Marbella. Einige BVB-Profis müssen um ihren Platz bangen – auch wegen Sebastien Hallers Rückkehr. Trainer Edin Terzic stehen alle Spieler zur Verfügung.
Auf der kleinen Anzeigentafel in einer Ecke der Fußballanlage in Marbella stand die Spielzeit. 73:03 Minuten waren vergangen, als Sebastien Haller den Rasen betrat und mit Applaus der knapp 500 Fans empfangen wurde. Sechs Monate nachdem bei dem 28-Jährigen ein bösartiger Hodentumor gefunden wurde, stand der Angreifer zum ersten Mal in einem schwarz-gelben Trikot auf dem Platz.
Ein besonderer Moment in dem Testspiel am Dienstagnachmittag gegen Fortuna Düsseldorf, das Borussia Dortmund 5:1 gewinnen sollte. „Dafür habe ich hart gearbeitet. Ich wollte unbedingt spielen. Ich habe da sehr darauf hin gefiebert“, sagte der Angreifer. Spielen sei jetzt etwas ganz anderes als trainieren, so Haller. „Es ist ein besseres Gefühl, als durch den Wald zu laufen.“
BVB-Stürmer Modeste fremdelt noch immer
Doch die wundervolle Geschichte, die Sebastien Haller gerade schreibt, kennt auch einen Verlierer: Anthony Modeste. Dieser war im vergangenen Sommer eilig als Haller-Ersatz vom 1. FC Köln verpflichtet worden. Seitdem fremdelt der Angreifer mit der Mannschaft, kann derzeit nach seiner Leistenoperationen noch nicht an allen Einheiten teilnehmen. Und nun sieht der 34-Jährige, wie sich in Haller ein zusätzlicher Konkurrent neben Youssoufa Moukoko (18) auf dem Weg zurück befindet.
Überhaupt konnte Trainer Edin Terzic in dieser Saison noch nie mit einem so großen Kader arbeiten wie derzeit. Dies erhöht die Hoffnung, dass das kommende halbe Jahr besser verläuft – verschärft aber auch das Gerangel um einen Platz in der Startelf. Es werden sich Spieler auf der Bank oder Tribüne wiederfinden, die sich dort normalerweise nicht vermuten. Karim Adeyemi (20), Giovanni Reyna (20) und Thorgan Hazard (29) dürften es schwer haben. Genauso wie Emre Can (28). Und eben Modeste.
Für Emre Can wird es eng beim BVB
An einem Vormittag in Marbella, das Training war gerade beendet, stellte sich Salih Özcan vor die Journalisten und scherzte, dass es im Mannschaftsbus schon eng werde. Der 24-Jährige fühlt sich im Dortmunder Zentrum wohl, dort fehlte in den vergangenen Monaten Mahmoud Dahoud.
Eine Schulterverletzung zwang den 27-Jährigen dazu, von draußen zu verfolgen, wie der BVB nach einem ordentlichen Start in die Bundesliga-Saison nach und nach immer mehr Punkte liegen ließ. Jetzt drängt Dahoud zurück auf die Position vor der Abwehrkette, Özcan droht deswegen ein Zuschauerplatz. Für Emre Can, den Edin Terzic ohnehin häufig nicht berücksichtigt, dürfte es daher noch komplizierter werden, Einsatzzeit zu sammeln.
„Man merkt, jeder gibt alles, jeder versucht, sich seinen Stammplatz zu ergattern. Es gehört in der Vorbereitung dazu, zu zeigen, was man kann“, erklärte Özcan an jenem Vormittag. Der BVB sei ein großer Verein, jeder habe die Fähigkeit, in die Startelf zu rutschen. „Das sieht man, das merkt man auch im Training.“
Ähnlich formulierte es Marco Reus. Das Training sei sehr intensiv, in Marbella müsse man den Grundstein legen „für eine sehr, sehr gute Rückrunde, die wir spielen wollen“. Den Kapitän warf in den vergangenen Monaten immer wieder seine Sprunggelenksverletzung zurück, jetzt fühle er sich gut. Dadurch verändert sich das Gefüge in der Offensive: Wenn den 33-jährigen Führungsspieler keine körperlichen Probleme plagen, dann spielt er.
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Dies könnte etwa Giovanni Reyna schaden. Der US-Amerikaner versucht sich nach vielen, vielen Verletzungen wieder aufzurappeln. An Reus dürfte er nicht vorbeikommen, zudem präsentiert sich Julian Brandt (26), ein weiterer Kandidat für das offensive Mittelfeld, weiterhin in einem beachtlichen Zustand. Reyna könnte auf die Außenbahn ausweichen, aber auch dort nimmt das Gedrängel zu.
BVB: Bynoe-Gittens wieder fit
Jamie Bynoe-Gittens hat seine Schulterverletzung überwunden, der 18 Jahre alte Engländer könnte dem Kader eine zusätzliche Unberechenbarkeit verleihen, die der Mannschaft in den vergangenen Wochen häufig fehlte. Dies verschärft die Situation für Karim Adeyemi, Thorgan Hazard und auch Donyell Malen (23).
Am Dienstag aber erzielte Adeyemi gegen Fortuna Düsseldorf ein Tor, Malen traf sogar doppelt. Vielleicht sorgt der Konkurrenzkampf also nicht dafür, dass sie auf der Bank platznehmen müssen. Sondern dafür, dass sie ihr Potenzial endlich ausschöpfen.