Essen. U2-Sänger Bono und DJ Martin Garrix liefern den offiziellen Uefa-Song zur EM. Seit 1992 gibt es die Tradition. Was in Erinnerung bleibt.

Die Macht der Uefa ist immens. Sie bringt zusammen, was eigentlich nicht zusammengehört: eine irische Rock-Band und einen niederländischen DJ. Bono, Sänger von U2, und The Edge, sein Gitarrist, haben mit Martin Garrix den offiziellen Song zur Fußball-EM 2021 „We Are The People“ geliefert.

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Seit 1992 veröffentlicht die Uefa zu jedem Turnier ein Lied. Den Anfang machte das schwedische Duo Towe und Peter Jöback zur EM in seinem Heimatland mit „More Than A Game“, in ABBAeskem Pop-Sound wurde über Fußball philosophiert: „Es ist mehr als ein Spiel. Mehr als Reichtum und Ruhm. Da ist eine Vision von Liebe. Ein Herz und eine Seele.“ Hach.

Von "Three Lions" bis "54, 74, 90, 2006"

1996 folgte das Turnier in England, Deutschland wurde Europameister. Die Engländer feierten dennoch zu „Three Lions – Football’s Coming Home“, indem sie selbstironisch ihr titelloses Dasein (Thirty Years Of Hurt – 30 Jahre des Schmerzes) besangen. Bis heute ist der Song eine der größten Fußballhymnen. Der offizielle EM-Titel ist in dieser Wucht untergegangen – zu soft kam Simply Reds „We’re In This Together“ daher.

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Das Phänomen der heimlichen Turnier-Hits kennt man auch in Deutschland. Offiziell sorgte 2006 bei der Heim-WM Herbert Grönemeyer dafür, „dass sich was dreht“. Ein Song, der die Euphorie mittrug. Aber noch viel textsicherer waren die Fanmeilen-Gänger bei „54, 74, 90, 2006“ der Sportfreunde Stiller. Wer eine Eselsbrücke für die bisherigen deutschen WM-Siege brauchte – hier war sie. Nur mit Titel Nummer vier klappte es noch nicht. Zur WM 2010 wurde der Song zwar noch einmal neu aufgelegt – Weltmeister wurde Deutschland aber erst 2014. „Ein Hoch auf uns“, empfahl da Andreas Bourani. Eine Hymne, unvergessen.

Was Nelly Furtado und Cristiano Ronaldo für immer verbindet

Vielleicht vergessen, aber auch schnell wieder im Ohr: Bei der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden verumzumzumzte „E-Type“ den spanischen Fan-Gesang „Campione“ zu einem Dancefloor-Fetzen. 2004 rauschte dann Portugal bei seiner Heim-EM bis ins Finale. Weltstar Nelly Furtado lieferte „Forca“ ab. Der Aufstieg des jungen Cristiano Ronaldo wird für immer mit diesem Gute-Laune-Hit über „eine Kraft, die niemand töten kann“ verbunden sein.

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Auf große Stars setzte die Uefa auch bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz. Der Spanier Enrique Iglesias lieferte den tanz- und mitsingbaren Beliebigkeitssong „Can You Hear Me“. Party statt Fußballkultur.

Weltstars sollen für EM-Stimmung sorgen

Warum der Song von Oceana zur EM 2012 in Polen und der Ukraine einem nicht gleich einfällt? Nun, am komplizierten Text lag es nicht. Die eindringlichste Zeile: „Oh, oh, oh, oh. Yeh, yeh, yeh, yeh, yeh. Endless Summer.“ 2016 übernahm dann wieder ein Weltstar: DJ David Guetta brachte „This is for you“ heraus: „Höre wie unsere Herzen gemeinsam schlagen.“

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Und nun also Bono. Wie man einen Welthit schreibt, das weiß der Dubliner. Doch Hand aufs Fußballherz: Bei all der Perfektion sehnt man sich doch nach etwas Urigkeit. Wie 1974, als die angehenden Weltmeister „Fußball ist unser Leben“ trällerten. Oder wie herrlich Klinsmann und Co. 1990 zu „Wir sind schon auf dem Brenner, wir brennen schon darauf“ neben Rhythmus und Text schunkelten. Zum Fremdschämen? Vielleicht. Aber Kult ist das allemal.