Dortmund. Drei Dortmunder Verteidiger wollen zur EM. In der entscheidenden Bewerbungsphase muss sich plötzlich Mats Hummels hinten anstellen.
Die einst so lange Liste ist diesmal eine kurze. Auf einem Zettel notiert Borussia Dortmunds Trainer Edin Terzic Woche für Woche die Namen seiner Spieler, die nicht zur Verfügung stehen. Und vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Samstag (18.30 Uhr/Sky) steht dort nur ein Profi niedergeschrieben: Angreifer Sebastien Haller.
Auf vielen anderen Positionen knubbeln sich die Alternativen, was per se Terzic die Qual der Wahl lässt. Andererseits muss er harte Entscheidungen treffen, zum Beispiel in der Innenverteidigung. Niklas Süle (28), Nico Schlotterbeck (24) und Mats Hummels (35) wollen alle spielen. „Wir sind sehr glücklich auf dieser Position“, sagte Terzic am Donnerstag.
BVB: Wichtige Wochen für Dortmunder Nationalspieler
Es sind entscheidende Wochen für den Klub, der um die Champions-League-Teilnahme kämpft. Auch für die drei Abwehrspieler persönlich, denn alle drei wollen ja nicht nur für den BVB spielen, sondern im Sommer auch bei der Europameisterschaft. Am kommenden Freitag wird Bundestrainer Julian Nagelsmann seinen Kader für die beiden März-Länderspiele nominieren. Es ist davon auszugehen, dass dieses Aufgebot schon sehr nah an jenem sein wird, mit dem der 36-Jährige ab Juni agieren möchte. Als Bedingung formulierte Nagelsmann schon mehrfach, dass Kandidaten auch in ihren Vereinen regelmäßig spielen müssen. Die Chancen der Dortmunder Verteidiger? Abwarten.
Von Nico Schlotterbeck, bei dem Nagelsmann „ein außergewöhnliches Talent“ sieht, erwartet Nagelsmann „maximale Konstanz auch im Klub“, um einen wichtigen Part im DFB-Team zu übernehmen. Seit Nagelsmanns Anstellung im Oktober war Schlotterbeck nicht mehr in den Kreis der Nationalmannschaft berufen worden, obwohl er sich beim BVB stabilisierte. „Die Tür ist für keinen Spieler zu, weil du dich jederzeit über gute Leistungen im Verein empfehlen kannst“, versicherte der 24-Jährige im Januar gegenüber dieser Redaktion. Andererseits: Im Trikot der deutschen Elf überzeugte Schlotterbeck bisher nicht.
BVB: Niklas Süle ist variabel einsetzbar
Für Niklas Süle spricht eine Variabilität. Er kann innen verteidigen und zusätzlich auf der rechten Seite, eine der problematischen Positionen beim DFB. Süle allerdings müsse laut Nagelsmann „den Anspruch haben, in Dortmund absoluter Stammspieler zu sein. Ob rechts oder innen, ist zweitrangig. Nicht nur mitzulaufen, sondern eine tragende Rolle zu spielen“. In den November-Länderspielen gegen die Türkei und in Österreich kam Süle nicht zum Einsatz. Anfang des Jahres wurde zudem die leidige Fitness-Debatte wieder zum Thema.
Mats Hummels schien einen Platz im Kader von Nagelsmann sicher zu haben. Den Dortmunder zu reaktivieren war ja ein Coup, der dem noch immer recht neuen Bundestrainer zu Beginn seines Jobs gelang. Nagelsmann identifizierte die defensive Stabilität und Grundordnung als das größte Manko der Elf, als verlängerter Arm auf dem Platz sollte Hummels dirigieren – und gerade die Partie in den USA machte Hoffnung. Anschließend spielte Hummels zweimal nicht, in Österreich (0:2) dann über 90 Minuten, dabei aber nicht gut. Anders als Süle und Schlotterbeck allerdings lieferte der 35-Jährige beim BVB durchweg auf hohem Niveau ab. Kritisierte Nagelsmann die fehlende Konstanz bei anderen, muss er diesen Faktor Hummels zugute halten.
BVB: Mats Hummels spielte in der Liga nur 20 Minuten
Ausgerechnet Hummels jedoch hat nun plötzlich einen schweren Stand in Dortmund. Auf 20 Bundesliga-Minuten kommt der Routinier in diesem Jahr bloß. Im Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League bei der PSV Eindhoven stand er über die gesamte Spielzeit auf dem Feld. Ein Infekt warf Hummels zu Jahresbeginn zurück, Trainer Terzic lobte zwar dessen Leistungen im Training, doch erwähnte gleichzeitig, dass Süle und Schlotterbeck zwei wichtige Stabilisatoren in diesem Jahr seien. Sie sollen den BVB in Zukunft anführen, in der Hierachie aufrücken.
Dass Hummels nun häufiger draußen sitzt, dürfte dem ehrgeizigen Weltmeister von 2014 im Hinblick auf seine EM-Chancen gar nicht gefallen. „Unsere Jungs wissen, dass sie nur beeinflussen können, wie der Bundestrainer entscheidet, indem sie gute Leistungen bringen“, meinte Terzic. Einen Einblick hinter die verschlossenen Trainingstüren in Dortmund-Brackel aber hat Nagelsmann nicht.