Dortmund. . Borussia Dortmund demonstriert beim 4:2 gegen den FC Augsburg seine Stärke in der Breite. Moritz Leitner, Jonas Hofmann und Leonardo Bittencourt bilden die offensive Dreierkette. Trainer Klopp war nur besorgt um die “Stressresistenz“ seiner jungen Back up-Spieler.
Wer erst das Möhrchen vor die Nase hält und dann wieder wegzieht, macht sich nicht beliebt beim Kaninchen. Dass die Augsburger die Stätte ihrer 2:4-Niederlage stinksauer verlassen haben, lag also an Borussia Dortmund. Erst präsentierte der Meister der vergangenen beiden Spielzeiten den Besuchern aus dem Bundesligakeller einen Aufstellungsbogen, der die Hoffnungen schürte, dem Untergang vielleicht entgehen zu können. Dann ließ die Jugendauswahl von Jürgen Klopp auch noch zwei Gegentreffer innerhalb von zwei Minuten zu, die dem FC zur Pause eine 2:1-Führung bescherte. Und dann? Dann hat der BVB-Trainer das Möhrchen weggezogen. Und zwar exakt in Minute 52.
Welche Gewichte die Westfalen in die Waagschale werfen können, wurde dem deutschen Fußballvolk in dieser Minute noch einmal vor Augen geführt. Auf die noch immer nicht einsatzfähigen Mats Hummels und Jakub Blaszczykowski hatte Klopp erneut verzichten müssen. Torhüter Roman Weidenfeller (Rückenprobleme) und Marco Reus (Bauchmuskelzerrung) meldeten sich kurzfristig ab. Vom Plan, belasteten Stammkräften vor der zweiten Königsklassen-Viertelfinalauseinandersetzung mit Malaga am Dienstag in der eigenen Arena Schonung zu gewähren, wollte der Trainer der Schwarzgelben dennoch nicht abweichen. Es blieben also auch Lukasz Piszczek, Ilkay Gündogan, Sebastian Kehl, Mario Götze und Robert Lewandowski auf der Bank. Stattdessen formierte sich auf dem Rasen unter anderem die offensive Dreierkette mit den 20-jährigen Moritz Leitner und Jonas Hofmann und dem 19-jährigen Leonardo Bittencourt.
Augsburg dreht das Spiel binnen zwei Minuten
Markus Weinzierl, der Trainer der Augsburger, rechnete anschließend vor, „40 Minuten lang“ sei seine Mannschaft von diesen Aushilfen dominiert worden. Sein Kollege Klopp wollte zwar lediglich eine halbe Stunde Dominanz beobachtet haben, in dieser Zeit aber, konstatierte er, „haben die Jungs das super gemacht“. Inklusive 1:0-Führung durch Ersatzstoßstürmer Julian Schieber (22.). Innerhalb der fünf Minuten (wahlweise: 15 Minuten) vor der Pause jedoch fingen sich die Schwarzgelben zwei Treffer durch Daniel Baier (43.) und Kevin Vogt (45.), was der renommierte Neven Subotic mit einer gewissen Lässigkeit hinnahm: „Als wir zwei Minuten gepennt haben, haben die das eiskalt ausgenutzt.“
Ein bisschen besorgt war Klopp aber, dass es seiner Jugendgruppe an „Stressresistenz“ mangeln könnte. Er wechselte, um „Impulse von außen zu geben“, in Minute 52 Mario Götze und Robert Lewandowski ein. Und die erledigten die Angelegenheit fix. Steilpass Lewandowski, Vorlage Hofmann: Tor zum 2:2 durch Schieber. Götze auf Subotic, Tor zum 3:2. Götze auf Lewandowski, Treffer 21 in der Saison für den Polen, der die Torjägerkanone im Visier hat: 4:2. Fazit: Fünf Chancen, nachdem der Gegner es gewagt hatte, den Nachmittagsschlaf zu stören, drei davon verwertet. Mit Rückblick auf das Versemmelfestival von Malaga (0:0) eine schöne Sache. Und: Mund abwischen, wie es Große eben tun, wenn sie einem Kaninchen das Fell über die Ohren gezogen haben.
Gratulation und Kampfansage von Klopp
Dass man die deutsche Nummer zwei mit dem Anspruch ist, auf Jahre hinaus die diesmal national enteilten Bayern zu attackieren, wird beim BVB mittlerweile nämlich als selbstverständlich betrachtet. Brav gratulierte Klopp Richtung München und schickte dem „außergewöhnlichen Kollegen und großartigen Trainer“ Jupp Heynckes noch einen besonderen Gruß hinterher. Er erklärte aber auch mit einem etwas hinterhältig wirkenden Grinsen: „Wir hoffen, den Abstand im nächsten Jahr wieder ein bisschen geringer darstellen zu können.“