Essen. Mit ihrem Charme und Sachverstand hätte Jessy Wellmer die Gewinnerin der EM-Berichterstattung werden können. Hätte. Eine TV-Kritik.
Den persönlichen Moderations-Tiefpunkt dieser Fußball-Europameisterschaft hatte Jessy Wellmer schon in der Vorrunde. Italien führte zur Halbzeit 1:0 gegen die Schweiz. Jessy Wellmer fragte in die Kamera: „Steht Italien schon mit einer halben Pizza im Achtelfinale?“ Puh, seufzten alle Zuschauerinnen und Zuschauer.
Wellmer könnte eine Gewinnerin der deutschen Berichterstattung während der Fußball-EM 2021 sein. Sie ist lange im Geschäft, berichtet mit Charme und Sachverstand. Die ARD hat sie nun zur Frontfrau gemacht. Jedoch wirkte es zuletzt so, als würde Wellmer mit ihren Aufgaben eher schrumpfen als wachsen.
Als sei Jessy Wellmer zufällig beim Fußball gelandet
Schon bei der DFB-Pokalauslosung schnodderte sie die Namen der Klubs so dahin, man konnte es respektlos oder auch peinlich nennen. Sicherlich meint sie das nicht böse, aber sie übertreibt, wirkt gekünstelt. Auch bei der EM wie gestern im Achtelfinale der Deutschen gegen England liegt sie immer genau einen Ton daneben.
Beim Versuch, besonders lässig zu sein, scheitert sie. Sie wirkt, als sei sie zufällig in diese Moderation getapst. Ihre Reaktionen (wie ein Auflachen, wenn sie nach Verletzten fragt) und auch manche ihrer Fragen wirken so unangemessen wie ihre Gags.
Keine Rettung durch Bastian Schweinsteiger
Einen echten Lapsus aber leistet sich die 41-jährige Jessy Wellmer, als sie den scheidenden Bundestrainer Joachim Löw nach der bitteren 0:2-Niederlage im Wembley-Stadion allen Ernstes fragte: "Ende gut, alles gut?"
Fremdscham krabbelt den Nacken hinauf. Und von ihrem Partner, der wandelnden Fußballfloskel Bastian Schweinsteiger, hat sie leider keine Rettung zu erwarten.
ARD verteidigt Duo gegen Kritik des Publikums
Auch in den Sozialen Netzwerken wurden die Schwächen diese Moderations-Duos längst bemerkt, viele Nutzerinnen und Nutzer zeigten sich irritiert und verärgert. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky verteidigte am Mittwoch jedoch Wellmer und Schweinsteiger.
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Der dpa sagte er: "Jessy Wellmer und Bastian Schweinsteiger ist es gelungen, respektvoll mit Joachim Löw umzugehen, ohne unkritisch mit der Situation umzugehen.“ Das Interview sei "ja sehr herausfordernd für alle Beteiligten, da dies das Ende der Ära Löw bedeutete und dies auch dem Bundestrainer spürbar nahe ging“.
Auch ging er auf die Frage "Ende-gut-alles-gut"-Formulierung Wellmers ein. Er erklärte: „Sie hat eine Frage formuliert, die hieß: "Ende gut, alles gut - oder eben nicht alles gut?" Dies mag in dem Lärm verkürzt am Fernseher angekommen sein, ist aber von ihr ausdrücklich als Frage formuliert worden.“ Souveräne, respektvolle Moderation sieht dennoch anders aus.