Dortmund. Anders als in der Vorsaison redet der BVB nicht von der Meisterschaft. Coach Lucien Favre hat noch immer mit Problemen in der Abwehr zu kämpfen.

Endlich kam auch der letzte Neuzugang einmal zum Einsatz: Beim 2:1-Testspielsieg gegen Sparta Rotterdam stand der Angreifer in der Startformation und schoss sogar das 1:0. Marco Reus konnte also zufrieden sein.

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Von Jürgen Polzin; Dominik Loth; Andreas Ernst; Peter Müller; Sebastian Weßling; Jan Kanter

Marco Reus? Neuzugang? Tatsächlich fühlt es sich derzeit – wieder einmal – so an in Dortmund. Mehr als ein halbes Jahr hat der Kapitän gefehlt, weil ihm eine Sehne im Adduktorenbereich massive Probleme bereitete. Nun aber ist er rechtzeitig zum Saisonstart wieder fit und nährt die Hoffnungen der Dortmunder auf eine erfolgreiche Saison – nachdem enttäuschende Auftritte gegen den VfL Bochum (1:3) und den SC Paderborn (1:1) vorher zu einigen Sorgenfalten Anlass gegeben hatten.

BVB-Profis wollen Titel holen

Allerdings will man im Klub gar nicht definieren, was das überhaupt wäre, eine erfolgreiche Saison. Ein offizielles Ziel verkündet der Verein dieses Mal nicht. Als man in der vergangenen Saison nämlich den Anspruch ausgab, man wolle alles tun, um Meister zu werden, fühlte man sich recht schnell missverstanden, als der Satz zusammenschrumpfte auf: Der BVB will Meister werden. „Dieses Spielchen“, knurrt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, „spielen wir nicht mehr mit.“

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Die Profis aber zeigen ihre Ambitionen ganz offen: „Als Spieler will ich Dinge gewinnen, natürlich“, sagt Stürmer Erling Haaland. „Wir alle wollen versuchen, den Titel zu holen“, kündigt Neuzugang Jude Bellingham an. „Ich bin nach Dortmund gekommen, weil ich weiß, dass wir den Pokal und die Meisterschaft holen können“, verkündet der zweite Neuzugang Thomas Meunier.

BVB zahlt nur für Jude Bellingham eine Ablöse

Die Meisterschaft wird weiter mit Macht angestrebt, obwohl man sich am Transfermarkt anders als im Vorjahr zurückgehalten hat: Nur für Mittelfeld-Talent Bellingham (17) floss eine Ablösesumme: 24 Millionen Euro gingen an den englischen Zweitligisten Birmingham City. Rechtsverteidiger Meunier (29) kam ablösefrei von Paris Saint-Germain, Offensiv-Allrounder Reinier (18) wurde für zwei Jahre von Real Madrid ausgeliehen. Mehr ging nicht, auch beim finanziell glänzend aufgestellten BVB muss in der Corona-Krise gespart werden.

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Der wichtigste Transfer war denn auch einer, der nicht stattfand: Jadon Sancho, mit 20 Toren und 20 Vorlagen gefährlichster Spieler der Vorsaison, ging nicht zu Manchester United. Nur Achraf Hakimi musste nach Ablauf des Leihgeschäfts mit Real Madrid abgegeben werden, für ihn aber kam Meunier. „Das ist extrem wichtig“, sagt Abwehrchef Mats Hummels, für den BVB ist es aber nicht selbstverständlich. „Wenn es so gelingt, ist das die große Chance für uns, noch besser zu werden“, meint Hummels. Dazu soll auch Giovanni Reyna (17) beitragen, der in der Vorbereitung nachdrücklich auf sich aufmerksam machte.

BVB-Trainer Lucien Favre plagen Defensivsorgen

Wie überhaupt die Offensive in vielen Testspielen einen guten Eindruck hinterließ, die größten Fragezeichen gelten fast schon traditionell der Defensive. 26 bis 28 Gegentore, mehr dürfe eine Spitzenmannschaft in einer Saison nicht kassieren, findet Trainer Lucien Favre. Beim BVB waren es zuletzt über 40, auch in den Testspielen wackelte die Abwehr immer wieder. Favre verwendete viel Zeit darauf, an der Viererkette zu arbeiten. Dabei hatte die Umstellung auf Dreierkette in der vergangenen Saison zu einem erheblichen Plus an Stabilität geführt. Favre probte dennoch die Rückkehr. Doch es zeigte sich abermals, dass der Kader dafür nicht gut ausgelegt ist, es fehlt ein defensivstarker Linksverteidiger und die Zentrale ist personell dünn besetzt.

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Der Trainer vollzog also kurz vor dem Start die Rolle rückwärts, wird wohl auf die bewährte Formation setzen. Der Schweizer weiß, dass er in seinem dritten und letzten Vertragsjahr sofort Erfolge vorweisen muss – sonst werden die Trainerdiskussionen sofort wieder losgehen. Sebastian Weßling