La Manga. . Ende 2013 war bei Borussia Dortmund etwas die Luft raus, jetzt aber ist der BVB voller Tatendrang. Im Interview spricht der Manager Michael Zorc über die Art und Weise, wie sich die Borussia für die Zukunft aufstellen will und warum er jetzt noch nicht mit Ilkay Gündogan über eine Vertragsverlängerung spricht.

Draußen ist der eisige Wind einer milden Brise gewichen. Drinnen lässt sich Michael Zorc in einen Sessel sinken. Der Sportdirektor des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, der sich im spanischen La Manga auf die Rückrunde vorbereitet, bestellt einen doppelten Espresso - und redet über die Zukunft seines Klubs. „Es ist es unsere Herausforderung, Borussia Dortmund dort oben, wo wir in den letzten Jahren regelrecht hingeschossen sind, zu etablieren“, sagt er.

Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang die geplante Vertragsverlängerung mit Ilkay Gündogan?

Michael Zorc: Sehr wichtig. Ilkay hat gerade in der vergangenen Saison gezeigt, welchen Wert er für uns hat. Er ist unser spielbestimmender Mann im Mittelfeld. Wir wünschen uns, ihn längerfristig an uns binden zu können und werden dafür alles tun. Ich glaube, es gibt viele Argumente, die für Borussia Dortmund sprechen.

Hat es denn bereits Gespräche mit ihm und seiner Familie gegeben?

Zorc: In diesem Jahr noch nicht. Für Ilkay geht es hier in La Manga darum, wieder Anschluss an das Team zu bekommen. Das Trainingslager ist nicht der richtige Ort, um Vertragsgespräche zu führen.

Gibt es einen Zeitpunkt, an dem sie spätestens Klarheit über seine Zukunftspläne haben wollen?

Zorc: Natürlich brauchen wir irgendwann Planungssicherheit, weil er ein Schlüsselspieler für uns ist. Wir können nicht bis zum Ende der Saison warten. Es hilft uns aber nicht, irgendein Ultimatum zu setzen.

Auch Marco Reus ist ständig Gegenstand von Gerüchten. Er soll eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag haben. Stören Sie die ständigen Spekulationen?

Zorc: Wir haben gelernt, damit umzugehen und zu leben. 90 Prozent von dem, was ich in den letzten Monaten gelesen habe, sind Mumpitz. Wenn man so Fußball spielt wie wir es getan haben, dann ist es völlig normal, dass sich um unsere Mannschaft entsprechende Gerüchte ranken. Stören tut es mich nicht mehr. Das ist sogar eine Auszeichnung. Und zu Marco Reus nur so viel: Er ist ebenfalls ein Schlüsselspieler und zudem ein Dortmunder Junge, den ich am liebsten bis zum Karriereende bei uns sehen würde.

Edinson Cavani für den BVB "nicht zu einem Prozent umsetzbar"

War es schwierig, sich an die ewigen Gerüchte zu gewöhnen?

Zorc: Der Exodus wird uns schon seit drei Jahren prophezeit. Wir hätten schon drei neue Mannschaften aufbauen müssen, wenn alle, die uns gerüchteweise verlassen sollten, wirklich gegangen wären. Das ist aber nicht der Fall gewesen. Wir haben es immer gut auffangen können, wenn uns ein wichtiger Spieler pro Saison verlassen hat. In diesem Jahr wird das Robert Lewandowski sein und ich bin zuversichtlich, dass wir das kompensieren können.

Wie soll der Lewandowksi-Nachfolger sein?

Zorc: Er muss charakterlich zu uns passen, die sportliche Qualität muss da sein und der Transfer muss umsetzbar sein. Wir können beispielsweise gerne über Edinson Cavani philosophieren. Er ist ohne Zweifel ein guter Stürmer, aber nicht zu einem Prozent umsetzbar.

Der neue Mann soll Entwicklungspotenzial mitbringen, der Mannschaft aber auch direkt helfen können. Wie schwierig ist es, so einen Spieler zu finden?

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Zorc: Es kann auch sein, dass wir zwei Stürmer holen. Ich will mich da überhaupt nicht festlegen. Ich hasse es, wenn man sich selbst beschränkt. Wir brauchen keine Dogmen. Es muss die beste aller verfügbaren Lösung sein - und die werden wir finden.

Bislang ist Lewandowski im Angriff nicht zu ersetzen. Planen Sie deshalb, in der neuen Saison zwei Stürmer im Kader zu haben, die auf einem ähnlichen Niveau sind?

