Dortmund. Der BVB schlittert kurz vor Weihnachten in eine sportliche Krise. Gegen den VfB Stuttgart kassiert Dortmund eine 1:5-Klatsche. Der Spielbericht.

Mats Hummels hob die verzweifelt die Arme, es steckte auch ein guter Schuss Resignation in der Geste des Abwehrchefs von Borussia Dortmund: Eben hatte er ganz allein dem pfeilschnellen Tanguy Coulibaly im Strafraum gegenübergestanden und das Duell war so geendet, wie viel zu Angriffe des VfB Stuttgart an diesem Tag ausgegangen waren: Mit einem Tor für die Schwaben gegen teils absurd passive BVB-Profis, weshalb die Dortmunder völlig verdient 1:5 (1:1) verloren. Ein herber Rückschlag im Titelkampf, aus den jüngsten fünf Bundesligaspielen hat der BVB nur vier Punkte – man kommt nicht mehr umhin, von einer Krise zu sprechen.

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Wie so oft in der jüngeren Vergangenheit tat sich der BVB sehr schwer, ins Spiel zu kommen, fand zunächst überhaupt kein Mittel gegen aggressiv und mutig pressende Stuttgarter, verlor im Spielaufbau viel zu leicht die Bälle – die dann prompt in Richtung von Torhüter Roman Bürki flogen. Orel Mangala, einst in der Dortmunder Jugend aktiv, schoss von der Strafraumgrenze nach einem Ballverlust von Jude Bellingham noch vorbei (2.). Bei Wataro Endos Versuch aus der Distanz musste sich der Torhüter dann schon ganz lang machen, um ihn abzuwehren (3.).

VfB Stuttgart beim BVB von Beginn an das bessere Team

Und wenig später fischte Bürki nach spektakulärer Flugeinlage einen 25-Meter-Freistoß von Borna Sosa aus dem Winkel (7.). Glück hatte der Schweizer dann nach einer weiteren blitzschnellen Stuttgarter Kombination, an deren Ende Coulibaly aus bester Position das Tor verfehlte (13.).

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Und was machte eigentlich die Dortmunder Offensive? Nicht viel – bis zur 19. Minute. Da ging Jadon Sancho ins Dribbling und sezierte dann die VfB-Abwehr mit einem herrlichen Steilpass auf Emre Can. Doch Torhüter Gregor Kobel stürzte blitzschnell aus seinem Tor und warf sich in den Schuss (19.). Immerhin, die Dortmunder waren nun besser im Spiel, verlagerten das Geschehen stärker in die Hälfte der Schwaben. Jude Bellingham schoss aus rund 20 Metern über das Tor (21.).

Doch mitten hinein in die aufkommende Dortmunder Dominanz setzten die Stuttgarter einen blitzsauberen Konter, an dessen Ende Can im eigenen Strafraum Mateo Klimowicz abräumte, was vollkommen zurecht Elfmeter und Gelb gab. Silla Wamangituka verwandelte sicher (26.).

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Das Gegentor warf den BVB wieder komplett aus der Bahn, der VfB hätte die Führung in der Folge ausbauen müssen. Coulibaly ließ Manuel Akanji stehen, scheiterte aber an Bürki, den Nachschuss setzte Klimowicz zu hoch an (30.). Und der Sohn des früheren Bundesligaprofis Diego Klimowicz scheiterte wenig später nach exzellentem Zuspiel von Endo an Bürki (38.).

Aus dem Nichts aber stand es dann plötzlich 1:1. Raphael Guerreiro war vom linken Flügel weit nach innen gezogen und schlug einen herrlichen Ball auf Giovanni Reyna, der ihn mit links aus der Luft pflückte und in einer fließenden Bewegung mit rechts an Kobel vorbei ins Tor streichelte (39.).

Ein schmeichelhafter Ausgleich, der gleich wieder wackelte: Wamagituka tanzte Hummels aus, sein Schuss aber wurde von Akanji noch geblockt (43.).

BVB: Umstellung von Lucien Favre wirkungslos

Und auch nach der Pause machte der VfB weiter Druck – und belohnte sich: Guerreiro spielte einen Fehlpass in den Fuß von Mangala, der bediente Wamangutuka und der traf zum 2:1 für Stuttgart (52.).

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Favre stellte nun um, löste die Viererkette auf und brachte Reinier für Emre Can (59). Den gewünschten Effekt brachte das zunächst überhaupt nicht: Wieder waren die Dortmunder viel zu passiv gegen flott kombinierende Stuttgarter, Sosa spielte Förster frei und der traf zum 3:1 (60.). Der BVB wurde nun am Nasenring durchs Stadion gezogen: Coulibaly legte per Hacke auf Klimowicz, der aber nur den Pfosten traf (62.). Doch das 4:1 war nur aufgeschoben: Coulibaly zog mit Tempo in den Strafraum, konnte von Hummels nicht gebremst werden, und schlenzte den Ball ins lange Eck (63.). Die meisten Dortmunder verfolgten es aus sicherer Distanz.

Der Schaden war längst angerichtet, die Partie trudelte nun ihrem Ende entgegen. Sancho scheiterte aus guter Position an Kobel (80.), viel mehr kam nicht mehr. Dafür zog der eingewechselte Nicolas Gonzalez bei einem Konter in der Nachspielzeit davon und erhöhte zum leistungsgerechten 5:1. In Dortmund dürfte es in den kommenden Tagen nun etwas ungemütlicher werden.