Dortmund. Borussia Dortmund überzeugt aktuell in allen Wettbewerben. Das lässt Titelträume wachsen – und stärkt die Stellung von Trainer Lucien Favre.

Spät am Abend, es ging schon auf Mitternacht zu, kam noch die typische Lucien-Favre-Einschätzung. „Es war ganz okay“, sagte der Trainer von Borussia Dortmund über den 3:0 (2:0)-Sieg im Champions-League-Spiel gegen den FC Brügge. Ganz okay, das weiß man inzwischen, hat im Favre’schen Sprachgebrauch nicht den despektierlichen Unterton, der sonst oft mitschwingt in dieser Formulierung. Wenn Favre „ganz okay“ sagt, ist er ziemlich zufrieden.

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Dazu hatte er ja auch einigen Anlass: Dank des Siegs ist der BVB fast sicher qualifiziert fürs Achtelfinale, ein Punkt aus den verbleibenden beiden Partien reicht. Favre konnte sich außerdem darüber freuen, dass die Mittelstürmer-Urgewalt Erling Haaland erneut zwei Tore erzielt hatte (18./60.) und nun in zwölf Champions-League-Partien auf unglaubliche 16 Treffer kommt. Und dass der formkriselnde Jadon Sancho eines dieser Tore auflegte und ein weiteres selbst erzielte (45.+1.).

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Mindestens ebenso freute es den Trainer, dass seine Mannschaft ohne Gegentor geblieben war, zum neunten Mal im 13. Pflichtspiel der Saison. „Neunmal ohne Gegentor, das ist gut“, sagte der Schweizer. „Und dass wir viele Tore machen, ist noch schöner für uns.“

Die Zahl der Gegentore drastisch zu reduzieren, war Favres erklärtes Ziel vor der Saison. Und nicht erst seit dem Brügge-Spiel muss man sagen: Bis auf sehr vereinzelte Aussetzer ist das gelungen. Mehr noch: In seiner dritten Saison als BVB-Trainer hat Favre endlich eine Mannschaft, deren Spielweise seinem Ideal sehr nahekommt, die Favre-Fußball im besten Sinne spielt: konzentriert, kontrolliert, pragmatisch.

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Die neue Stabilität gründet nun einerseits darauf, dass man „gute Charaktere ins Team bekommen“ hat, wie es Torhüter Roman Bürki sagt. Thomas Meunier etwa, der die rechte Seite abdichtet. Oder Jude Bellingham, der im Mittelfeld keinen Zweikampf scheut. Andererseits scheuen auch die Offensivkünstler wie Sancho inzwischen die Arbeit gegen den Ball nicht mehr.

Das lässt in Dortmund nicht nur neue Träume von der Meisterschaft keimen. Es stärkt auch den Trainer Favre, der in diesen Tagen vieles richtig macht: Die enorme Belastung wird durch kluge Rotation ohne Qualitätsverluste verteilt. Die im Sommer trotz einiger Widerstände wieder ins Repertoire aufgenommene Viererkette macht die Mannschaft taktisch deutlich variabler.

Favre hat Punkte gesammelt – was das für seine Zukunft bedeutet, ist aber noch offen. Der Vertrag läuft im Sommer aus, Gespräche sind lose für den Jahresbeginn avisiert. Dass man sich so viel Zeit lässt, spricht nicht für grenzenloses Vertrauen in den Trainer. Einerseits. Andererseits werden in diesen Tagen auch die Fragezeichen größer, ob sich im Sommer tatsächlich eine bessere Lösung finden lässt.