Berlin. Borussia Dortmund hat zum ersten Mal in seiner 103 Jahre währenden Historie das Double geholt und seine Vorherrschaft im deutschen Fußball bestätigt. Die Bayern mussten sich einem neuen alten Konkurrenten mit gesenkten Köpfen ergeben. Ein Kommentar.
Borussia Dortmund musste dieses Finale von Berlin nicht gewinnen, weil es für den BVB ein Finale nach dem Finale war. Ein Finale nach dem Finale der Bundesliga, nach dem großen Finale, nach dem gefeierten finalen Einlauf ins Ziel der langen Strecke. Meister. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren. Es waren also die Bayern, die mussten. Für sie ging es um den nationalen Pokal, vor allem aber um die nationale Reputation, um den Ruf als Branchenführer, als unangefochtene deutsche Nummer eins, dem die Schwarzgelben bereits mächtig Schrammen zugefügt hatten.
Es sind einige Schrammen mehr hinzugekommen in der Hauptstadt. Es sind tiefe Schrammen hinzugekommen, Schrammen, die den Bayern richtig weh tun, die noch lange schmerzen werden. Fünftes Spiel in der Reihe gegen die Westfalen verloren. Gedemütigt. In der zweiten Halbzeit, der offenen Halbzeit, der Halbzeit, in der sie hätten zurückschlagen müssen, phasenweise ratlos, hilflos, überfordert wirkend. Und Borussia Dortmund ist schon wieder in ein Ziel eingelaufen. Als Sieger. Borussia Dortmund ist schon wieder Erster. Erstmals in seiner 103 Jahre währenden Historie hat der Klub sich das Double gesichert und seine Vorherrschaft im deutschen Fußball damit bestätigt. Ja, der FC Bayern München kann am 19. Mai im eigenen Stadion noch in der Champions League triumphieren. Doch selbst ein Erfolg über den FC Chelsea kann das, was über dem Kapitel, das über diese Saison geschrieben werden wird, nicht mehr ausradieren: Die Saison, in der die Bayern sich einem neuen alten Konkurrenten mit gesenkten Köpfen ergeben mussten.
Die Pokal-Geschichten: Weidenfeller verletzt - Robben schießt einen Elfmeter
Natürlich gab es auch die vielen kleinen Geschichten, die jedes Pokalfinale schreibt. Die Geschichte von Roman Weidenfeller, Dortmunds Torhüter. Im verlorenen Finale von 2008 war er nicht dabei. Im Finale von 2012 verletzt er sich, spielt weiter, verursacht einen Elfmeter, muss dann doch den Platz verlassen. Die Geschichte von Arjen Robben. In der Liga verschoss Bayerns Flügelstar einen Elfmeter. In Berlin trifft er vom Punkt gegen Weidenfeller. Oder die Geschichte von Holger Badstuber. Im Finale der Champions League darf er gesperrt nicht antreten. Im nationalen Cup-Finale verursacht auch er einen Elfmeter. Eine traurige Geschichte. Im Gegensatz zu der von Mats Hummels. Im Finale von 2008 vom damaligen Trainer Thomas Doll auf die Bank verschoben. Im Finale von 2012 Elfmeterschütze, bejubelter Elfmeterschütze.
Es gibt mehr von diesen kleinen Geschichten. Die Drei-Tore-Geschichte von Robert Lewandowski. Die Geschichte, in der Bastian Schweinsteiger die Nerven nicht mehr fest im Griff hat. Die bedeutende, die Geschichte mit Größe ist nach diesem Finale aber die vom Kniefall der Bayern vor den aus der Asche der drohenden Insolvenz erstandenen Schwarzgelben. Erst Meister. Schon wieder Meister. Schon wieder die Bayern, die gloriosen Bayern auf der langen Strecke Bundesliga hinter sich gelassen. Und jetzt auch noch Pokalsieger gegen den FCB mit einer Mannschaft, die so jung ist, dass sie noch viel, sehr, sehr viel erreichen kann. Und mit einer Mannschaft, die vor allem so schlau ist, zu wissen, dass sie gemeinsam noch viel, sehr, sehr viel erreichen kann.
In der Zukunft, der etwas näheren und der ferneren. In der ganz nahen steht erst einmal die letzte Auseinandersetzung in der Königsklasse an. Fußballdeutschland wird sich dann hinter dem FC Bayern München versammeln. So, wie irgendwann vielleicht einmal wieder hinter dem BVB.