Essen. . Zwei EM-Viertelfinals finden an den umstrittenen Standorten Baku und St. Petersburg statt. Die Uefa verrät damit ihre eigene Idee. Ein Kommentar.

Im Viertelfinale der Fußball-EM 2021 gilt: Bühne frei für die Außenseiter. Schweiz, Dänemark, Tschechien, Ukraine – nur ganz besondere Optimisten dürften diese Mannschaften auf dem Zettel gehabt haben.

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Da ist es ungemein schade, dass nicht alle Bühnen, die ihnen bereitet werden, für Euphorie sorgen. Während Belgien und Italien sich in München messen und England in Rom gegen die Ukraine spielt, müssen die Schweizer und Spanier nach St. Petersburg, die Dänen und Tschechen nach Baku.

Menschenrechtsverletzungen in Baku angeprangert

Die russische Metropole und die aserbaidschanische Hauptstadt, die mehr in Asien als in Europa liegt, sorgen für viel Kritik. Die Coronazahlen sind beiderorts hoch, die Einreisebestimmungen streng; die Mannschaften können nur mit wenigen eigenen Fans im Stadion rechnen. Doch das ist nicht alles.

Ähnlich trostlos wie hier bei der Mannschaft von Wales dürfte die Kulisse in Baku auch im EM-Viertelfinale aussehen.
Ähnlich trostlos wie hier bei der Mannschaft von Wales dürfte die Kulisse in Baku auch im EM-Viertelfinale aussehen. © firo

Vor allem Baku ist umstritten. Menschenrechtsorganisationen prangern seit Jahren die Unterdrückung der Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit an. Amnesty International kommt auf Anfrage des dänischen Fußball-Verbandes zu der Einschätzung: „Die Regierung von Aserbaidschan nutzt die Ausrichtung großer Sport- und Unterhaltungsveranstaltungen schon seit mehreren Jahren, um grobe Menschenrechtsverletzungen zu vertuschen. Die Fußball-EM ist keine Ausnahme.“

Uefa setzt auf Sponsoren aus Russland und Aserbaidschan

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Die Uefa scheint darüber hinwegzusehen. Ebenso wie über die oppositionsunterdrückenden und homophoben Maßnahmen der russischen Regierung, die in St. Petersburg ebenso Viertelfinal-Gastgeber sein darf. Schließlich ist der russische Gasriese Gazprom ein wichtiger Sponsor. Socar, Energie-Unternehmen aus Aserbaidschan, war bis vor Kurzem ein weiterer.

Zeichen gegen Rassismus und Homophobie torpediert

Bei dieser EM wurden viele Zeichen gesetzt. Kunterbunte Gesten für Vielfalt. Gemeinsames Niederknien gegen Rassismus. Szenen der Solidarität nach einem menschlichen Drama. Es sind die Zeichen der Zeit. So funktioniert Europa. Dazu passen Gesetze gegen „homosexuelle Propaganda“ und die Verletzung von Menschenrechten nicht. Die Uefa wollte ein verbindendes paneuropäisches Turnier. Mit solchen Gastgebern verrät sie ihre eigene Idee.