Dortmund. Es war nicht die Hinrunde des Maccel Schmelzer: Nur neun Bundesligaspiele absolvierte der Außenverteidiger, quälte sich mit diversen Verletzungen. Während seiner Abwesenheit spielte Vertreter Erik Durm teilweise groß auf - worüber sich Schmelzer im Interview aber freut.
Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen nach Ihrer Verletzungspause zum Ende des vergangenen Jahres?
Marcel Schmelzer: Ich fühle mich seit dem ersten Tag der Vorbereitung richtig gut und habe keine Probleme mehr. Die Winterpause kam genau zur richtigen Zeit. Ich habe davor schon eine Woche ohne irgendwelche Schmerzen trainiert, konnte mich dann gut erholen und bin jetzt richtig froh, dass ich wieder gesund bin.
Wie fällt das Fazit Ihrer Hinrunde aus?
Schmelzer: Die war nicht ideal, weil es wegen der der vielen Verletzungen schwierig war, richtig in den Tritt zu kommen. Nachdem ich im Sommer die Vorbereitung komplett mitmachen konnte, dachte ich eigentlich, dass es eine gute Hinrunde für mich werden könnte. Doch dann kam eine Verletzung nach der anderen und ich bin einfach nicht mehr richtig fit geworden. Sobald ich eine Rückkehr wagen wollte, habe ich mir wieder etwas zugezogen. Ich habe in der Bundesliga nur neun Spiele gemacht, von daher kann es keine gute Hinrunde gewesen sein.
Ist es ein Vorteil für Sie, mit Erik Durm nun einen Rotationspartner zu haben?
Schmelzer: Auf jeden Fall. Ich habe früher schon häufiger gesagt, dass ich mich darüber freuen würde, wenn wirklich jede Position doppelt besetzt wäre. Wir spielen in drei Wettbewerben und wollen das auch über den Winter hinaus tun. Das geht einfach nicht mit nur elf Spielern. Wir haben so viele Spiele, dass der Körper das dann nicht mitmacht. Wir sind auf einem guten Weg, Spieler auch dann schonen zu können, wenn sie nicht schon angeschlagen sind.
Man sagt: Konkurrenz belebt das Geschäft. Spüren Sie das jetzt auch?
Schmelzer: Ich denke nicht, dass Erik mein erster Konkurrent ist. Chris Löwe ist auch ein sehr guter Linksverteidiger und das hat er jetzt auch beim 1. FC Kaiserslautern gezeigt. Er ist nicht umsonst zum besten Linksverteidiger der Hinrunde in der 2. Liga gewählt worden. Ich freue mich einfach, dass wir auch nach dem Weggang von Chris wieder zwei gute Linksverteidiger haben.
Erik Durm sagt, dass Sie mit großem Abstand die Nummer 1 auf der linken Seite sind. Sehen Sie das Kräfteverhältnis ähnlich verteilt?
Schmelzer: Es ist nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Mich freut die Tatsache, dass ich mit meinen Konkurrenten nie Probleme habe. Ich habe früher immer gehört, dass es unter Konkurrenten Stunk geben soll, aber das habe ich noch nie erlebt. Ich verstehe mich mit meinen Konkurrenten eigentlich immer sehr gut. Das war bei Dede so und später auch bei Chris Löwe. Das ist für mich wichtig. Den Rest entscheidet der Trainer.
Versuchen Sie dem Konkurrenten zu helfen?
Schmelzer: Früher habe ich Dede gefragt, wenn ich in manchen Situationen Probleme hatte. Jetzt kommt Erik manchmal zu mir und fragt, wie er sich in bestimmten Szenen verhalten kann. Da merke ich, dass ich keine 21 mehr bin (lacht).
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Das gute Verhältnis zu allen Kollegen spricht für Sie. Ist es schwer, mit Ihnen Streit zu bekommen?
Schmelzer: Es ist schon schwierig, mich auf die Palme zu bringen. Aber wenn man es geschafft hat, dann... (denkt nach) … das ist zu viel jetzt (lacht).
Bemühen Sie sich um Harmonie im gesamten Team?
