Rom. Die Europameisterschaft. Die größte Attraktion bleibt Cristiano Ronaldo. Den Reiz des Turniers machen noch andere Fußballer aus.
Wenn am Freitag (21 Uhr/ARD) der Anpfiff durch das Olympiastadion in Rom hallt, Italien auf die Türkei trifft, dann beginnt eine Europameisterschaft, die eine spezielle werden wird. Zum einen, weil die Corona-Pandemie ein unbekümmertes Fan-Fest verhindert. Zum anderen, weil dieses Turnier erstmals auf dem gesamten Kontinent verteilt an elf Orten stattfindet. Und sportlich? Die EM mit ihren 24 Teilnehmern verspricht Stars, Überraschungskandidaten und Exoten. Hier werden sie vorgestellt.
Die Stars
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Weiterhin scheint das Scheinwerferlicht am grellsten auf Cristiano Ronaldo, der mit Portugal versucht, den Titel von 2016 zu verteidigen. Doch so langsam schwächen die vielen, vielen Jahre im Profifußball den 36-Jährigen, in dieser Spielzeit konnte er mit Juventus Turin selten den Glanz vergangener Tage versprühen. Ein weiterer Rekord bleibt trotzdem möglich. Denn mit neun Treffer führt er gemeinsam mit dem ehemaligen französischen Nationalspieler Michel Platini die ewige Torjägerliste der EM an, hier kann sich der Portugiese nach vorne schieben. Spannend wird zudem das Duell in der Gruppenphase gegen Frankreich. Dann darf Ronaldo das Tempo des 22-jährigen Kylian Mbappé (Paris Saint-Germain) bestaunen, der als sein Nachfolger gilt und schon jetzt zu den Attraktionen des Turniers zählt.
So wie Weltfußballer Robert Lewandowski, der hofft, mit Polen die Gruppenphase zu überstehen. Letztlich verfügt die Nationalmannschaft des 32-jährigen Stürmers des FC Bayern jedoch nicht über genügend Qualität, um sich um den Titel zu balgen. Kevin De Bruyne hingegen könnte mit Belgien bei dieser Europameisterschaft überraschen. Der 29-jährige Kapitän von Manchester City muss zunächst die Verletzung nach dem Zusammenprall im Champions-League-Finale mit Chelseas Antonio Rüdiger (0:1) auskurieren. De Bruyne ist operiert worden. Das erste EM-Spiel gegen Russland am 12. Juni (21 Uhr) kommt noch zu früh.
Die besten Nebendarsteller
Neben den großen Stars mischen bei dieser EM einige Profis mit, auf die es sich ebenfalls lohnt, genauer zu achten. Frankreichs N´Golo Kante (30/Chelsea) stopft jede Mittelfeldlücke. Englands Jadon Sancho (21/Borussia Dortmund) stürzt sich in zahlreiche Dribblings. Frenkie de Jong (24/FC Barcelona) dirigiert das Spiel der Niederlande. Portugals Joao Felix (21/Atlético Madrid) vollführt Kunststücke am Ball. Belgiens Romelu Lukaku (28/Inter Mailand) wuchtet sich durch die Abwehrreihen. Und Deutschlands Torhüter Manuel Neuer (35/Bayern München) pariert immer noch am stärksten.
Die Trainer
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Die Blicke richten sich vor allem auf bekannte Gesichter an der Seitenlinie. Bundestrainer Joachim Löw (61) erlebt sein letztes Turnier mit Deutschland. Frankreichs Didier Deschamps (52) möchte nach dem WM-Triumph 2018 erneut einen Pokal mit den Händen streicheln. Portugals Fernando Santos (66) schaffte es 2016, sich mit seiner Mannschaft zum Sieg zu wurschteln. Spaniens Trainer Luis Enrique (51) hat mit dem FC Barcelona bereits die Champions League gewonnen (2015). Große taktische Innovationen sind bei einem Nationen-Wettbewerb selten zu erwarten, denn Schwächen innerhalb einer Mannschaft lassen sich nicht wie bei den Spitzenklubs wegkaufen. Interessant wird sein, was Gareth Southgate (50) aus dem talentierten englischen Kader herausquetscht. Nordmazedoniens Trainer Igor Angelovski haben nur wenige auf dem Schirm, doch er hat aus dem Außenseiter einen Favoritenschreck geformt (siehe Exoten).
Die Favoriten
Ganz oben auf der Favoritenliste steht Frankreich. Beim Weltmeister knubbeln sich die großen Namen, der Kader besticht durch seine Dichte. Auch Spanien darf sich eigentlich gute Chancen auf den Titel ausrechnen. Die Corona-Erkrankung von Kapitän Sergio Busquets hat den EM-Sieger von 2008 und 2012 allerdings durchgerüttelt. Und sonst? Einige Nationen begleiten viele Fragezeichen. Etwa Belgien und England. Italien und Portugal. Sie alle haben ihre Qualität schon nachgewiesen, ein Triumph im Finale am 11. Juli im Wembley-Stadion (21 Uhr) würde trotzdem überraschen. Dies gilt auch für die deutsche Nationalmannschaft.
Die Exoten
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Zwei Neulinge haben sich für die EM qualifiziert: Nordmazedonien und Finnland. Erstere blamierten Anfang März die Elf von Bundestrainer Joachim Löw, sie besiegten Deutschland in der WM-Qualifikation 2:1. Angeführt wird Nordmazedonien von Goran Pandev (37), in der Gruppe C muss sich der Außenseiter gegen Österreich, die Niederlande und die Ukraine durchsetzen. Finnland streitet in der Gruppe B mit Belgien, Dänemark und Russland um das Weiterkommen. Zwei Bundesliga-Profis sollen dabei helfen – Joel Pohjanpalo (Union Berlin) und Torhüter Lukas Hradecky (Bayer Leverkusen). Übrigens: Vor fünf Jahren ackerte sich Wales als Neuling ins EM-Halbfinale.
Die Waliser mischen diesmal wieder mit. Bei der Europameisterschaft, die heute angepfiffen wird. Jetzt wird sich zeigen, ob die EM nicht nur eine spezielle, sondern durch die Stars, Favoriten und Exoten auch eine schöne wird.