Essen. Der DFB-Pokal verliert an Reiz, wenn Erstligisten Heimspiele austragen dürfen. Höchste Zeit, dem Zuschauerschwund zu begegnen. Ein Kommentar.

Ein fußballerisches Sprichwort besagt, in Dortmund müsse man nur die Stadiontore aufschließen und schon würden 70.000 Menschen kommen. Seit Dienstagabend kann dies mit Fug und Recht widerlegt werden. Nur etwas mehr als 25.000 Zuschauer verloren sich gegen Zweitliga-Schlusslicht FC Ingolstadt im weiten Rund des Signal Iduna Parks. Manch Fernsehzuschauer auf dem heimischen Sofa mag sich gefragt haben, ob Geisterspiele eine Renaissance erfahren hätten.

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In Dortmund waren zahlreiche leere Ränge zu sehen. Beim Duell zwischen Mainz 05 und Arminia Bielefeld – immerhin zwei Bundesligisten – kamen 9000 Zuschauer, noch krasser war es bei der TSG Hoffenheim, die gegen Zweitligist Holstein Kiel nur 5000 Menschen ins Stadion locken konnte.

Tristesse in Dortmund, volles Haus in Osnabrück oder Münster

Für den Zuschauerschwund gibt es verschiedene Gründe: Unterschiedliche Corona-Regelungen, die den einen oder anderen weiterhin vom Besuch abhalten, schlechte Anstoßzeiten unter der Woche, teure Ticketpreise, unattraktive Gegner. Nicht vergessen sollte man aber auch die Ungerechtigkeit, dass Erstligisten Heimspiele gegen Zweitligisten absolvieren dürfen. Der DFB-Pokal, wichtigster Wettbewerb des Deutschen Fußball-Bundes, wird hierdurch verwässert und verliert an Reiz – das kann nicht im Sinne des Verbandes sein. Derzeit haben nur Teams ab der 3. Liga ein automatisches Heimrecht gegen höherklassige Mannschaften.

Was Pokal-Atmosphäre auch bedeuten kann, war derweil in München, Osnabrück, Babelsberg oder Münster zu sehen. Volle Stadien, hervorragende Stimmung, spannende Spiele bis zum Abpfiff, in München schließlich auch mit dem Sieg des Außenseiters. Überraschungen werden durch ein grundlegendes Heimrecht für Zweitligisten gegen Erstligisten zwar nicht garantiert, aber Heimspiele für Ingolstadt oder Kiel hätten sicherlich für einen würdigeren Rahmen gesorgt. Es ist höchste Zeit, dass der DFB die bisherige Regel ändert.