Dortmund. Der BVB steht durch den 5:0-Sieg über Kiel nach vier Jahren wieder im Finale des DFB-Pokals. Doch die Liga-Spiele sind wichtiger.

Der Schock über die schwere Verletzung von Mateu Morey beschäftigt die Verantwortlichen von Borussia Dortmund auch noch am Sonntag, als sie am Telefon den 5:0 (5:0)-Erfolg über Holstein Kiel und den Finaleinzug im DFB-Pokal einordnen. „Das war ein Horror“, meint Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. „Ich hatte im Stadion einen Bildschirm vor mir. Als ich das gesehen habe, war ich geschockt.“

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Morey war rund zehn Minuten nach seiner Einwechslung in der 62. Minute im Rasen hängen geblieben, das rechte Knie knickte weg. Seine Schreie hallten durch das leere Stadion. „Wir werden noch weitere Untersuchungen abwarten müssen. Aber bereits jetzt gehen wir von einer schweren Kapselbandverletzung aus. Er wird lange ausfallen“, berichtet Sebastian Kehl. „Wir haben das auf der Bank alle hautnah mitbekommen, seine Schreie waren ganz furchtbar“, ergänzt der Lizenzspieler-Leiter.

So fiel ein dunkler Schatten auf einen eigentlich wunderbaren Abend. Durch eine bemerkenswerte erste Halbzeit, die Fans verdient gehabt hätte, rauschte der BVB über die Kieler hinweg. Giovanni Reyna (16., 23.), Marco Reus (26.), Thorgan Hazard (32.) und Jude Bellingham (41.) verzückten bei ihren Treffern. Dass Erling Haaland aufgrund von Muskel-Problemen nur auf der Tribüne die Arme hochreißen konnte, während seine Maske nach unten rutschte, störte nicht.

Die BVB-Saison kann noch besonders werden

Der BVB steht nun am 13. Mai im Finale in Berlin – und trifft dort auf RB Leipzig. Nach vier Jahre haben die Schwarz-Gelben wieder die Chance, einen Titel zu holen. Eine schwankende Spielzeit, in der die Elf viele Male enttäuschte, kann noch eine besondere werden.

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Dafür muss der Klub aber nicht nur die 90 Minuten in der Hauptstadt erfolgreich gestalten, sondern vor allem die verbleibenden drei Liga-Spiele gewinnen, um als Tabellenfünfter auf einen Champions-League-Rang zu springen.

Und als hätten Dramaturgen an dieser Zuspitzung getüftelt, reisen die Leipziger schon am kommenden Bundesliga-Samstag (15.30 Uhr/Sky) ins Ruhrgebiet. Die beiden hartnäckigsten Verfolger des übermächtigen FC Bayern verhandeln in den nächsten beiden Spielen, wer sportlich gesehen derzeit hinter dem Rekordmeister anzusiedeln ist. Die Borussia hat dabei am meisten zu verlieren. Denn RB kann als Tabellenzweiter die hohen Einnahmen aus der Königsklasse bereits so gut wie sicher einplanen.

Natürlich freue sich der Verein über den Erfolg im DFB-Pokal, erklärt Watzke daher. „Das ist für mich das siebte DFB-Pokalfinale.“ Aber der fünfte Platz in der Liga entspreche nicht dem Anspruch des BVB. „Viel wichtiger ist jetzt das Spiel am Samstag. Wenn wir diese Partie gewinnen, haben wir eine große Chance, uns noch für die Champions League zu qualifizieren.“ Und Kehl sagt: „Wir werden uns ganz fokussiert vorbereiten und den Geist, der wieder erwachsen ist, mitnehmen.“

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vermisst die Fans

Tatsächlich scheint sich das Hoch der Dortmunder gerade zu festigen. Der Erfolg gegen Kiel war der fünfte in Serie. Vieles gelingt wieder, was lange nicht funktionierte. Kapitän Marco Reus erfüllt endlich die eigenen Ansprüche. Raphael Guerreiro und Jadon Sancho plagen auf ihrer linken Seite jede Defensive. Der erst 17-jährige Jude Bellingham kleistert Löcher im Mittelfeld zusammen. Der erst 18-jährige Giovanni Reyna hat sein Formtief überwunden. Hinzukommt Erling Haaland, der am Samstag gegen Leipzig wohl zurückkehren kann.

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„Was die Spieler ohne den emotionalen Schub leisten, ist außergewöhnlich“, sagt Watzke. Denn weiterhin fehlen ja die Anhänger im Stadion. Normalerweise würden nun Zehntausende BVB-Fans Hotels in Berlin buchen, diesmal müssen sie das Finale aufgrund der Corona-Pandemie zu Hause verfolgen. „Wenn man an Christi Himmelfahrt den Breitscheidplatz in Berlin ohne Fans sehen wird, dann wird man richtig niedergeschlagen sein“, sagt Watzke. „Aber es nützt ja nichts.“

BVB-Drama: Mateu Morey meldet sich in den sozialen Medien

Auch Mateu Morey wird nicht nach Berlin reisen können. Der 21-Jährige erhellte am Sonntagnachmittag aber ein wenig die BVB-Stimmung. Als er sich mit einem Foto in den sozialen Medien meldete, auf dem er zu Hause auf der Couch liegt, das rechte Knie bandagiert. „Ich muss mich einer Operation unterziehen“, schrieb er dazu. „Der Weg zur Genesung beginnt jetzt.“ Vor allem aber lachte der Spanier von Borussia Dortmund auf dem Bild, den ersten Schock scheint er überwunden zu haben