Essen. Was der FC Bayern und Borussia Dortmund auf dem Platz leisten, kann kein anderer Bundesligist. Trotzdem gibt es noch Unterschiede. Ein Kommentar.
Komplimente können übrigens manchmal auch als Tritt vors Schienbein interpretiert werden. Nach dem Topspiel wurde den Fußball-Fachangestellten von Borussia Dortmund attestiert, auch sie hätten gegen den FC Bayern zu einer wunderbaren Partie beigetragen. Das klingt erfreulich. Wenn die Belobigung durch das „auch sie“ aber auch transportiert, man hätte es ihnen so gar nicht zugetraut, ist das wenig schmeichelhaft. Für den BVB, vor allem aber für die ganze Liga.
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Vielerorts in der Bundesliga-Landschaft wird die Vormachtstellung des Achtmal-in-Serie-Meisters aus München resignierend hingenommen. Auch der BVB strotzte in der Vergangenheit nicht immer vor Mut und Selbstvertrauen gegen den Rekordchampion. Dieses 2:3 hat aber zeigt: Die Schwarz-Gelben sind die einzige Hoffnung derer, die sich nichts mehr wünschen als ein bisschen Abwechslung auf der Ahnentafel der Deutschen Meister.
Mit den Bayern und dem BVB kann kein anderer Erstligist mithalten
Wozu Münchener und Dortmunder auf dem Rasen imstande sind, ist von keinem der anderen 16 Erstligisten zu erwarten; auch wenn man das in Leipzig oder Gladbach oder Leverkusen nicht gerne hören wird.
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Trotzdem gibt es gravierende Unterschiede zwischen den Spitzenteams. Der FC Bayern hat die unschöne Angewohnheit, gerade in den direkten Duellen entschlossener und effizienter zu sein. Klar, bei den abgefälschten Toren war Glück dabei. Aber wenn Marco Reus in der Schlussphase den Ball bedacht über die Linie schiebt, anstatt Manuel Neuer mit durchs Tor schießen zu wollen, hätte es diesmal keinen Sieger geben müssen.
Weshalb langfristige Diskrepanzen für die Meister-Monotonie sorgen: Die Dortmunder leisten sich zu häufig unerklärliche Rückschritte. Ein Sieger ist im Fußball nach 90 Minuten oft genug nicht der, den die Verhältnisse auf dem Papier vorher erahnen lassen. Brächte der BVB aber konstanter die Leistung, den Willen wie am Samstag auf den Platz, müsste er sich hinterher nicht so häufig fragen, was wieder schief gegangen sein muss.
Die Meisterschaft bleibt ein offenes Rennen
War es das also schon wieder mit einem offenen Titelrennen? Auf keinen Fall. Klar spricht nach diesem Prestigesieg wieder viel für Bayern München. Aber selbst binnen einer Saison hat es diese unfassbar talentierte BVB-Truppe in der Hand, schnell zu reifen und sich am Ende nicht wie in den vergangenen Spielzeiten Selbstvorwürfe machen zu müssen. Das ist nach dem Spitzenspiel übrigens als Kompliment zu verstehen.