Dortmund. Der BVB geht als klarer Favorit ins Revierderby gegen Schalke am Samstag. Aber es gibt auch Schwächen - und einige Fragezeichen. Die Analyse

Am Samstag steigt das Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 (18.30 Uhr/Sky). Der BVB ist haushoher Favorit, wie so oft zuletzt. Doch das ist keine Garantie, dass am Ende ein Sieg steht, das hat so manches Spiel der Vergangenheit gezeigt. Denn neben den klaren Stärken finden sich auch einige Schwächen beim Team von Trainer Lucien Favre.

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Die Stärken des BVB

  • Der Sturm: Vier Tore in vier Bundesligaspielen - Erling Haaland knipst weiter zuverlässig. Zwar gibt es auch die Spiele, in denen man sieht, dass der 20-Jährige noch dazulernen muss, zwar fehlt ihm manchmal die Bindung zum Spiel - aber seine Wucht, sein Tempo und seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor beeindrucken weiterhin. Und: Auch die Einstellung des Norwegers ist stets vorbildlich, trotz seines jungen Alters kann er seine Mitspieler mitreißen - und gehörte auch beim 1:3 bei Lazio Rom zu den Lichtblicken.

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Die jugendliche Frische: Jude Bellingham und Giovanni Reyna sind die Senkrechtstarter bei Borussia Dortmund. Klar, gelegentlich sieht man auch, dass sie erst 17 Jahre alt sind, dass sie Formschwankungen unterliegen. Aber mit ihrem Elan, ihrer Unbekümmertheit und natürlich ihrer großen Qualität tun sie dem Dortmunder Spiel gut. Und in Sachen Spielverständnis wirken sie ohnehin schon wie alte Hasen.
  • Die Defensive: Klingt komisch, ist aber so: Von den Zahlen her stellt der BVB die beste Abwehr der Liga, erst zwei Gegentore gab es. In Rom kassierten die Dortmunder zwar gleich drei auf einmal und verteidigten dabei höchst chaotisch, aber es gibt Anzeichen, dass es gegen Schalke besser laufen könnte. Diese Anzeichen heißen Emre Can und Manuel Akanji, die beide in den Kader zurückkehren dürften - und dafür sorgen, dass der BVB hinten nicht mehr improvisieren muss.
  • Will gegen Schalke wieder jubeln: BVB-Profi Emre Can
    Will gegen Schalke wieder jubeln: BVB-Profi Emre Can © DPA

    Die Schwächen des BVB

    • Die rechte Seite: Wer vor einem halben Jahr die rechte Seite bei Borussia Dortmund als Schwachstelle ausgemacht hätte, wäre zu Recht ausgelacht worden. Damals jagte Achraf Hakimi den Flügel rauf und runter (vornehmlich allerdings rauf, also in Richtung gegnerisches Tor) und Jadon Sancho wirbelte die gegnerischen Abwehrreihen durcheinander. Inzwischen ist Hakimi in Mailand und Sancho im Formtief. Der Engländer konnte noch nicht an die überragenden Leistungen der Vorsaison anknüpfen. Und Hakimi-Ersatz Thomas Meunier ist noch nicht recht in Dortmund angekommen. Defensiv zwar meist ordentlich (mit Ausnahme des desolaten Auftritts in Rom) fehlt es offensiv noch an Gefahr, viel zu wenige Flanken erreichen ihr Ziel. Nach sieben Pflichtspielen wartet der Belgier noch auf seine erste Torbeteiligung.

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    Dünne Personaldecke: Eigentlich ist der Dortmunder Kader üppig besetzt. Er ist es aber nicht an allen Stellen gleichermaßen. Einen zweiten echten Mittelstürmer neben Haaland gibt es nicht, hinten hat man nur drei gelernte Innenverteidiger. Dafür gibt es Gründe, der gewichtigste ist die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Sparzwänge. Aber es führt zu Problemen: Nachdem Dan-Axel Zagadou und Manuel Akanji ausfielen, musste Trainer Favre schon gehörig improvisieren. Nicht auszudenken, wenn vorne Haaland mal längerfristig fehlen sollte. Man sieht es ja schon, wenn der Norweger mal geschont wird: Dann fehlt es der BVB-Offensive sofort an Zug und Zielstrebigkeit.
    Im Formtief: Borussia Dortmunds Offensivstar Jadon Sancho.
    Im Formtief: Borussia Dortmunds Offensivstar Jadon Sancho. © dpa

    Das Fragezeichen beim BVB

    • Die Torhüter-Position: Noch ist offen, wer im Derby im Tor stehen wird, Trainer Lucien Favre wollte diese Frage am Donnerstag nicht beantworten. Eigentlich ist Roman Bürki die Nummer 1. Zuletzt aber saß der Schweizer zweimal in Serie auf der Bank, obwohl er eigentlich zur Verfügung stand. Und es spielte Marwin Hitz. Sportlich mögen zwar nur Nuancen zwischen beiden Torhütern liegen, dennoch sorgte Favres Entscheidung intern für Verwunderung. Denn Favre erklärte seine Entscheidung auch nicht, zumindest nicht öffentlich, und ließ so zu, dass die Debatte an fahrt aufnimmt - und dass der BVB eine Baustelle in seinem Kader aufreißt, die vollkommen unnötig ist.

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    Die Mentalität: Das böse M-Wort mögen sie in Dortmund gar nicht. Aber egal, ob man es nun Mentalität, Willen oder Gier nennt - irgend etwas davon scheint dem BVB zu fehlen. Wie sonst ist es zu erklären, dass sich die Dortmunder immer wieder von fußballerisch unterlegenen Gegnern den Schneid abkaufen lassen, weil die einfach giftiger, galliger und aggressiver sind? Gegen Schalke wird daher ganz entscheidend, mit welcher Haltung die BVB-Profis ins Spiel gehen.