Donezk/Dortmund. . Was Robert Lewandowski auch anstellte, es reichte zuletzt meistens zu einem Tor. Doch ausgerechnet dieser Stürmer fehlt Borussia Dortmund in den nächsten drei Spielen der Fußball-Bundesliga. Den Anfang macht die Partie am Samstag gegen Frankfurt.
Um kurz nach 14 Uhr setzt Flug AB1009 aus Donezk auf dem Dortmunder Flughafen auf. Es ist das Ende einer Dienstreise, die die Fußballer von Borussia Dortmund mit einem kollektiv goutierten Ergebnis beendeten. 2:2-unentschieden im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim ukrainischen Meister Schachtjor Donezk. Beste Voraussetzungen, um erstmals seit 15 Jahren ins Viertelfinale einzuziehen. Der Mann, der entscheidend zu diesem Ergebnis beitrug, sitzt in Reihe 14, Platz A, direkt am Notausgang. Sein Name: Robert Lewandowski. Er besetzt für gewöhnlich die einzige Planstelle in der Abteilung Torproduktion. Das ist das Problem. „Ich habe jetzt erst einmal Pause“, sagt er.
An 31 Toren direkt beteiligt
Grund dafür ist die Rote Karte aus der Partie gegen Hamburg, die dem Stürmer vorbehaltlich der mündlichen Verhandlung am Dienstag eine Sperre von drei Bundesligaspielen einbrachte. Sie greift erstmals am Samstag (18.30 Uhr, live in unserem Ticker), wenn der BVB zum Spitzenspiel Eintracht Frankfurt empfängt. Diese Rote Karte, Folge eines Frustfouls, passt so gar nicht in die vergangenen Wochen des Robert Lewandowski. Denn der Nationalstürmer kann derzeit anstellen, was er möchte - am Ende springt doch mindestens ein Tor heraus.
Auch interessant
In Donezk säbelte er beim Torschussversuch am Ball vorbei - und setzte auf diese Weise versehentlich gleich zwei Gegenspieler matt. So allein stand er selten vor dem gegnerischen Tor, der Rest war Formsache. Er überlegt noch, ob er den Trick in sein reichhaltiges Repertoire an Ball-Fertigkeiten aufnehmen soll. „Da war ein bisschen Glück dabei“, lächelt er.
Schieber steht im Schatten Lewandowskis
Aber so ist das eben mit Stürmern, bei denen die Dinge gerade im Fluss sind. Vermutlich träfe er im Moment auch aus der Reiseflughöhe von 13.000 Metern irgendein Tor. In den vergangenen sieben Pflichtspielen des BVB war der 24-Jährige immer erfolgreich. Wettbewerbsübergreifend ist Lewandowski mit 20 Toren und elf Vorlagen an 31 Treffern direkt beteiligt. Und das in 30 Saisonspielen.
Lewandowski ist Dortmunds Torgarantie. Eine Torgarantie, die vorübergehend außer Dienst sein wird. Gegen Frankfurt, in Mönchengladbach und gegen Hannover muss ihn jemand ersetzen. Eine heikle, weil schwerstmögliche Aufgabe, die einem Mann vor die Füße fällt, der am Mittwoch in Donezk wie gewohnt eine Nebenrolle einnahm: Julian Schieber.
Auch interessant
Für die stattliche Ablöse von 5,5 Millionen Euro wurde der Stürmer im Sommer aus Stuttgart losgeeist. Er wusste, dass er sich in den Schatten von Lewandowski begeben würde, dass er sich erst einmal mit der Rolle des Ersatzmannes anfreunden müssen würde. Seine Einsatzzeiten sind bislang mehr als überschaubar, weil Lewandowski so gut wie nie Teil des Dortmunder Kräfteschonungsprogramms wird. Es scheint, als sei er unverzichtbar.
Klopp legt sich noch nicht fest
Schieber spielte beim 5:0-Offensivspektakel gegen Mönchengladbach, ohne groß aufzufallen. Er traf im Pokal gegen Aalen und im bedeutungslosen Champions-League-Spiel gegen Manchester City. Es sind seltene Arbeitsproben des seit Mittwochabend 24-Jährigen. Sein bislang letztes Bundesligator schoss er in Dortmund - beim 4:4 der vergangenen Saison allerdings noch im Trikot des VfB.
Das ist jetzt seine Chance, all den Zweiflern zu zeigen, dass er ein würdiger Vertreter sein kann. Wenn Trainer Jürgen Klopp ihm denn das Vertrauen schenkt. „Es wird sich eine Lösung finden“, äußert sich Klopp zu diesem Thema nur. So oder so: In den kommenden Wochen werden Schieber und der BVB Indizien sammeln können, wie die Perspektiven mit dem jeweils anderen sind.
Robert Lewandowski wird sich seinen Sturmkollegen von der Tribüne aus ansehen. Sein nächster Einsatz steht erst Ende Februar an. Es ist das Pokal-Duell mit dem FC Bayern München, der offenbar um die Dienste des Polen buhlt. Es ist keine Kunst vorherzusagen, dass dann rechtzeitig die Debatten neu entflammen in der Frage, ob Lewandowski im Sommer vertraglich den Notausstieg wählt oder an Bord der Borussia bleibt.