Dortmund. In Bremen feiert Edin Terzic seine Premiere als Dortmund-Coach. Der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere. Wir stellen den neuen BVB-Trainer vor.
Für Nervosität hatte er „noch gar keine Zeit“, sagte Edin Terzic am Montag mit einem Grinsen, als er erstmals als Cheftrainer von Borussia Dortmund vor die Medien trat. In einem locker sitzenden grauen Pullover präsentierte sich der 38-Jährige als angenehmer Gesprächspartner und beantwortete rund eine halbe Stunde die Fragen der Journalisten.
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Etwas Anspannung war Terzic dabei durchaus anzumerken, schließlich war es für ihn der erste große Auftritt als Hauptverantwortlicher einer Profimannschaft. Bis Samstag war er noch Assistent von Lucien Favre, nun saß der Deutsch-Kroate selbst bei der Pressekonferenz in der Mitte des Podiums. Auf exakt dem Stuhl, auf dem Trainer-Routinier Favre (63) während der vergangenen zweieinhalb Jahre oft gesessen hatte. Seine Worte wählte Terzic dabei sorgfältig, ohne sich aber hinter vielen Floskeln zu verstecken. Ein bisschen Schweiß stand Terzic am Montagmittag trotzdem noch auf der Stirn.
BVB-Trainer Edin Terzic: Emotionalität als Pluspunkt
Das allerdings ist nur menschlich, wenn man bedenkt, wie rasant die zurückliegenden Tage für ihn verliefen. „Die letzten 48 Stunden waren nicht ganz normal“, sagte er. In dieser Zeit nämlich kassierten die Dortmunder eine denkwürdige 1:5-Heimniederlage gegen Aufsteiger VfB Stuttgart, bevor sie Terzic einen Tag später zum Nachfolger von Lucien Favre beförderten. Im Eiltempo ging es für den Trainer aus dem Hintergrund ins Rampenlicht.
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Wir glauben, dass die Mannschaft neue Ansatzpunkte braucht, um die Wende zu schaffen“, begründete Michael Zorc den Trainerwechsel. „Edin legt die nötige Emotionalität an den Tag, die es bei Borussia Dortmund natürlich immer auch braucht“, führte der Sportdirektor aus und legte damit den Finger in eine Wunde. Emotionalität auf der Trainerbank nämlich wurde bei Lucien Favre vermisst.
Terzic allerdings ist seit Kindertagen emotional mit dem BVB verbunden. Als gebürtiger Sauerländer besuchte er schon als neunjähriger Knirps das erste Mal ein Heimspiel der Borussia, wie er mit strahlenden Augen erzählte. „Da war klar, für wen das Herz schlägt.“ Dass er eines Tages Cheftrainer seines Lieblingsklubs werden würde, davon hätte er „nicht einmal zu träumen gewagt“. Schon an diesem Dienstag im Auswärtsspiel bei Werder Bremen (20.30 Uhr/Sky) wird der einstige Scout und Jugendtrainer des BVB sein Debüt als Hauptverantwortlicher geben.
BVB-Trainer Edin Terzic steht für Tempo und Angriffsfußball
Dort will er auf die Stärken der Vergangenheit setzen. „Wir haben so viele gute Dinge gezeigt in der Vergangenheit, an viele Dinge müssen wir uns zurückerinnern, die müssen wir konservieren“, sagte Terzic. Von seinen Profis forderte den Willen, sich zu wehren, vor allem aber: „Eine Reaktion.“
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Generell aber gilt: Terzic mag Tempofußball und Angriffspressing. Das bestätigte auch sein enger Freund Hannes Wolf dieser Redaktion. Denn Wolf war es, der seinen einstigen Studienkollegen Terzic 2010 als Co-Trainer der U19 zum BVB holte und dessen Weg ebnete. „Edin wird der Mannschaft geben, was sie braucht. Ich bin total von ihm überzeugt“, sagt der der aktuelle deutsche U18-Nationaltrainer.
Terzic selbst wollte nicht ins Detail gehen, was seine zünftige taktische Herangehensweise angeht. Vielsagend erklärte er aber: „Es gibt zwei Arten, ein Fußballspiel zu gewinnen. Die eine ist, ein Tor weniger zu kassieren als der Gegner, die andere, ein Tor mehr zu schießen. Ich bin dafür, ein Tor mehr zu schießen, anstatt ein Tor weniger zu bekommen.“
BVB-Trainer Edin Terzic genießt hohes Ansehen bei den Profis
Gerade den hochbegabten Offensivkünstlern des BVB dürfte dieser Ansatz gefallen – genau wie die Beförderung von Terzic. Der ehemalige Favre-Assistent genießt innerhalb der Mannschaft hohes Ansehen. Weil er die Spieler mit seiner emotionalen Art erreicht, das persönliche Gespräch sucht und als guter Motivator gilt.
Das hat auch die Verantwortlichen der Borussia überzeugt. So sehr, dass sie Terzic auch ohne Cheftrainer-Erfahrung zutrauen, den BVB zurück in die Spur zu führen. „Zunächst bis Sommer 2021“ soll er die Mannschaft trainieren, stellte Sportdirektor Zorc klar. „Was dann im Sommer ist, ist weit weg.“ Eine Weiterbeschäftigung ist bei guten Ergebnissen jedoch nicht ausgeschlossen.
Gladbachs Trainer Marco Rose soll Kandidat beim BVB sein
Sicher ist das allerdings nicht, denn vor allem der Name Marco Rose fällt in Dortmund nun immer häufiger, wenn es um einen Coach für die kommende Saison geht. Bei Borussia Mönchengladbach leistet der 44-Jährige seit anderthalb Jahren Beachtliches. Laut Bild-Zeitung besitzt er eine Ausstiegsklausel für den Sommer. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl nennt eine mögliche Klausel „völlig irrelevant“. Diese nämlich „nützt auch nichts, wenn ein Trainer wirklich weg will“.
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Das allerdings ist noch Zukunftsmusik. Bis Saisonende wird der BVB noch mindestens 26 Pflichtspiele unter der Leitung von Edin Terzic bestreiten. Bei erfolgreichem Abschneiden in DFB-Pokal und Champions League sogar mehr. „Der Hauptfokus ist erst einmal, die Wende zu schaffen“, stellt Zorc mit Blick auf das Spiel in Bremen klar.