Essen. Schalke 04 hat nicht schon wieder verloren. Das Unentschieden gegen Union Berlin ist aber noch lange kein Befreiungsschlag. Ein Kommentar.

Diese Gesichter. Frederik Rönnow schüttelte den Kopf, Nabil Bentaleb senkte ihn, Salif Sané schien schreien zu wollen. Marvin Friedrich, ausgerechnet der in der Knappenschmiede ausgebildete Verteidiger, hatte Union Berlin in Führung geköpft, und was die Schalker Spieler in dem Moment fühlten und dachten, war ihnen anzusehen: Immer das Gleiche – was machen wir jetzt bloß?

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Mit dem Gegentor kamen die Zweifel zurück, auch Fußballprofis sind keine Roboter. Die Spieler des FC Schalke 04 werden schon seit längerer Zeit von Angst gelähmt. Von der Angst, bloß nicht schon wieder zu verlieren. Dass sie diesmal noch ein 1:1 schafften, ändert wenig an der prekären Gesamtlage. Und doch war es ein Zeichen für die Schalker, ein klitzekleiner Schritt nach vorne. Auf den ersten Punkt am vierten Spieltag muss man nicht stolz sein, aber immerhin: Man hat jetzt einen.

Schalkes Mannschaft ist immer noch instabil

Schon zweimal in den vergangenen Jahren mussten die Schalker erleben, wie die Panik größer wird, wenn die Saison mit fünf Niederlagen am Stück beginnt: 2016 unter dem damals neuen Trainer Markus Weinzierl, zwei Jahre später auch unter Domenico Tedesco. Die Abstiegsangst, sie war schon in jenen Spielzeiten spürbar. Aber es ging jeweils noch gut, weil Schalkes Potenzial doch etwas größer war.

Das ist diesmal anders. Die Mannschaft schleppt die Serie ohne Siege aus der vergangenen Saison weiterhin mit sich herum, sie ist instabil, sie bewegt vorne zu wenig und lässt hinten zu viel zu. Das heißt natürlich nicht, dass sie absteigen wird, aber Indizien für einen möglichen Klassenerhalt liefert sie derzeit noch nicht. Auch wenn sie gegen Union einmal nicht nach einem 0:1 einbrach.

Auf den neuen Torwart Rönnow ist bisher Verlass

Ein Unentschieden ist kein Befreiungsschlag, allenfalls ein Fünkchen Hoffnung. Der neue Trainer Manuel Baum wird das Positive sehen und darauf aufbauen: Die Mannschaft weiß jetzt, dass sie nicht automatisch verlieren muss, wenn sie zurückliegt. Sie darf sich auch darüber freuen, einen formstarken neuen Torwart hinzubekommen zu haben: Auf Frederik Rönnow ist bisher Verlass. Es ist jedoch zu erahnen, was am nächsten Samstag auf ihn zukommen wird. Schalke muss zu Borussia Dortmund. Die beiden Revierrivalen trennen mittlerweile Welten.