Berlin. Zauberhaft, überragend, gigantisch: Borussia Dortmund demütigte im DFB-Pokalfinale den FC Bayern München mit 5:2 (2:1) und holte sich zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte das Double. Die Bayern haben nur noch eine Titelchance - nächste Woche im Champions-League-Finale.

Borussia Dortmund spielt die Sterne vom Himmel: Nach der Meisterschaft sicherte sich der BVB mit einem spektakulären und denkwürdigen 5:2-Finalsieg gegen Bayern München den DFB-Pokal. Das erste Double der Vereinsgeschichte. Ekstase in Schwarz-Gelb.

Hell und rot leuchtet die Zahl, die am Spielfeldrand die Nachspielzeit anzeigt. Eine Fünf steht da. Fünf Minuten Nachspielzeit, fünf Minuten mehr von dieser erstaunlichen, spektakulären und aus Dortmunder Sicht begeisternden Halbzeit im Berliner Olympiastadion. Die fünf Minuten sind noch längst nicht abgelaufen, da streichelt Shinji Kagawa einen Pass in den Lauf von Robert Lewandowski. Und Dortmunds Stürmer schiebt den Ball mit etwas Glück durch die Beine von Bayern-Torwart Manuel Neuer. Es ist das 3:1 für den BVB, der Schlusspunkt dieser ersten Hälfte. Die Vorentscheidung. Die Vorentscheidung? Niemand wagt, das zu behaupten. Zu außergewöhnlich ist dieses Spiel.

Kagawa trifft für den BVB in der 3. Minute zum 1:0

Die Borussia eröffnet es, in dem sie schneller reagiert als die Bayern. Von Luiz Gustavos Fuß springt der Ball ins Nichts vor dem Münchner Tor, Jakub Blaszczykowski schaltet rasch, legt den Ball quer auf Shinji Kagawa, der ins leere Tor trifft. Drei Minuten sind da gespielt. Drei Minuten, in denen die Bayern allerdings schon nachgewiesen hatten, dass sie diese Partie anders angehen würden, als in den vorherigen Duellen. Viermal in Serie hatte der Branchenriese gegen die neuen Herausforderer verloren, an diesem Abend in Berlin soll es anders ausgehen, soll München rehabilitiert werden.

Auch interessant

Schnell und aggressiv reißen die Münchner das Spiel an sich, verteidigen beinahe so eifrig, wie man es sonst von Schwarz-Gelb gewohnt ist. Fehler des Gegners sind die Folge, so wie der von Sebastian Kehl. Dortmunds Kapitän verliert den Ball im Mittelfeld. Einen Steilpass später pariert Roman Weidenfeller gegen Mario Gomez, beide rasseln zusammen, Dortmunds Torwart bleibt liegen, hält sich die Rippen, muss Minuten lang behandelt werden. Macht dann weiter – und steht sofort wieder im Blickpunkt: Wieder läuft Gomez einem Steilpass nach, wieder kommt Weidenfeller raus, allerdings zu spät. Gomez spitzelt den Ball fort und fällt über Weidenfellers Hände – Elfmeter. Robben schnappt sich den Ball. Der Robben, der gegen diesen BVB, gegen diesen Weidenfeller die Meisterschaft vom Elfmeterpunkt verschossen hatte. Robben wählt die gleiche Ecke wie einst in Dortmund, Weidenfeller die andere. Ausgleich, 1:1, 24. Minute. Verdient.

Denn Bayern ist die besser Mannschaft, verteidigt stark, lässt dem BVB keinen Platz, agiert zielstrebig nach vorn. Ribery von links auf Lahm, Mats Hummels kratzt seinen Schuss aus acht Metern von der Linie (34.). Es ist die letzte Szene, bevor Roman Weidenfeller den Platz verlässt. Er hat Schmerzen, wird später mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren. Für ihn kommt Mitch Langerak. Er wird nur noch wenig zu tun bekommen.

Hummels verlädt Neuer - 2:1 per Elfmeter

Denn plötzlich ist der BVB zurück. Zurück in diesem Spiel. Ein verunglückter Schuss von Marcel Schmelzer landet bei Blaszczykowski und wird von Jerome Boateng im Strafraum zu Fall gebracht. Wieder Elfmeter. Mats Hummels läuft an, Manuel Neuer bekommt die Hand noch an den Ball, aber nicht entscheidend. Das 2:1 für den BVB (41.). München taumelt, Dortmund setzt nach – und trifft. Kagawa, Lewandowski, Party in Schwarz und Gelb.

Weitere Beschleuniger folgen. Shinji Kagawa bemerkt, dass ihn niemand recht angreifen will, in der eigenen Hälfte läuft er los, läuft und läuft bis weit in die Münchner Hälfte. Über Kevin Großkreutz landet der Ball bei Lewandowski, der den Ball aus zehn Metern in die Maschen hämmert (58.). Kein Halten mehr auf den Tribünen.

Aber der BVB vergisst darüber das Verteidigen. Mario Gomez köpft den Ball an die Latte (68.), Franck Ribery macht es sieben Minuten später besser: Flachschuss in die lange Ecke. München hofft noch einmal vage. Allerdings nur sechs Minuten lang. Dann rutscht Manuel Neuer ein sicher geglaubter Ball noch aus den Händen, Lukasz Piszczek hebt ihn gefühlvoll vor das Münchner Tor und Lewandowski köpft ihn mitten hinein ins Dortmunder Glück (85.). Ekstase in Berlin.