Feld muss die Mannschaft noch stabiler wirken.

… die tabellarische Blickrichtung: Wir stehen auf einem gefährlichen Platz (Rang zehn, d. Red.). Mit dem Blick nach hinten sind wir gut beraten. Unser kämpferisches Element muss auf dem Platz im Vordergrund stehen. Damit ist noch selten jemand schlecht gefahren.

… der erste trainingsfreie Tag nach 22 Tagen: Ich bekomme bestimmt nach dem Frühstück leichten Entzug. Aber im Ernst: Am liebsten hätte ich zwei freie Tage gegeben. Wir sollten uns aber am Donnerstagnachmittag zu einer Bestandsaufnahme wieder an der Arena sammeln.