Dortmund. Die BVB-Fans protestierten vor dem Derby gegen Bochum gegen Katar. Der jüngste Dortmunder Spieler drängt sich für die WM auf. Ein Kommentar.
Zuerst dankte Borussia Dortmunds Anhängerschaft Reinhard Rauball, der diesen Verein in drei Amtszeiten maßgeblich mitgeprägt hat, in höchsten Nöten auch entscheidend mithalf, ihn zu retten. Der 75-Jährige wird in Kürze auf der Mitgliederversammlung sein Amt zur Verfügung stellen, gegen den VfL Bochum erlebte er sein letztes Heimspiel als Präsident. Mehr als verdient, dass die Fans ihn für seinen herausragenden Einsatz bejubelten und auch mit Bannern würdigten. Auf dem größten stand: „Ohne Dich kein Hier und Jetzt. Danke für alles, Reinhard Rauball.“
Nach dieser Würdigung schaltete die Südtribüne aber sofort um auf Protest. Es war nicht nur das letzte Heimspiel für den Präsidenten Rauball, sondern auch das letzte Heimspiel der Borussia vor der Weltmeisterschaft. Und so nutzte die aktive Fanszene die Gelegenheit zu einem vielbeachteten Statement: „Boycott Qatar 2022“ war auf einem großen, breiten Spruchband zu lesen, und es wurde auch konkret zum Fernsehboykott aufgerufen: „Qatar abschalten!“
Durch Werners Verletzung wird Moukokos Chance größer
Von der Südtribüne geht durch ihre außerordentliche Größe und ihre Optik als Gelbe Wand eine enorme Wirkung aus. Noch nie fand eine WM unter solchen Vorzeichen statt. Aber: Zu verhindern ist sie jetzt nicht mehr, es wird gespielt. Bundestrainer Hansi Flick wird am Donnerstag sein 26-köpfiges Aufgebot für das Turnier in dem Wüstenstaat benennen. Er muss sich jetzt aufs Sportliche konzentrieren, und es dürfte nicht leicht für ihn werden, eine endgültige Auswahl zu treffen.
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Besonders in der Sturmspitze, wo seit dem Abschied von Miroslav Klose kein hochklassiger Mittelstürmer mehr zu besichtigen war, muss er sich etwas einfallen lassen. Jetzt ist noch Timo Werner ausgefallen. Okay, auch er hatte sich nicht gerade den Ruf eines Knipsers erworben, aber er galt zumindest als zweite Möglichkeit neben Kai Havertz, der ganz vorne spielen kann, aber auch kein klassischer Neuner ist.
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Mindestens eine Alternative also sollte sich Flick bereithalten. Beste Chancen werden derzeit dem Bremer Niclas Füllkrug attestiert, der mit 29 Jahren zwar noch kein einziges Länderspiel bestritten hat, in dieser Saison allerdings schon nachdrücklich bewiesen hat, dass er weiß, wo das Tor steht. Am Samstagabend erzielte er gegen Schalke 04 sein zehntes Saisontor. Es gibt aber auch noch einen weiteren interessanten Kandidaten – und der kommt aus Dortmund: Toptalent Youssoufa Moukoko ist gerade in bestechender Form, beim 3:0 gegen den VfL Bochum beeindruckte er wieder mit zwei tollen Treffern.
Moukoko wird am Tag der WM-Eröffnung 18 Jahre alt
Der Junge wird am Tag der WM-Eröffnung erst 18 Jahre alt. Aber er hat sich nicht nur sehr schnell beeindruckend entwickelt, er hat auch gezeigt, dass er sich durchzusetzen vermag. Er hat den internen Konkurrenzkampf gegen Routinier Anthony Modeste, der ihm anfangs vorgezogen war, deutlich gewonnen. Youssoufa Moukoko könnte viel lernen im Kreis der Nationalspieler, und er könnte zumindest einer sein für den vielleicht einen besonderen Moment. Wir erinnern uns an 2006, an die Heim-WM, an das berauschende Tor im Gruppenspiel gegen Polen. Als Jürgen Klinsmanns Joker David Odonkor zustach und mit einem tollen Flankenlauf das unvergessene Tor von Oliver Neuville vorbereitete.
Hansi Flick wird wissen, was er riskieren kann. Vielleicht hält er Youssoufa Moukoko für noch nicht reif genug. Aber der Bundestrainer wird sich bestimmt darüber freuen, dass sich der Junge jetzt schon aufdrängt.