Dortmund/Bochum. Der VfL Bochum trifft heute in der Bundesliga auf den BVB. Offensiv-Künstler gegen Abwehrbollwerk - auf diese Spieler kommt es im Derby an.

Für Edin Terzic gibt es keine zwei Meinungen. „Natürlich ist es ein Derby“, sagt der BVB-Trainer. „Das merkt man allein daran, was es für den VfL Bochum bedeutet, gegen uns zu spielen.“ Manchmal wird ja ein wenig abschätzig über das zweite Ruhrgebiets-Duell in der Bundesliga gesprochen. Dortmund und Bochum, schön und gut, aber gegen den anderen blau-weißen Klub ist es noch ein bisschen aufregender. Vor der 70. Pflichtspiel-Auflage heute Abend (20.30 Uhr/DAZN) jedoch kribbelt es allein schon, weil die Tabellenkonstellation eine besondere ist. Borussia Dortmund träumt mit einem Punkt Vorsprung auf Bayern München von der Schale, der VfL Bochum will sich ein drittes Jahr in der Bundesliga erkämpfen. Nah beieinander sind BVB und VfL nur an der B1. Heute treffen Offensiv-Künstler auf ein Abwehrbollwerk – und diese Spieler stehen im Fokus.

BVB gegen VfL Bochum: Thomas Letsch warnt vor Donyell Malen

Manuel Riemann (34) wird sich wünschen, dass er dies auf andere Weise tut als im Pokal-Achtelfinale (1:2) im Februar. Bochum spielte eine Halbzeit tapfer mit, dann verunglückte dem VfL-Torwart ein Befreiungsschlag, den Emre Can zum Dortmunder Führungstor nutzen konnte. „Wenn Torhüter oder Abwehrspieler falsche Entscheidungen treffen, resultieren daraus Tore“, meint sein Trainer Thomas Letsch (54). „Er hat gezeigt, dass er ein Top-Torwart in der Bundesliga ist – und ich bin überzeugt, dass er seinen Teil gegen den BVB beiträgt, damit wir erfolgreich sind.“

Beim VfL Bochum gegen den BVB im Fokus: (von links) Manuel Riemann, Erhan Masovic und Danilo Soares.
Beim VfL Bochum gegen den BVB im Fokus: (von links) Manuel Riemann, Erhan Masovic und Danilo Soares. © imago, firo, picture alliance / Montage Lübner

Gefahr wird aus allen Richtungen auf Riemanns Tor zurollen, besonders aber von Dortmunds rechter Angriffsseite. Donyell Malen, Mann der Stunde in Schwarz und Gelb, wandelt sich immer mehr vom vermeintlichen Fehleinkauf zum erhofften Unterschiedsspieler, der dem BVB vor zwei Jahren 30 Millionen Euro wert war. Sechs Tore gelangen dem 24-jährigen Niederländer in den jüngsten fünf Partien – Trainer Letsch mahnt vor „extrem viel Geschwindigkeit, wenn man ihnen die Räume anbietet“.

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Lücken, die Danilo Soares stopfen soll. Der Linksverteidiger erwischte beim 1:5-Debakel in Wolfsburg einen rabenschwarzen Tag. Das Aufeinandertreffen des 31-jährigen Brasilianers mit Malen könnte eines der Schlüsselduelle im Ruhrstadion werden. Soares presst gerne hoch, macht viele Meter an der Seitenlinie entlang. Gegen die fixen Dortmunder dürften er und Cristian Gamboa als Rechtsverteidiger zurückhaltender zu Werke gehen. „Es ist nicht das eine oder andere. Wir müssen einen gesunden Mix finden“, fordert Letsch.

Beim BVB gegen den VfL Bochum gefragt: (v.l.) Sebastien Haller, Julian Brandt und Donyell Malen.
Beim BVB gegen den VfL Bochum gefragt: (v.l.) Sebastien Haller, Julian Brandt und Donyell Malen. © dpa, firo, imago / Montage Lübner

Und in dem soll Kompaktheit eine wichtige Rolle spielen, seine Mannschaft solle „jeden Zweikampf führen, als sei es der letzte“, so Letsch. „Sie spielen einen sehr intensiven Fußball“, weiß auch Terzic. In Bochums Mittelfeld gibt es traditionell nur wenige Räume – und die müssen vom Gegner mit Kreativität befüllt werden. Bei Julian Brandt (26) kehrt sie langsam zurück. Vor seiner Muskelverletzung sprudelte der Nationalspieler vor Spielwitz, brauchte dann aber ein paar Spiele, um wieder in die Spur zu kommen – der 4:0-Erfolg am vergangenen Samstag gegen Eintracht Frankfurt war ein Schritt in die richtige Richtung. Für den BVB; und für Brandt. Ein genialer Pass könnte auch das Derby in Bochum entscheiden.

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Wer der Nutznießer davon sein kann? Womöglich Sebastien Haller (28). Vier Tore hat der Ivorer erzielt, weil er erst seit diesem Jahr nach Krebserkrankung wieder einsatzfähig ist. Viel wichtiger ist aber, dass er Räume für seine wuseligen Mitspieler schafft. Im Gegensatz zu Nachwuchsstürmer Youssoufa Moukoko (18) kann er es ja auch körperlich mit Bochums Abwehrkanten Ivan Ordets (30) und Erhan Masovic (24) aufnehmen. „Wir haben nicht diesen einen Stürmer, der mit 25 Treffern dafür gesorgt hat, dass wir da oben stehen“, meinte Trainer Terzic und versah diesen Fakt mit einem Lob: „Sondern wir regeln es als Mannschaft, und das ist ein gutes Zeichen, konstanter zu werden.“

So war es zuletzt im DFB-Pokal. Thomas Letsch (r.), Trainer des VfL Bochum, musste mitansehen, wie sich Dortmund nach dem 1:0 freut.
So war es zuletzt im DFB-Pokal. Thomas Letsch (r.), Trainer des VfL Bochum, musste mitansehen, wie sich Dortmund nach dem 1:0 freut. © FUNKE Foto Services | Udo Kreikenbohm

VfL Bochum: BVB muss bei Standards aufpassen

Einen 25-Tore-Mann hat auch der VfL Bochum nicht. Hinter Philipp Hofmann (30, acht Tore) ist der Serbe Masovic mit vier Treffern der zweitbeste Schütze im Kader – und das kommt nicht von ungefähr. Letsch-Assistent Jan Fießer ließ fleißig offensive Standard-Situationen üben. „Diese Dinge sind nicht einfach zu verteidigen“, befürchtet Terzic. „Du kannst sie vom Tor fernhalten, und einmal rutscht der Ball durch und es gibt Einwurf oder Ecke. Wenn sie führen und mit der Euphorie und Leidenschaft verteidigen, ist es nicht leicht, zurückzukommen.“

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