La Manga. Verteidiger Christian Weber hatte nach Aachens Insolvenz Existenzängste und zählt nun im 20-Nationen-Schmelztigel von Trainer Köstner zu den wenigen Lautsprechern auf dem Rasen. Auch seine Vielseitigkeit ist ein Trumpf - sehen wir ihn in der Rückrunde doch noch häufiger bei den Düsseldorfer Profis?

Mit 30 fängt der Ernst des Lebens an. Bei Fortuna weiß das derzeit keiner besser als Außenverteidiger Christian Weber. „Bis zu meinem Wechsel nach Aachen habe ich nie ernsthaft über meine Zukunft nachgedacht. Und geglaubt, ich spiele sicher noch mit fünfunddreißig“, sagt der gebürtige Saarbrücker. Ausgeschlossen ist das zwar nicht. Dennoch haben dem ehemaligen Bundesliga-Spieler die Entwicklungen der beiden vergangenen Jahre arg zu denken gegeben.

Nach dem Bundesliga-Aufstieg im Mai 2012 bootete Cheftrainer Norbert Meier seinen Stammverteidiger aus, setzte auf andere Spieler. Tobias Levels und Leon Balogun. „Ich durfte nicht mehr mitmachen, durfte auch nicht ins Trainingslager. Das war schwer nachvollziehbar. Fortuna machte für mich plötzlich keinen Sinn mehr“, sagt Weber im Rückblick auf seine Verbannung in die zweiten Mannschaft. „Es war auch schwer, die rechte Motivation zu finden. Zwei Monate vorher steht man auf dem Rathausbalkon, freut sich auf Bayern oder Dortmund vor achtzigtausend Fans – und soll dann viertklassig vor zweihundert Zuschauern spielen.“

Der Wechsel zur gerade in die dritte Liga abgerutschte Aachener Alemannia entpuppte sich schnell als schwerer Fehler. Wenige Wochen nach dem Transfer waren die Schwarz-Gelben zahlungsunfähig. Und Weber ohne Arbeitgeber. „Da kamen schon Existenzängste hoch“, gibt der Defensivkicker zu.

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Es folgte Glück im Unglück. Fortuna holte den Routinier für die Regionalliga-Elf zurück. „Da ich früh in der Saison schon für zwei Vereine gespielt hatte, wäre ein dritter Klub binnen einer Spielzeit gegen die DFB-Statuten und nur mit einer Klage machbar gewesen.“

Dass Coach Meier im letzten Bundesliga-Saisonspiel beim bitteren 0:3-Abstiegsmatch in Hannover im Mai 2013 wieder auf Weber in der Abwehrkette baute und der Ausgebootete der beste Fortune war, ist eine Ironie für sich.

Vertrag bis 2015

Webers Vertrag in Düsseldorf aktuell läuft bis 2015. Plus Option auf einen Anschlusskontrakt. Dessen Tätigkeitsgebiet auch außerhalb des Rasens liegen kann. Weber bildet sich weiter, absolviert derzeit ein Sportmanagement-Studium, arbeitet nebenher bei Sportvermarkter Zecco (ehemals für die HSG-Handballer zuständig) mit. „Der Chef dort ist ein Freund von Maxi Beister (jetzt HSV, d. Red.)“, erklärt Weber, der ein Praktikum im Betrieb machte, den Kontakt. Der hat sich nun ein wenig verfestigt. „Wir haben schon ein großes D-Juniorenturnier rund um die Arena mit hundertachtundzwanzig Mannschaften organisiert. Oder einen TV-Spot für die Krebshilfe mit Lukas Podolski gedreht“, berichtet der Fortune. Der nun schon mit einer Unterbrechung seit fünf Jahren Rot und Weiß trägt.

Weber ist wieder Teil des Fortuna-Kaders 

Und die aktive Karriere ist noch nicht vorbei. Zwei Jahre nach seinem letzten Winter-Trainingslager-Auftritt bei Fortuna in Guadalmina/Spanien gehörte der 242-malige Zweitliga-Kicker in La Manga erstmals wieder über einen längeren Zeitraum zum Fortuna-Profikader. Was natürlich auch der von Verletzungen gehandicapten Kaderdecke geschuldet ist.

Weber hinterließ in Iberien einen guten Eindruck. Vor allem als verbaler Defensivlenker. Kommunikation, das hat Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner schnell erkannt, ist aktuell nicht die Stärke des 20-Nationen-Schmelztigels Fortuna. Spötter behaupten gar, man hätte selten eine so stille Abwehrkette auf dem Rasen erlebt wie in dieser Saison. Köstner sieht das auf die komplette Mannschaft bezogen, beschwerte sich neulich im Training: „Seid Ihr alle taubstumm? Hier kann doch nicht immer der Trainer für alles sorgen!“

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Verbales Element

Mit Webers Einwechselung im Test gegen Alianza Lima (2:1) kam plötzlich ein verbales Element ins Spiel. „Ich versuche immer, zu helfen und meine Nebenleute zu stellen. Das ist besser, als würden elf Spieler stumm herumlaufen. Und die zehn Hauptbegriffe im Fußball kennen in der Mannschaft auch alle auf deutsch“, bekräftigt Weber.

Wie weit es beim dritten Profianlauf mit Fortuna noch geht? Weber kann defensiv alle Positionen spielen: rechter Außenverteidiger am liebsten. „Bei Greuther Fürth und in der ,Zwoten’ habe ich viel ,Sechser’ gespielt. Beim MSV war ich in der Innenverteidigung. Die linke Abwerseite ist auch möglich. Schließlich ist mein linker Fuß nicht nur zum stehen da.“ Seine weiten Flankenbälle a la Bernd Schuster (aktuell Cheftrainer beim FC Malaga in der spanischen Primera Division) schlägt Weber allerdings mit dem rechten Schuh. Auch in der Rückrunde?