Berlin. Der Rio-Weltmeister war zu Scherzen aufgelegt, der Bundestrainer verplapperte sich beim EM-Kader: Der TV-Talk zum Pokalfinale machte Laune.

Ein wenig verloren standen sie da auf der Tribüne des riesigen Olympiastadions in Berlin, ARD-Moderator Matthias Opdenhövel und Experte Bastian Schweinsteiger. Zugegeben, ein ziemlich schwieriges Unterfangen, in einer leeren Betonschüssel das Warm-up für ein Geisterfinale zu organisieren. Doch hoppla, schon beim ersten Gesprächsthema kam Stimmung auf.

Schweinsteiger mit Lausbuben-Grinsen

Man müsse die ewigen Querelen in der Führungsetage des Deutschen Fußball-Bundes ja schon Schlammschlacht nennen, lockte Opdenhövel den ehemaligen Nationalspieler beim ziemlich sperrigen Thema DFB-Krise, doch der wollte nicht so richtig die Keule auspacken. „Es wurde einfach Zeit“, sagte Schweinsteiger zum angekündigten Rücktritt von DFB-Präsident Fritz Keller. Zu lang habe der Verband öffentlich ein schlechtes Bild abgegeben. Schweinsteiger, helles Jackett und silbernes Haar, warb um Harmonie: Nun müsse ein Nachfolger gefunden werden, der von Amateuren und Profis gleichermaßen unterstützt werde.

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Die Frage, wer denn der neue DFB-Präsident sein könne, beantwortete Schweinsteiger dann mit seinem lausbubenhaften Grinsen: Er kenne da eine erfahrene Dame, die sei ab Oktober frei, sagte der Rio-Weltmeister. „Die Frau Merkel, die wäre auch was, die kennt sich aus. Wenn der DFB es will, kann ich helfen“, fügte Schweinsteiger an.

Keller im Stadion: Ein Funktionär ohne Funktion

Natürlich war das nicht ernst gemeint. Und richtig lustig war es auch nicht. Denn als kurz nach dem Anpfiff der einsam auf der Tribüne sitzende Noch-Präsident Keller eingeblendet wurde, hallten Schweinsteigers Worte wie bitterer Hohn nach. Keller war an diesem Abend oberster Funktionär ohne Funktion, den Pokal sollten später zwei Nachwuchssportler überreichen. Auch das ein Zeichen, wie sehr sich gerade der Fußball für seine Funktionäre schämt.

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Bundestrainer Joachim Löw war in der Halbzeitpause zum Plaudern geladen. Dortmund führte zu diesem Zeitpunkt haushoch, auch dank der starken Leistung von BVB-Kapitän Marco Reus. Da musste Moderator Opdenhövel nicht lange überlegen: Zählt Reus zum EM-Kader, Herr Löw? "Marco hat einen guten Lauf", bestätigte der Bundestrainer, brachte dann den "erweiterten Kader" ins Spiel, um sich ins Unverbindliche zu retten.

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Das coolste Interview des Abends: Edin Terzic

Opdenhövel setzte nach: Ob es denn stimme, dass Löw mit Thomas Müller telefonierte habe? Löw: "Telefonieren tue ich eigentlich ständig im Moment, das hilft schon, mit allen möglichen Leuten." Opdenhövel drehte sich zu Schweinsteiger, der es ja eigentlich wissen müsse, so das Kalkül. "Ich habe das Gefühl, dass der Thomas dabei sein wird", sagte Schweinsteiger mit einem vielsagenden Lächeln in Richtung Bundestrainer. Und der gab sich nun geschlagen: "Ich muss es doch vorher erst den Spielern sagen", bat Löw kühl um Verständnis.

Das coolste Interview des Abends aber hatte da schon BVB-Trainer Edin Terzic hingelegt. In welcher Verfassung er denn ins DFB-Pokalfinale gehe?, fragte ihn Opdenhövel vor dem Anstoß. Terzic: "Ich bin weniger nervös als ich gedacht habe." 45 Minuten später hatte der BVB Leipzig an die Wand gespielt.