Dortmund. Borussia Dortmund entscheidet ein schwaches Derby gegen Schalke mit 1:0 für sich. Matchwinner Youssoufa Moukoko hat ein Angebot vorliegen.

Youssoufa Moukoko strahlte noch immer über das ganze Gesicht. Das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 war längst abgepfiffen, der 1:0 (0:0)-Sieg des BVB war schon über eine Stunde alt, und Moukoko stand im Stadionumlauf und wartete auf einen Wagen, der ihn aus dem Stadion bringen sollte. Auch in dieser schmucklosen Umgebung grinste er noch immer breit – denn er hatte sich ja zuvor einen Herzenswunsch erfüllt: „Ich hab’ davon jeden Tag in der Jugend geträumt und mir vorgestellt, wie es ist, irgendwann mal vor der Südtribüne so ein Tor zu schießen“, sagte er.

Der 17-jährige Youssoufa Moukoko war nach dem Derby gegen Schalke der gefeierte Held auf Seiten des BVB.
Der 17-jährige Youssoufa Moukoko war nach dem Derby gegen Schalke der gefeierte Held auf Seiten des BVB. © AFP

Es hatte etwas Komisches, einen 17-Jährigen von Jugendträumen sprechen zu hören, aber wer wollte an einem solchen Tag so kleinlich sein? Moukoko hatte ja den Treffer des Tages gemacht, er hatte sich in der 79. Minute im Rücken der Schalker Innenverteidiger davongestohlen und eine Flanke von Marius Wolf per Kopf über die Linie gedrückt – und damit den BVB erlöst, der aus seiner deutlichen Überlegenheit in diesem Derby bis dahin viel zu wenig gemacht hatte.

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BVB-Stürmer Anthony Modeste tut sich weiter schwer

Anthony Modeste nämlich tat sich wieder einmal schwer im Sturmzentrum, war kaum eingebunden, sammelte nur 14 Ballkontakte ein und vergab seine einzige gute Torchance. Immer wieder kamen die Dortmunder an den gegnerischen Strafraum, aber dann wurde der falsche Pass gespielt oder der richtige kam nicht präzise genug. Dementsprechend fiel der Siegtreffer „spät, aber sehr verdient“, wie BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl treffend beschrieb. Noch besser aber fasst Julian Brandt die Partie zusammen: „Die Schalker haben es uns nicht leicht gemacht, wir haben es uns aber auch selbst nicht leicht gemacht.“ Aber am Ende reichte es, und die Erleichterung darüber war allen Dortmundern anzumerken: „Wir haben vorher zwei Spiele verloren“, erklärte Brandt. „Für uns war es extrem wichtig, wieder zu gewinnen – entsprechend ist eine Riesenlast von uns abgefallen.“

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Die Schalker verließen das Stadion enttäuscht – aber es gab schon Derby-Niederlagen, die sie schlimmer getroffen hatten. Sportdirektor Rouven Schröder hob „eine geschlossene Mannschaftsleistung im Defensivverhalten“ hervor und lobte: „Wir haben das Spiel lange offen gestaltet, konnten die Angriffe gut abwehren.“ Mittelfeldspieler Tom Krauß gab zu: „Im Laufe des Spiels hat es sich ergeben, dass wir auf ein 0:0 spekuliert haben. Wir haben auf den einen Moment gewartet – der kam aber nicht bei uns, sondern auf der anderen Seite.“ Auch Trainer Frank Kramer fand lobende Worte: „In der ersten Halbzeit haben wir es gut gemacht, wir haben wuchtig und offensiv verteidigt.“ Bei ihrer Selbstkritik konzentrierten sich die Schalker vor allem auf das Gegentor. „80 Minuten lang haben wir die Null gehalten. Das Gegentor darf so nicht fallen – Moukoko ist nicht der Größte“, ärgerte sich Tom Krauß.

Simon Terodde stand gegen Borussia Dortmund auf völlig verlorenem Posten.
Simon Terodde stand gegen Borussia Dortmund auf völlig verlorenem Posten. © getty

Schalke-Offensive ganz schwach

Was die Schalker bei ihrem recht sanften Kann--passieren-Umgang mit der ihrer Meinung nach War-ja-nicht-so-hoch-Niederlage vergaßen: Die Leistung ihrer Offensive war zu keiner Phase des Spiels bundesligareif. Torjäger Simon Terodde kam nur auf zehn Ballkontakte. Dass er nicht oft den Ball bekommen würde, war vorhersehbar. Gegen Mats Hummels gewann er aber keinen Zweikampf – das war schwach. Marius Bülter, Dribbelkönig der Zweiten Liga, verlor ebenso fast jeden Ball. Die wenigen Standardsituationen kamen nicht an. Derjenige mit den meisten Offensiv-Aktionen war Rodrigo Zalazar – der spielte aber nur neun Minuten nach seiner Einwechslung.

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Aber auch der BVB nimmt einige Themen mit aus dem Spiel. Wie schon beim 0:3 in Leipzig tat man sich schwer, Chancen herauszuspielen gegen einen Gegner, der das Zentrum verdichtete. Gegen Schalke kam man zwar immer wieder über die Flügel durch, brachte dann aber die Flanken nicht an den Mann. „Unsere Strafraumbesetzung muss besser werden“, forderte Brandt: „Wenn wir mal außen durch waren, gab es zu oft Situationen, in denen nur Tony Modeste und vielleicht noch ein, zwei Spieler da waren – das ist zu wenig. Dazu kommt die fehlende Genauigkeit und Schärfe unserer Hereingaben.“

Und natürlich erwächst dem BVB aus dem Derby endgültig eine Mittelstürmer-Diskussion: Muss Moukoko nicht endlich in die Startelf rücken und der bislang mit dem BVB-Spiel fremdelnde Modeste auf die Bank – ausgerechnet im Spiel bei seinem Ex-Klub 1. FC Köln? BVB-Sportdirektor Kehl gab sein Bestes, die Diskussion einzufangen: Die Aufstellung für das Köln-Spiel werde nicht zwei Wochen vorher gemacht, außerdem sei Modeste „sehr bemüht“ gewesen und werde das Vertrauen des Trainers schon noch zurückzahlen.

BVB: Youssoufa Moukoko zögert mit Unterschrift

Diskussionen gibt es ja auch um Moukoko. Der betonte nach dem Spiel zwar, dass er nicht unglücklich sei mit seinen Einsatzzeiten „Ich mache gar keinen Druck, ich habe noch Zeit“, sagte er. Andererseits hat er seit Wochen ein unterschriftsreifes Angebot vorliegen, den bis 2023 laufenden Vertrag zu verlängern – und zögert weiterhin.