Bad Ragaz. Englische Experten glauben, dass das BVB-Wechselverbot für Jadon Sancho nur ein Bluff sei, um den Preis zu treiben. Stimmt das? Ein Faktencheck.

Transferzeiten sind wilde Zeiten. Täglich werden neue Meldungen um Klubs und Spieler ventiliert, selbst die abgedrehtesten Gerüchte werden verbreitet, gelesen und oft genug auch gebraucht. Borussia Dortmund hat diese Erfahrung in den vergangenen Wochen mit Jadon Sancho gemacht. Immer wieder las man beim BVB Berichte darüber, wie nah eine Einigung mit Manchester United sei, dass Sancho schon auf dem Absprung sei und auch diverse Nachfolgekandidaten wurden präsentiert.

Bis Michael Zorc am Montag ein Machtwort sprach: „Wir planen mit Jadon, er wird nächste Saison beim BVB spielen“, sagte der BVB-Sportdirektor im Trainingslager in Bad Ragaz. „Die Entscheidung ist definitiv.“ Aber ist das Transfertheater um Sancho damit auch endgültig beendet?

Nein, glauben englische Medien und Experten. Owen Hargreaves, einst für den FC Bayern München und Manchester United aktiv, sprach von einem „Bluff“. Er sei sicher, dass „Sancho bereits in Kürze ein Spieler von Manchester United“ sei. Und Paul Scholes, ebenfalls ein früherer United-Spieler, meinte, der BVB wolle mit dieser Ansage einfach nur den Preis treiben: Die Dortmunder hatten 120 Millionen Euro für Sancho aufgerufen, Manchester aber war das zu viel. Der norwegische TV-Experte Jan Aage Fjörtoft erklärte zudem, bei Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé hätten sich die BVB-Verantwortlichen einst sehr ähnlich geäußert – bevor die Transfers dann doch zustande kamen.

Fall Sancho nicht mit Aubameyang und Dembélé vergleichbar

Aber: Eine derart deutliche Ansage wie im Fall Sancho gab es in Sachen Aubameyang und Dembélé nicht. Zorc hat am Montag nicht nur die Tür für einen Wechsel krachend zugeworfen, er hat auch jegliche Hintertür gründlich verbarrikadiert. Auf Nachfrage dieser Redaktion, ob es irgendein Szenario gebe, dass am Sancho-Verbleib etwas ändern könne, antwortete er mit einem einfachen Wort: „Nein.“ Und nach Informationen dieser Redaktion ist die Entscheidung auch intern unverrückbar: Sancho bleibt für mindestens noch ein Jahr Spieler des BVB.

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Was aber, wenn der 20-Jährige ähnlich wie Dembélé versuchen sollte, sich wegzustreiken? Beim BVB hält man das für ausgeschlossen, Sancho und seine Berater hatten früh signalisiert, das Preisschild und die Wechselfrist zu Beginn des Trainingslagers zu akzeptieren und keinen Ärger zu machen, falls der Wechsel nicht zustande kommt.

BVB: Watzke-Ansage nach Dembélé-Flucht

Sollte es wider Erwarten anders kommen, gibt es eine glasklare Ansage von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke: „Der nächste Spieler, der so etwas macht, wird kläglich scheitern“, hatte der kurz nach dem Dembélé-Abgang der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gesagt. Der Nächste, der versuche, den Verein mit Leistungsverweigerung oder Streik unter Druck zu setzen, „wird damit nicht durchkommen – und auf der Tribüne sitzen“, hatte der BVB-Boss angekündigt. „Das wissen jetzt alle. Das ist eine öffentliche Aussage, an der ich mich messen lasse.“

Beim BVB geht man davon aus, dass die Verantwortlichen von Manchester United die Frist in Sachen Sancho schlicht nicht ernst genommen und nur als einen Teil des üblichen Pokerspiels gewertet hatten. Die Dortmunder aber wollen ihr Wechselverbot nun durchziehen – und sie müssen es auch. Sonst würden derartige Aussagen in Zukunft erst recht nicht mehr ernst genommen und der Gesichtsverlust nach innen und außen wäre gewaltig.