Dortmund. Über weite Teile der Vorbereitung ließ BVB-Trainer Favre die Viererkette üben. Jetzt aber spricht vieles für die Rückkehr zur Dreierkette.

Ob Lucien Favre gener "Vier gewinnt" spielt, ist nicht bekannt. Dass es ihm die Vier angetan hat, sehr wohl, zumindest, wenn es um die Zahl der Abwehrspieler geht. "Alle großen Mannschaften spielen Viererkette", so oder so ähnlich hat es Favre im laufe der Saisonvorbereitung und auch schon zuvor etliche Male formuliert.

Im Wesentlichen ließ das zwei Schlüsse zu: Entweder der BVB ist keine große Mannschaft - oder Favre will zurück zur Viererkette. Und ziemlich schnell zeigte sich, dass letzteres der Fall war. In den Trainingseinheiten, in den ersten Testspielen ließ Favre seine Mannschaft zunächst ausschließlich in der Viererkette üben und spielen. Favre plante den Wechsel, das war klar zu sehen, auch wenn er ein endgültiges Bekenntnis vermied: "Wir werden sehen, ob das bei uns möglich ist", sagte er zum Ende des Trainingslagers in Bad Ragaz - und fügte hinzu: "Das heißt nicht, dass wir wechseln. Wir werden sehen. Alles ist möglich."

Mit seinem Vorhaben allerdings stieß Favre auf Verwunderung, im Klub und außerhalb. Denn in der Vorsaison hatte sich ja mehr als deutlich gezeigt, wie gut es der Mannschaft getan hatte, von Vierer- auf Dreierkette umzustellen. Die Abwehr stand mit einem zusätzlichen Mann im Zentrum deutlich stabiler, Achraf Hakimi rechts und Raphael Guerreiro links genossen die Freiheiten nach vorne, die ihnen diese Formation bot.

Die Mannschaft bevorzugt die Dreierkette

Guerreiro erklärte dann auch sehr deutlich, dass er jenes System bevorzugt. Andere Spieler bezogen zwar keine öffentliche Position, ließen aber ebenfalls klar durchblicken, dass sie sich mit der Dreierkette wohlerfühlen. Und auch in der sportlichen Leitung war man ein wenig verwundert über die Bestrebungen des Trainers. Denn der Kader war doch deutlich auf das in der Vorsaison etablierte System ausgelegt - was angesichts von nur drei Innenverteidigern im Kader zunächst paradox klingt.

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In der Dreierkette aber fühlen sich auch fachfremde Kräfte wie Emre Can und Lukasz Piszczek wohl, die mit der Rolle als einer von nur zwei Innenverteidigern in der Vorbereitung erkennbar fremdelten. Und dann ist da noch die linke Seite: Sowohl Guerreiro wie auch Nico Schulz fühlen sich deutlich wohler, wenn sie nicht als Linksverteidiger in einer Viererkette agieren, sondern von drei Innenverteidigern abgesichert werden. denn sie haben ihre Stärken eher im Vorwärtsgang als in der zuverlässigen Absicherung ihrer Seite.

Gegen Rotterdam wieder mit Dreierkette

Mit einer Viererkette wackelte die Abwehr auch gegen Mannschaften wir die Zweitligisten VfL Bochum und SC Paderborn. Das musste auch Favre nach und nach einsehen. Am Montag gegen Sparta Rotterdam, im letzten Testspiel der Vorbereitung (2:1), ordnete er seine Mannschaft in der bewährten Formation mit drei zentralen Abwehrspielern an. Ohnehin hatte er ebenso wie Sportdirektor Michael Zorc immer wieder betont, dass der Wechsel von Vierer- auf Dreierkette kein großes Problem und schnell zu vollziehen sei.

Nun spricht alles dafür, dass der BVB auch im dfb-Pokalspiel beim MSV Duisburg am Montag (20.45 Uhr/ARD) im neuen alten System aufläuft - und Favre endgültig die taktische Rolle rückwärts vollzieht.