Zorc: Es stimmt, dass wir im Moment eine Sondersituation haben. Robert ist uneingeschränkt die Nummer eins auf seiner Position. Er ist extrem widerstandsfähig und so gut wie nie verletzt oder auch nur angeschlagen. So etwas kann man bei einem Zugang natürlich nicht voraussetzen.

Aber?

Zorc: Am Ende bietet dieser sicherlich große sportliche Verlust die Chance, an der einen oder anderen Schraube zu drehen. So war es bei den Wechseln in der Vergangenheit auch immer. Wir wollen das nutzen, um zum Beispiel noch flexibler zu werden. Der Trainer hat da verschiedene Varianten im Kopf.

Sie haben Winter-Transfers größerer Art ausgeschlossen

Zorc: Ich habe gesagt: Jetzt aktuell ist nichts geplant, ist nichts auf dem Tisch, was einen Erdrutsch auslösen würde. Aber ausschließen tue ich nie irgendwas.

Der BVB in La Manga

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BVB-Manager Zorc war froh, als das Jahr 2013 vorbei war 

Gerüchte um Robert Lewandowski waren für BVB-Manager Michael Zorc (l.)
Gerüchte um Robert Lewandowski waren für BVB-Manager Michael Zorc (l.) "sogar eine Auszeichnung." © imago

Wieviel Charme hatte der Gedanke, schon jetzt einen Stürmer zu verpflichten, um ihm ein halbes Jahr Eingewöhnungszeit zu gewähren?

Zorc: Das ist grundsätzlich eine gute Idee, nur die Jungs, die interessant sind, sind im Winter kaum verfügbar, weil sie eine gewisse Qualität haben und in ihrer aktuellen Mannschaft, die meistens auch ambitioniert ist, nicht abkömmlich sind. Wir haben dieses Jahr wegen der WM eine lange Vorbereitung, von daher ist genügend Zeit zur Eingewöhnung.

Kann es sich der BVB leisten, einen neuen Stürmer ab dem Sommer in Ruhe zu entwickeln? Oder muss der nicht sofort Tore garantieren?

Zorc: Ich glaube, dass es als Stürmer grundsätzlich einfacher ist als für einen Mittelfeldspieler, unsere spezielle Art des Fußballs zu übernehmen. Denn am Ende geht es darum, den Ball mit einer guten Aktion ins Tor zu schießen.

Viele Gegner in der Bundesliga haben sich gut auf den speziellen Fußball eingestellt. Muss sich der BVB neu erfinden?

Zorc: Wir müssen uns immer wieder entwickeln, der eine oder andere Abgang bietet die Chance dazu. Natürlich haben sich die Gegner sehr genau angeschaut wie wir so erfolgreich geworden sind und das eine oder andere vielleicht auch übernommen. Aber ich glaube wir sind immer noch an Platz eins der herausgespielten Torchancen in der Bundesliga - trotz Bayern München, trotz Bayer Leverkusen. Wir müssen nicht alles umkrempeln, auch wenn viele so tun, als wenn der vierte Platz kurz vor dem Abstieg läge.

Zumindest liegt er außerhalb des eigenen Zielkorridors.

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Zorc: Es war ein sehr, sehr intensives Jahr für alle Beteiligten bei Borussia Dortmund. Mit sehr, sehr vielen Höhepunkten, aber am Ende wurde es ein bisschen mau. Da war jeder froh, dass das Jahr zu Ende war. Ich habe das Gefühl, dass nun alle wieder voll aufgeladen und voller Tatendrang sind. Wir werden versuchen, in der Rückrunde unser Saisonziel – die direkte Qualifikation für die Champions League am besten über Platz zwei - zu erreichen. Wenn wir das schaffen haben wir eine tolle Saison gespielt. Und in den anderen beiden Wettbewerben wollen wir so weit wie möglich kommen.

Kann ein Verein wie der BVB zweimal in Folge ins Finale der Champions League kommen?

Zorc: 1997/98 sind wir in der Saison nach dem Titelgewinn im Halbfinale gegen Real Madrid ausgeschieden. Es ist extrem schwierig auf dem Niveau. Dass wir überhaupt da hingekommen sind, das ist eine brutale Leistung, die man vielleicht erst mit einer gewissen Zeitverzögerung richtig bewerten kann. Aber: Alles ist möglich, nur nicht immer wahrscheinlich.

Sie schließen nichts aus?

Zorc: Genau.