Schmelzer: Ja, natürlich. Es macht ja keinen Sinn, dass wir, wenn wir es endlich geschafft haben, unsere Mannschaft in der Breite stärker zu machen, unter Konkurrenten um eine Position immer Streit haben oder Neid empfinden. Wir können nur dann Titel und Pokale gewinnen, wenn wir nicht nur elf gute Spielern haben, sondern darüber hinaus noch acht oder neun, die genau so stark sind.
Inwieweit bedeutet Harmonie auch Arbeit?
Schmelzer: Ich denke, dass man schon daran arbeiten muss. Aber bei uns ist es im Moment noch so – toi, toi, toi -, dass es keine großen Probleme gibt. Der, der gerade nicht spielt, freut sich trotzdem, wenn die Mannschaft gewinnt. Das gibt es nicht so häufig im Fußball und ist wirklich extrem wichtig, um Erfolg zu haben.
Das Jahr 2013 war für Sie in der Nationalmannschaft von unterschiedlichen Eindrücken geprägt. Was bleibt bei Ihnen davon hängen?
Schmelzer: Ich bin mit meinen Länderspielen zufrieden, damit meine ich insbesondere auch das Paraguay-Spiel, nach dem ich aus meiner Sicht zu Unrecht in die Kritik mit einbezogen wurde. Fachlich war ich an keinem der drei Gegentore beteiligt. Das habe ich auch mit den Medienvertretern besprochen, die es betrifft.
Wie dürfen wir uns das vorstellen? Rufen Sie den betreffenden Journalisten dann an?
Schmelzer: Ja. Er war sehr überrascht, dass ich mich gemeldet habe. Ich habe dann nachgefragt, warum ich in die Fehlerkette einbezogen wurde. Seine Antwort war, dass er es nicht wüsste und sich die Situation dann noch mal anschauen müsste.
Werden Sie unterschätzt? Und wenn ja: Woran liegt das?
Schmelzer: Meine Meinung: Wenn in einer Abwehrformation mit mir und anderen Spielern, die wegen ihrer Erfolge vielleicht sogar mit Recht etwas höher angesehen werden, etwas falsch gemacht wird, muss man aber doch trotzdem bewerten, was passiert ist, und nicht das schwächste Glied für alles verantwortlich machen.
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Nervt das?
Schmelzer: Wenn es passiert, nervt es natürlich. Wir werden sehen, wie es beim nächsten Mal sein wird.
Während viele Ihrer BVB-Kollegen in den Medien täglich zu sechs verschiedenen Vereinen transferiert werden, bleibt es um Sie trotz konstant guter Leistungen in den vergangenen Jahren vergleichsweise ruhig. Ärgert Sie das oder ist es sogar angenehm?
Schmelzer: Es ärgert mich nicht, weil ich weiß, dass an den Gerüchten zu 90 Prozent nichts dran ist. Da ich einen sehr guten Draht zu meinem Berater habe, weiß ich, wer an mir interessiert war und ist. Ich finde es besser, es nicht nachlesen zu müssen. Ich weiß mich gut einzuschätzen. Und ich weiß auch um die Wertschätzung von anderen. Das ist das wichtigste.
Schon in Ihrer Jugend war neben Ihren sonstigen Qualitäten der große Ehrgeiz augenscheinlich. Woher kommt der?
Schmelzer: Alles, was mit Sport zu tun hatte, habe ich mit meinem Bruder gemacht. Einer musste ja gewinnen - und das wollte ich sein. Vielleicht kommt es daher. Wenn ich im Training ein Spiel verliere – und sei es nur ein kleines, eher unbedeutendes - nervt es mich. Ich finde das auch nicht schlimm, so zu sein. Mats (Hummels, d. Red.) ist auch so - oder noch ein bisschen schlimmer (lacht). Das gehört in einer Mannschaft dazu. Wenn wir 20 Spieler in einer Mannschaft hätten, denen egal ist, ob sie gewinnen oder verlieren, dann hätten wir sicher weniger Erfolg.
Sie sprachen von Wettkämpfen mit Ihrem Bruder. Wir hörten von zerstörter Inneneinrichtung in Ihrem Elternhaus…
Schmelzer: Ja, das stimmt. Es war nicht übermäßig extrem, aber jeder hat versucht, besser als der andere zu sein. Und ich glaube weil ich zwei Jahre älter bin, war ich in manchen Sachen ein bisschen weiter.