Dortmund. Gegen Brügge bereitete Jadon Sancho ein Tor vor und schoss eines selbst. Beim BVB hofft man, dass dies dabei hilft, die Formkrise zu überwinden.

Ja, sagte Jadon Sancho, natürlich kenne er dieses legendäre Freistoßtor. Den Treffer, mit dem David Beckham einst das 2:2 für England gegen Griechenland erzielte, in buchstäblich letzter Minute, und sein Land so zur Weltmeisterschaft schoss. So geschehen im Oktober 2001, Sancho war da keine anderthalb Jahre alt.

BVB-Profi Jadon Sancho trifft genau in den Winkel

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Immerhin schon fünf war er, als Beckham in der Champions League einen Freistoß direkt verwandelte, zum 4:1-Endstand für Real Madrid gegen Rosenborg Trondheim im Oktober 2005. Warum das ein Thema war nach Borussia Dortmunds 3:0 (2:0)-Sieg gegen den FC Brügge in der Champions League? Weil Beckham der bislang letzte Engländer war, der für eine nicht-englische Mannschaft ein Freistoßtor in der Königsklasse geschossen hatte. Bis es ihm Sancho nachtat, bis er mit der letzten Aktion vor der Halbzeitpause anlief und den Ball mit ganz viel Drall über die Mauer und genau in den Winkel zirkelte – Torhüter Simon Mignolet war machtlos.

Früchte des regelmäßigen Freistoßtrainings

„Ein fantastisches Tor“, freute sich Sancho selbst. „Ich habe zuletzt immer wieder Freistöße trainiert und bin froh, dass es geklappt hat.“ Es gibt in der Dortmunder Mannschaft einige, die als Freistoßschützen vorgesehen sind, aber als der Freistoß gegeben wurde, hatte sich Sancho ganz selbstverständlich und ganz selbstsicher den Ball geschnappt.

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Das freute auch seine Vorgesetzten, denn zuletzt war Sancho die Selbstverständlichkeit etwas abhandengekommen. Der Engländer lief der überragenden Form der Vorsaison meist hinterher, wirkte nicht vollkommen fit und austrainiert. Gegen Brügge nun bereitete er das 1:0 vor und sorgte mit seinem Treffer zum 2:0 endgültig für die Beruhigung der Dortmunder Nerven. „Sein Tor hat uns erleichtert“, meinte Trainer Lucien Favre. „Ein 2:0 eine Minute vor der Halbzeitpause war gut für alle.“

Insbesondere für Sancho: „Ich bin froh, dass ich spielen durfte, dass die Trainer und Mitspieler an mich glauben“, sagte er. „Die Zeiten waren hart, aber es geht darum, wie man zurückkommt. Ich brauche solche Auftritte und hoffe, dass ich bald wieder in Topform bin.“

Kehl: Wir brauchen Jadon Sancho

Das hofft auch der BVB, denn ohne einen Sancho in Topform dürfte es unmöglich sein, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. „Wir brauchen Jadon Sancho, und er wird noch besser werden“, meinte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl. Und das Tor soll helfen, frisches Selbstvertrauen zu sammeln.

„Jadon hat gut gespielt, ist viel gelaufen“, lobte Favre – und nahm den Engländer wieder einmal gegen Kritik in Schutz: „Es ist normal, dass ein Spieler nicht immer in Topform sein kann.“ Im Falle Sancho führte Favre zudem das Transfertheater im Sommer an, als wochenlang die Frage diskutiert wurde, ob dieses Top-Talent für über 100 Millionen Euro zu Manchester United wechseln würde. „Es war speziell für Jadon in diesem Sommer“, meinte Favre. „Natürlich er sollte das jetzt langsam verdauen, er wird wir peu à peu zurückkommen.“

Ein Anfang zumindest ist gemacht.