Bremen. Der Engländer erzielt sein erstes Tor seit seiner Dortmund-Rückkehr. Gemeinsam mit Donyell Malen kaschiert er gegen Bremen Schwächen.
Jadon Sanchos erstes Tor für Borussia Dortmund seit 1031 Tagen hatte noch ein hübsches Detail, das zwar zufällig entstand, aber doch den Samstagabend aus Sicht des BVB ganz treffend beschrieb. Der Engländer ließ Werder Bremens jungen Argentinier Julian Malatini, noch ziemlich grün hinter den Ohren, mit einer simplen, aber effektiven Täuschung einfach stehen. Dann schoss er in der 38. Minute auch noch an Torwart Michael Zetterer vorbei in die kurze Ecke. So weit, so offensichtlich.
Als Sancho gerade ins Dribbling ging, flackerte hinter ihm die LED-Werbebande auf. Besonders gut auf der Haupttribüne zu sehen, auf der auch die Fernsehkameras platziert sind. Huch? Nein, keine Panik, es handelte sich ja bloß um die Einblendung eines Sponsors, der Kaminöfen vertreibt. Und was eignet sich zur Visualisierung eben besser als ein paar Flammen. Als Sancho dann mit dem Ball am Fuß in den Strafraum zog, wechselte die Bandenreklame auf den markigen Werbespruch: „Das Feuer deines Lebens.“
BVB: Sportdirektor Kehl über Sancho – „Belohnt sich selber“
Sie hatten beim BVB darauf spekuliert, dass ein Neustart im Ruhrgebiet auch im Fußballer Sancho wieder etwas zum Lodern bringt. Denn hinter dem 23-Jährigen lagen schwierige Monate bei Manchester United, wo auf Sanchos Premier-League-Traum ein bitterböses Erwachen folgen sollte. „Alle haben sich für Jadon gefreut, weil sie sehen, dass er arbeitet, dass er total gewillt ist, dieser Mannschaft zu helfen“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl: „Und ja, Tore helfen. Er hat vorher ein, zwei Assists gehabt. Dieses Tor wird ihm Auftrieb geben.“ Durch den zweiten Dortmunder Treffer beim hart erkämpften 2:1 (2:0)-Erfolg in Unterzahl am Samstagabend im Weserstadion habe er „sich selber belohnt“. Nach vielversprechendem Jahresbeginn erlebte die Leihgabe aus England jüngst einen ersten Rückschlag. Selbst sprechen wollte der Engländer in Bremen übrigens nicht.
Sancho musste beim wichtigen Sieg in Bremen, der dem BVB einen Platz sicherte, der zur Teilnahme an der Champions League in der kommenden Saison berechtigt, auch der Mannschaft aus der Patsche helfen, oder: sie befeuern.
Nicht zum ersten Mal in dieser Saison waren die Dortmunder von besonderen Momenten ihrer Unterschiedsspieler abhängig, um zum Torerfolg zu kommen. „Mit so einer Aktion, da sieht man natürlich, was für ein toller Fußballer er ist“, sagte Kehl. „Wie er gerade in Eins-gegen-Eins-Situationen den Unterschied machen kann.“ Trainer Edin Terzic präzisierte später auf der Pressekonferenz: „Jadon ist als Spieler nicht dafür bekannt, dass er einen sehr harten und präzisen Schuss hat, aber einen sehr frühen. Er schießt, bevor es der Gegner oder der Torwart sieht. Wir wollten ihn erinnern, dass er in diese Situation kommt. So hat er im Training viele Tore geschossen.“
BVB verteidigt gegen Werder Bremen in Unterzahl die Führung
Zuvor hatte der sich in brillanter Form befindende Donyell Malen schon mit einem artistischen Seitfallzieher das Bremer Abwehrbollwerk durchbrochen (21.). Sechs Tore hat der Niederländer in diesem Jahr bereits erzielt und dem BVB damit etliche Punkte beschert. Justin Njinmahs Anschlusstreffer (70.) leitete zwar eine druckvolle Bremer Schlussphase ein, die eine in der zweiten Halbzeit neuformierte Dortmunder Abwehr doch sehr souverän konterte. Nach dem Platzverweis für Marcel Sabitzer wegen seines harten Einsteigens gegen Mitchell Weiser (45.) musste der BVB die zweite Hälfte in Unterzahl verbringen. Terzic opferte Offensivspieler Malen zu Gunsten von Mats Hummels und stellte auf eine Fünferkette um.
Die beiden Tore und Dortmunds stabiler Auftritt in Unterzahl kaschierten dann allerdings, dass die Mannschaft in Gleichzahl in der ersten Hälfte trotz viel Ballbesitz nicht so recht mit dem Ball etwas anfangen konnte. Das war zwar dominant und kontrolliert, es rollte aber nicht ein Angriff nach dem anderen gegen eine limitierte Bremer Elf.
BVB fühlt sich bereit für das Champions-League-Achtefinale gegen PSV Eindhoven
Für Niclas Füllkrug reicht es aber, um mit „einem guten Gefühl“ am Mittwoch (21 Uhr/DAZN) ins Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen die PSV Eindhoven zu gehen, das der BVB nach dem 1:1 im ersten Duell gewinnen muss, um in die mit 10,6 Millionen Euro prämierte Runde der letzten Acht einzuziehen. Der Europapokal-Abend läutet auch die Woche mit den Partien gegen die Bundesliga-Top-Teams ein – in denen darüber gerichtet wird, ob der BVB auch kommende Saison in der Königsklasse spielen darf.
Die bisherigen Eindrücke dieser Saison deuten darauf hin, dass dies eine gewaltige Herausforderung wird. Aber: „Wir haben viele Spieler, die eine gute Verfassung, eine gute Form haben und uns in einzelnen Situationen helfen“, meinte Füllkrug. Borussia Dortmund, deine Einzelkönner.