Dortmund. Dass Jürgen Klopp in der Champions League gegen Olympique Marseille eine Sperre in einer Loge absitzen musste, hatte auf das Spiel von Borussia Dortmund keinen Einfluss. Der BVB-Trainer hatte seine Mannschaft, die nicht nur wegen der mittlerweile gesammelten Königsklassen-Erfahrung mit 3:0 gewann, perfekt vorbereitet.
Obwohl Jürgen Klopp auf dem offiziellen Spielbogen der UEFA nicht aufgeführt wurde, richteten sich vor Anpfiff dennoch alle Augen und Kameras auf den Dortmunder Cheftrainer, der nach seinem Ausraster in Neapel für das Champions-League-Heimspiel gegen Olympique Marseille gesperrt wurde. Genau wie Bundestrainer Joachim Löw bei der EM 2008 nutzte der BVB-Coach am Dienstagabend die Vorzüge des Innenraumverbotes und genehmigte sich eine Zigarette in der Loge, von der er die Partie gemeinsam mit seinem ehemaligen Pressesprecher Josef Schneck verfolgte. Während nicht nur in der Loge, sondern auch aus dem Gästeblock Rauch aufstieg, dürfte Klopp kurz an die beiden Niederlagen gegen Marseilleaus der Saison 2011/12 (2:3, 0:3) zurückgedacht haben, als seine junge Elf gegen die Franzosen mächtig Lehrgeld zahlte.
Perfekte Abwehrbilanz der Borussia gegen Olympique Marseille
Nuri Sahin war vor zwei Jahren zwar ein „Königlicher“, als Dortmunds Mannschaft nach dem sensationellen Gewinn der deutschen Meisterschaft erstmals wieder in die Königsklasse einzog. Doch der Mittelfeldstratege hatte trotz seiner Abwesenheit verinnerlicht, dass die zwei Niederlagen gegen Olympique Marseille in der Hinrunde 2011 den Borussen im Gedächtnis geblieben sind. Zusammen mit Real-Kollegen Hamit Altintop hatte er Dortmunds Auftritte gegen „OM“ vor dem Fernseher verfolgt. „Häufig wird diese Erfahrung in der Champions League unterschätzt“, sagte ihm der Ex-Schalker und Sahin pflichtete ihm bei: „Dortmund war damals zwar viel besser in dem Spiel, doch Marseille hatte die Partie mit ihrer Erfahrung gewonnen.“
So dominant die junge Borusia damals auch aufspielte: Die Franzosen bestraften jede defensive Unachtsamkeiten sofort. Dass der BVB nun zwei Jahre weiter auf königlichen Parkett ist, war vor allem in der Abwehrbilanz von Dienstagabend nachzulesen: „Bis auf eine Freistoßszene hatte Olympique keine Torchance“, sagte Nuri Sahin. „Wir haben das echt gut gemacht.“
Die abgeklärte Art des ungefährdeten 3:0-Sieg gegen Marseille beeindruckt noch mehr, wenn man auf die Umstände und den BVB-Kader blickt: Mit Roman Weidenfeller, Lukasz Piszczek, Ilkay Gündogan und Marcel Schmelzer fehlten Dortmund gleich vier Stammspieler sowie der verletzte Kapitän Sebastian Kehl. Erik Durm feierte sein Debüt in der Champions League, Kevin Großkreutz agiert erst seit Saisonbeginn dauerhaft als Rechtsverteidiger, ebenso kurz sind die beiden Neuen, Mkhitaryan und Aubameyang, erst Teil der Klopp-Elf.
BVB-Stürmer Lewandowski registrierte Klopps Fehlen erst in der Kabine
Dass der BVB-Cheftrainer nach seinem Ausraster in Neapel für das Match gegen „OM“ gesperrt war, fiel Doppeltorschützen Robert Lewandwoski erst in der Halbzeit auf, als Klopp in der Kabine fehlte. „Das war die einzige Umstellung“, sagte der Pole. „Wir sollten einfach normal unser Spiel spielen und unseren Plan verfolgen. Zeljko Buvac hat die Ansprache gehalten. Für uns war das normal.“
Auch wenn es „für Klopp nicht so schön war, oben sitzen zu müssen“ sah Nuri Sahin jedoch, dass beim BVB alles seinen geregelten Gang lief. „Wir hatten am morgen eine ganz kurze Taktikeinheit und diese ist zu 100 Prozent aufgegangen. Olympique wollte sein Spiel, was wir heute Morgen analysiert haben, durchziehen. Wir waren darauf sehr gut vorbereitet und hatten unsere Mittel dagegen. Danach wurden wir für Olympique unangenehm, weil wir schnelle Spieler haben. In diese extremen Räume, die Olympique heute geboten hat, sind wir reingestoßen. Das war der Schlüssel zum Sieg.“
Die Journalisten mussten Jürgen Klopp hingegen nicht vermissen. Da seine Sperre 15 Minuten nach Abpfiff auslief, durfte der Chefcoach wie gewohnt die Pressekonferenz nach Spielschluss leiten. Dort wollte er den Revanchegedanken nicht zu hoch hängen. „Gemeinsam haben wir negative Erfahrungen machen dürfen. Revanche? Das war ein kleines Thema, aber kein großes. Wenn wir auch das Rückspiel geradebiegen könnten – dann wäre das Thema erledigt.“ Am 11. Dezember wird Klopp dann wieder das Spiel von der Seitenlinie aus beobachten dürfen, wenn auch ohne Zigarette.
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