Essen. Er war die große Überraschung im DFB-Aufgebot: Julian Draxler. Auch der 18-Jährige hatte eigentlich anderes vor im Sommer, unter anderem muss er sich aufs Fachabitur vorbereiten. Nun muss eben im Trainingslager gelernt werden.
Julian Draxler hatte einen großen Koffer dabei, als er am Freitag zur Fußball-Nationalmannschaft anreiste. „Ich habe ein paar Schulbücher eingepackt, weil ich sonst viel Stoff verpassen würde. Es sind Mathe-Bücher, denn da ist die Gefahr am größten, den Anschluss zu verpassen“, sagte der 18 Jahre alte Mittelfeldspieler von Schalke 04 - und fügte dann verschmitzt an: „Aber für mich zählt erstmal nur der Fußball.“
Bundestrainer Joachim Löw hatte Draxler etwas überraschend ins vorläufige EM-Aufgebot berufen. Am Freitag flog der Teenie mit zehn weiteren Auswahlspielern ins erste Trainingslager nach Sardinien. „Das ist alles Neuland für mich. Ich erwarte, dass ich sehr viel dazulernen werde“, sagte Draxler vor dem Abflug am Freitagmittag.
Auf „die Schnelle“ hatte er in den letzten Tagen noch zwei Klausuren „eingeschoben“. Draxler macht gerade sein Fachabitur an der Gesamtschule Berger Feld in Sichtweite der Schalker Arena. Die Schule habe sich auch diesmal „sehr kooperativ gezeigt“, meinte Draxler, der den Anruf von Löw in einer Pause auf der Mailbox entdeckte.
So ganz fassen kann die Nachwuchshoffnung die Berufung in die Nationalmannschaft anscheinend noch nicht. „Ich habe mir genau angeguckt, wer da alles dabei ist. Als Fußball-Fan, aber auch als Teil der Mannschaft“, verriet Draxler am Freitag. Nach dem Weggang von Weltstar Raul soll er bei den Königsblauen auf die „Zehn“ rücken. Draxler erzielte in der abgelaufenen Saison fünf Tore und bereitete neun weitere vor. (sid)