Dortmund. Aus dem 2:3 im Topspiel gegen den FC Bayern schöpft der BVB Mut – und Sportdirektor Michael Zorc sieht einen Knackpunkt für die Niederlage.
Wieder hatte Lucien Favre das Nachsehen. Vor wenigen Minuten erst war das Bundesliga-Topspiel von zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern zu Ende gegangen, und nun war der BVB-Trainer unterwegs in jene Ecke des Stadions, wo der TV-Sender Sky nach den Spielen die Interviews mit den Beteiligten führt. Doch Bayern-Trainer Hansi Flick war vor ihm da. Favre musste warten, konnte jedoch nicht stillstehen – zu sehr arbeitete die 2:3 (1:1)-Niederlage gegen den Rekordmeister in ihm.
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Und so tänzelte der Schweizer über den Rasen, gestikulierte wild, was seine Spieler alles falschgemacht hatten. „Es lag nicht an viel“, sagte Favre später, um dann doch einiges aufzuzählen. Etwa die Ballannahme: „Du musst sofort beschleunigen, einen Pass spielen oder den Ball fixieren.“ Oder die finalen Pässe: „Ein paar Spieler können die mit dem rechten Fuß gut, aber nicht mit dem linken. Ein paar können es mit dem linken gut, aber nicht mit dem rechten.“ Das mag nach Kleinigkeiten klingen, in Favres Welt aber gibt es so etwas nicht: „Das sind nicht nur Details für mich, das ist wichtig“, erklärte er mit Nachdruck.
Der 63-Jährige konnte derart penibel sein, weil im Großen und Ganzen ja ziemlich vieles ziemlich gut gewesen war. Dortmund und Bayern hatten sich eine mitreißende, eine intensive Partie geliefert. „Das Spiel hätte ein paar Zuschauer verdient, dann wäre auch Stimmung in der Bude gewesen“, sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc am Sonntag im Gespräch mit dieser Redaktion. „Es war wirklich ein gutes Spiel, von beiden Seiten.“
Dortmund steht mit leeren Händen da
Aber es waren die Dortmunder, die mit leeren Händen dastanden, zum siebten Mal in acht Begegnungen. 12:10 Torschüsse innerhalb des Strafraums konnten sie vorweisen, dazu 51:49 Prozent Ballbesitz. Aber eben auch 2:3 Tore.
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„Am Ende waren die Bayern etwas clevererer, etwas konsequenter und vielleicht auch etwas glücklicher im Abschluss“, meinte Zorc. „Denn die Tore, die wir kassiert haben, waren alle abgefälscht.“
Zorc lobt Bayern-Stürmer Lewandowski
Der Dortmunder Plan war kein schlechter: Hinten sicher stehen, dann mit schnellen Pässen in den Rücken der weit aufrückenden Münchener spielen. So ergaben sich gefährliche Szenen, die ungenutzt blieben. Das sichere Stehen klappte auch nicht wie gewünscht. Die Bayern hatten einige Chancen mehr, zwei Treffer wurden ihnen wegen einmal knapper, einmal deutlicherer Abseitsposition vom Personal aus dem Kölner Videokeller aberkannt. „Das hat mit der Qualität des Gegners zu tun“, erklärte Zorc, warum die bis dato beste Abwehr der Liga Lücken offenbarte. „Das Tor zum 2:1 machen vielleicht drei Stürmer auf der Welt.“
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Die Szenen rund um die Halbzeitpause hatte der BVB-Sportdirektor als Knackpunkt ausgemacht: Marco Reus brachte den BVB in Führung, mit einem der ersten klar und konsequent zu Ende gespielten Dortmunder Angriffe (45.). Doch wenig später egalisierten die Münchener durch David Alabas Freistoß (45.+4). Gleich nach der Pause „müssen wir das 2:1 machen, als Erling Haaland nicht ganz sauber querlegt, als zwei von uns am langen Pfosten freistehen“, ärgerte sich Zorc.
BVB-Innenverteidiger Akanji: „Wir können mithalten“
Stattdessen entwischte auf der anderen Seite Robert Lewandowski Mats Hummels und köpfte zum 2:1 für die Bayern ein (48.). Von einem „Wirkungstreffer“ sprach Zorc, erst nach einer Weile kam das Offensivspiel der Dortmunder wieder in Gang – und prompt liefen sie in einen Konter, den Leroy Sané vollendete. Haaland verkürzte noch (83.), Reus vergab die große Chance zum Ausgleich (87.) – was immerhin für die Moral der Dortmunder sprach, aber am Ende war es zu wenig. „Es ist ärgerlich, dass wir mit leeren Händen dastehen“, haderte Zorc. „Wir können mithalten“, sagte Innenverteidiger Manuel Akanji.
Das war zwar nicht falsch, aber letztlich war der Sieg der Münchener verdient. Zufrieden waren die jedoch nur zum Teil: Leon Goretzka monierte die zu offene Defensive, Hansi Flick bemängelte fehlenden Druck und zu viele Fehler im Mittelfeld. Die Bayern, so schien es, haderten mehr mit ihrer Leistung als die Dortmunder. Wieder einmal war er zu spüren, der permanente Antrieb, noch besser, noch erfolgreicher zu sein. Ein entscheidender Grund, warum der Titelverteidiger auch in dieser Saison eine Klasse für sich bleibt.