Dortmund. In der Öffentlichkeit spielt BVB-Linksverteidiger Raphael Guerreiro keine große Rolle, intern aber schwärmt man vom ihm – aus vielen Gründen.
Borussia Dortmund begeistert. Auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus sind längst zahlreiche Fußballfans hin und weg von den Schwarz-Gelben. Im Fokus der Schwärmereien steht dabei vor allem die blutjunge, spektakuläre Offensive um Erling Haaland. Ist der 20-Jährige mal kein Thema, dann wird über Spieler wie Jadon Sancho (20), Giovanni Reyna (18), oder Rekord-Teenager Youssoufa Moukoko (16) gesprochen.
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Der erfahrene Abwehrchef Mats Hummels, Weltmeister von 2014, weiß ein Liedchen davon zu singen: Der größte Ruhm, die meiste Aufmerksamkeit im Fußball sind meist denen vorbehalten, die fürs Toreschießen verantwortlich sind. Dass Raphael Guerreiro weniger Lorbeeren zuteil werden, ist seiner Position als Linksverteidiger geschuldet. Dabei ist er unter BVB-Trainer Lucien Favre längst Schlüsselspieler. In der Abwehr und im Angriff.
In der öffentlichen Wahrnehmung fliegt der Portugiese trotz konstant guter Leistungen immer noch ein wenig unter dem Radar. Vereinsintern ist das anders. „Wir sprechen sehr oft über ihn“, versichert Michael Zorc. Der BVB-Sportdirektor schätzt Guerreiro sehr: „Er gehört zu den besten Fußballern bei uns. Es ist eine Freude, wenn er auf dem Platz steht.“
Viel Lob von BVB-Trainer Favre
Das gilt für den Europameister von 2016 dieser Tage vielleicht so sehr wie noch nicht zuvor in seiner Dortmunder Zeit. Guerreiro spielt bereits seine fünfte Saison in Schwarz-Gelb, er findet sich in verschiedenen Systemen und auf verschiedene Positionen zurecht. Eine Einstellung, die Favre enorm gefällt.
„Rapha ist sehr flexibel“, sagte der Trainer am Donnerstag, bevor er all die Rollen aufzählte, die Guerreiro unter ihm schon gespielt hat: Linksverteidiger in der Viererkette, Linksverteidiger in der Fünferkette, halblinks im Dreier-Mittelfeld. „Wenn man das alles spielen kann“, erklärte Favre, „dann ist man schon ein wirklich guter Spieler.“
Guerreiro zählt zu den besten Verteidigern
Wie gut er ist, zeigte Guerreiro in den vergangenen Monaten regelmäßig. Nach leichten Verletzungsproblemen zu Saisonbeginn verpasste er seit Ende September kein Pflichtspiel. In sieben Liga-Spielen kam er dabei auf vier Torvorlagen, einen Treffer steuerte er selbst bei. Das Fachmagazin Kicker zählt den 26-Jährigen aktuell mit einem Notenschnitt von 2,8 zu den fünf besten Verteidigern der Bundesliga.
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Guerreiro hat eine beachtliche Entwicklung hinter sich, denn allzu lange ist es noch nicht her, dass ihm Probleme in der Rückwärtsbewegung nachgesagt wurden. „Er mag auch manchmal das Risiko“, sagte Zorc und grinste. „Aber auch da hat er eine gute Balance gefunden.“
„Ich habe mich sehr gut eingelebt“
Eklatante Defensivschwächen gehören der Vergangenheit an. Auch als Linksverteidiger in der Viererkette – ohne zusätzliche Absicherung hinter sich – machte er zuletzt einen guten Job. Etwa beim 3:0-Derbysieg gegen Schalke 04 oder in den vergangenen drei Partien in der Champions League, die der BVB allesamt zu null gewinnen konnte.
Aber nicht nur, weil es für den 1,70-Meter-Mann sportlich läuft, ist er in Dortmund heimisch geworden. „Ich habe mich sehr gut eingelebt. Meine beiden Kinder fühlen sich wohl, gehen zur Schule und sprechen fließend Deutsch“, sagte er zum Saisonstart.
Guerreiros Vertrag läuft bis 2023
Das zwischenzeitliche Heimweh nach Paris, wo er aufgewachsen ist, sowie Gerüchte über einen Wechsel zum dort beheimateten Topklub sind Geschichte. Guerreiros Zukunft liegt in Westfalen: Im vergangenen Jahr verlängerte er seinen Vertrag beim BVB bis 2023. Eine Entscheidung, die sich bislang für beide Seiten auszahlt.
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Wozu der quirlige Verteidiger imstande ist, kann er am Samstag (15.30 Uhr/Sky) schon wieder zeigen, auch wenn er beim 3:0-Erfolg in der Champions League gegen den FC Brügge wegen Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden musste. Gut möglich, dass nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln dann ein paar Fans mehr über Raphael Guerreiro sprechen werden.