Gelsenkirchen. . Julian Draxler fliegt überraschend mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ins erste EM-Trainingslager. Zeit für die Schalker A-Junioren oder für einen Trip nach New York mit den königsblauen Mannschaftskollegen bleibt dem Jungstar da nicht.
Die Schalker A-Junioren müssen ohne ihn um die deutsche Meisterschaft spielen, die Profikollegen bei der Abschluss-Tour nach New York auf ihn verzichten - Jungstar Julian Draxler fliegt überraschend mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ins erste EM-Trainingslager. „Er ist ein Spieler mit enorm viel Potenzial, er ist sehr jung und entwicklungsfähig“, sagte Bundestrainer Joachim Löw über den 18-Jährigen, den er ins vorläufige EM-Aufgebot berief: „Er hat seine Stärken im Eins-gegen-Eins und mit seiner Schnelligkeit, dazu kommt eine sehr gute Spielintelligenz.
Draxler auf die „Zehn“
Die Königsblauen haben Großes mit ihrem Juwel vor. Der Mittelfeldspieler soll nach dem Weggang von Weltstar Raul auf die „Zehn“ rücken. Doch zuvor darf er sogar von der EM in Polen und der Ukraine träumen. „Diese Erfahrung wird neu für ihn sein, das muss er mitnehmen“, sagte Trainer Huub Stevens: „Er kann in den nächsten Tagen sehr viel lernen. In dieser Saison haben wir Julian teilweise bewusst geschont, wenn wir gemerkt haben, dass er als junger Spieler eine Pause braucht. Das hat sich ausgezahlt, denn derzeit ist er frisch und ausgeruht.
Eigentlich könnte Draxler, der derzeit sein Fachabitur an der Gesamtschule Berger Feld in Sichtweite der Schalker Arena macht, mit seinen Altersgenossen um den Meistertitel spielen. „Er wäre bei uns herzlich willkommen“, sagte A-Junioren-Trainer Norbert Elgert, nachdem der königsblaue Nachwuchs am Wochenende sein Halbfinalticket gelöst hatte.
Keine Zeit für den „Big Apple“
„Nein, ausgeschlossen“, erklärte Manager Horst Heldt prompt, der dem Mittelfeldspieler nach 46 Pflichtspielen in dieser Saison nicht noch weitere Belastungen zumuten wollte. Nun fliegt Draxler, der erst ein einziges Mal für die deutsche U21 gespielt hat, nach Sardinien, wo im ersten Teil der EM-Vorbereitung ohnehin die Regeneration im Vordergrund stehen wird.
Nicht wahrnehmen kann er die Einladung von Torschützenkönig Klaas-Jan Huntelaar, der in New York die gesamte Mannschaft zum Essen eingeladen hat. Aber vielleicht sehen sich die beiden in der Ukraine wieder: Am 13. Juni trifft die deutsche Nationalmannschaft in Charkow auf Huntelaar und die Niederlande.
Zurückstehen muss in den nächsten Wochen die Schule. Draxler, der neben dem Training noch regelmäßig die Schulbank drückt, muss bis zu den Sommerferien noch einige Klausuren schreiben. Schon in der Vergangenheit ist ihm die Gesamtschule, an der unter anderem auch die Nationalspieler Manuel Neuer und Mesut Özil lernten, dabei entgegengekommen. So schrieb er auch schon mal am Sonntagmorgen beim Schulleiter eine Klausur nach.
„Einen ganz guten Rhythmus gefunden“
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„Ich habe da mittlerweile einen ganz guten Rhythmus gefunden. Ich weiß, wie viel ich in der Schule machen muss, dass ich so durchrutsche“, sagte Draxler, der dennoch „ein gutes Fachabitur machen“ will. Ex-Trainer Felix Magath hatte dem Mittelfeldtalent vor eineinhalb Jahren noch geraten, das Abitur sausen zu lassen, und damit eine intensive Debatte ausgelöst.
„Wenn alles normal läuft, braucht er Mitte des 21. Jahrhunderts kein Abitur mehr“, sagte Magath, nachdem er dem damals 17-Jährigen einen Profivertrag gegeben hatte. Draxlers Eltern hatte er überredet, ihren Filius vom Gladbecker Heisenberg-Gymnasium zu nehmen. Nach einem öffentlichen Aufschrei wechselte er an die Gesamtschule Berger Feld, die vom DFB als „Eliteschule des Fußballs“ geführt wird.
Sportlich machte Draxler als 17-Jähriger spektakulär auf sich aufmerksam: Im DFB-Pokal schoss er Schalke am 25. Januar 2011 durch ein Traumtor in der Verlängerung gegen den 1. FC Nürnberg ins Halbfinale, im Endspiel legte er vier Monate später mit dem Führungstreffer den Grundstein zum Sieg der Königsblauen.
In der abgelaufenen Saison schaffte er den Sprung zum Stammspieler, nur die Superstars Raul und Huntelaar sowie der Innenverteidiger Joel Matip standen noch häufiger auf dem Platz. Fünf Tore erzielte Draxler selbst, neun weitere bereitete er vor. (sid)