Dortmund. Schalke hat nichts zu bieten außer einer Grundtugend. Der spielstarke BVB hingegen nimmt dem Wirbel um den Trainer die Windstärke. Ein Kommentar.
Der Halbzeitstand war überraschend. 0:0 hieß es da noch, obwohl Borussia Dortmund schon in der ersten Hälfte des Revierderbys das Spiel gemacht und den Gegner schwer unter Druck gesetzt hatte. Insgesamt 55 Minuten lang hielten die spielerisch hoffnungslos überforderten Schalker kämpferisch dagegen, sie verteidigten mit allen Kräften. Sogar BVB-Abwehrchef Mats Hummels, der erstmals in einem Ruhrgebietsderby ein Tor erzielt hatte, lobte sie dafür: „Sie haben es defensiv sehr gut gemacht, sie waren sehr aggressiv.“
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Aber wenn man nicht mehr zu bieten hat als diese Grundtugend, dann passiert es am Ende eben doch: Ein Gegentor, und das Kartenhaus bricht zusammen. Es ist bei Schalke 04 seit Wochen, seit Monaten, saisonübergreifend das gleiche Muster – das 1:1 gegen Union Berlin am vergangenen Wochenende war nur die Ausnahme von der Regel: Kassieren sie ein Gegentor, gehen die Schalker unter. Diesmal war es mal etwas später der Fall als sonst. Aber das Gefühl, dass die Königsblauen selbst etwas hätten ausrichten können, das vermittelten sie nie.
BVB-Profis haben ihre Lektion nach der Enttäuschung von Rom gelernt
Am Trainer lag es nicht. Manuel Baum hat das Problem erkannt, das sein Vorgänger David Wagner ignoriert zu haben schien. Baum hat das so lange sträflich vernachlässigte Umschaltspiel nach vorne trainieren lassen, er forderte eigene Initiative, forderte mehr Mut, und er feuerte sein Team auch dann noch leidenschaftlich an, als es bereits chancenlos mit 0:3 zurücklag. Aber ein so schwerer Schaden, wie ihn Schalke nun schon seit 21 Spielen ohne Sieg beklagt, lässt sich nun mal nicht in so kurzer Zeit reparieren.
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Was man aber auch nicht übersehen darf: An diesem Samstag hat Schalke gegen einen richtig guten Gegner verloren. Die BVB-Profis hatten ihre Lektion gelernt nach ihrem enttäuschenden Auftritt beim 1:3 in der Champions League bei Lazio Rom. Der Derbysieg tut vor allem Lucien Favre gut, dem die wiederholten Aussetzer seines Teams angelastet werden, dieses 3:0 nimmt dem Wirbel um den Trainer die Windstärke. Schon bei einem Unentschieden wäre einiges los gewesen in Dortmund. Doch dafür war die Sache zu klar: Auf Augenhöhe begegnen sich diese beiden Teams längst nicht mehr.