Dortmund. Nur 25.130 Zuschauer verfolgen den BVB-Sieg gegen Ingolstadt. Sportdirektor Michael Zorc macht sich keine Sorgen. Woran liegt der maue Verkauf?

Die wenigen Fans, die vor dem verschlossenen Eisentor auf die Zuwendung ihrer Lieblinge hofften, beobachteten am Dienstagabend, wie Kapitän Marco Reus als erster Dortmunder den Kabinentrakt verließ. Das DFB-Pokalspiel war längst abgepfiffen, die Borussia hatte den Zweitligisten FC Ingolstadt letztlich souverän 2:0 (0:0) niedergerungen. Nun huschte Reus in eines der wartenden Autos, die die Spieler aus dem Stadion rollen sollten nach einem Abend, an dem die BVB-Anhänger in den Blickpunkt gerückt waren.

Über 60.000 BVB-Fans dürfen kommen

Nicht, weil einige vor dem Tor ein Autogramm ergattern wollten. Nicht, weil erneut ein Fan auf den Rasen gestürmt war. Sondern weil viele erst gar nicht gekommen waren. Nur 25.130 Karten verkauften die Dortmunder, über 60.000 hätten Geld einbringen können.

Woran liegt das?

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Als Marco Reus schon davon gerollt war, stieg Michael Zorc die kleine Treppe hinauf, die aus dem Innern des Stadions führt, um vor die Journalisten zu treten. Die Zuschauerzahl bereite ihm keine Sorgen, erklärte der Sportdirektor. „Ich finde das sogar viel, wenn ich mir die anderen Stadien angucke.“ Außerdem: „Wir hier schon mal in der zweiten Runde gegen Unterhaching vor 18.000 gespielt. Insofern ist das eine große Steigerung.“

BVB-Karten kosten über 50 Euro

Das stimmt auf der einen Seite, auf der anderen Seite lässt sich die Vergangenheit nur schwer mit der Gegenwart vergleichen. Es gab sogar mal Zeiten, in denen BVB-Karten kostenlos an Schulen verteilt wurden. In den vergangenen Jahren – vor der Corona-Krise – gehörte Dortmund mit einem Schnitt von 80.000 Zuschauern jedoch regelmäßig zu den am besten besuchten Vereinen in Europa.

Vermutlich dürften einige die Eintrittspreise abgeschreckt haben. Karten kosten teilweise über 50 Euro, viel Geld für ein Spiel gegen den Tabellenletzten der Zweiten Bundesliga. Hinzu kommt der dichte Terminkalender mit vielen Heimspielen. Schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) reist der 1. FC Köln nach Dortmund, am kommenden Mittwoch folgt Ajax Amsterdam.

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An anderen Standorten verschreckten die Zahlen zudem noch mehr. Den 5:1-Sieg der TSG Hoffenheim über Holstein Kiel wollten nur 5033 Fans begutachten. Mainz lockte beim 3:2-Erfolg über Arminia Bielefeld 9000 Anhänger ins Stadion.

Geärgert haben dürften sich die Dortmunder, die lieber zu Hause geblieben waren, jedenfalls nicht, denn das Spiel gegen Ingolstadt plätscherte vor sich hin. Den Gästen fehlte es an Qualität, dem BVB es lange an Esprit. Erst als Thorgan Hazard und Marco Reus in der 71. Minute eingewechselt wurden, beschleunigte sich der Puls. Hazard entschied die Partie durch seine beiden Tore (72./81.). „Es war kein Spektakel, aber das war aufgrund der vielen Ausfälle auch nicht zu erwarten“, meinte Michael Zorc.

Thorgan Hazard trifft zum 2:0, die BVB-Profis umarmen sich (von links): Brandt, Witsel, Hazard, Bellingham.
Thorgan Hazard trifft zum 2:0, die BVB-Profis umarmen sich (von links): Brandt, Witsel, Hazard, Bellingham. © firo

BVB-Hoffnung bei Mahmoud Dahoud und Youssoufa Moukoko

Die Dortmunder hoffen jetzt, dass Mahmoud Dahoud und Youssoufa Moukoko zurückkehren. Donyell Malen sollte seinen Magen-Darm-Infekt bis Samstag überstanden haben, wenn der BVB den 1. FC Köln empfängt (15.30 Uhr/Sky und live in unserem Ticker). Dann erwartet der Klub über 60.000 Zuschauer. Allerdings begeisterte Zorc schon die Stimmung gegen Ingolstadt. „Die Fans haben uns permanent unterstützt, das finde ich gut“, sagte Zorc. Nur auf Autogramme mussten sie vergeblich warten.