Bad Ragaz. Der BVB verkündet: Jadon Sancho bleibt in Dortmund. Es ist ein starkes Signal – das aber auch den Druck erhöht. Ein Kommentar.

Michael Zorc genoss den Auftritt, das war mehr als deutlich zu sehen. Als der Sportdirektor von Borussia Dortmund am Rande der ersten Einheit im Trainingslager von Bad Ragaz – mit dem gebotenen Sicherheitsabstand – vor die Journalisten trat, startete er mit einem Witz: Er wolle eigentlich nur einmal hallo sagen und über die guten Trainingsbedingungen sprechen.

Wuchtige Botschaft zu Jadon Sancho

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Tatsächlich aber hatte Zorc eine deutlich wuchtigere Botschaft dabei: Jadon Sancho bleibt! Der von Manchester United umworbene englische Nationalspieler wird auch in der kommenden Saison für den BVB spielen – das verkündete Zorc unmissverständlich und ohne jede Hintertür.

Es war ein starkes Signal, dass der BVB damit am ersten Tag des Trainingslagers setzte, nach innen wie nach außen. Offiziell hat man in diesem Sommer zwar kein Saisonziel ausgerufen, aber diese jüngste Personalie zeigt, wie ambitioniert die Dortmunder sind. Wer im Zweifel sogar auf eine dreistellige Millionensumme verzichtet, um einen wichtigen Spieler zu halten, der will mehr als nur Platz zwei, der will endlich wieder einmal ganz oben stehen.

Anschub für den Anlauf auf den Titel

Und die Aussichten dafür sind so gut wie nie: Bis auf Achraf Hakimi hat der BVB seine außergewöhnlich begabte Mannschaft zusammengehalten, endlich einmal herrscht personelle Kontinuität – das kann und soll beim erneuten Anlauf auf den Titel den erhofften Schub geben.

Die Dortmunder Entscheidung ist auch ein hübscher Gruß in Richtung Tegernsee: Dort hatte Uli Hoeneß, der Ex-Präsident des FC Bayern, jüngst bemängelt, dass BVB-Spieler in erster Linie Verkaufsobjekte seien, dass es dem BVB zu selten gelinge, seine Stars zu halten. Nun aber zeigt Zorc, dass der BVB mehr ist als ein Umschlagplatz für hochbegabte, dass sportlicher Erfolg das übergeordnete Ziel bleibt – und dass man dafür auch in harten Corona-Zeiten (kalkulierbare) Risiken eingeht.

Sanchos Verbleib erhöht den Druck

Sanchos Verbleib allerdings erhöht auch den Druck – in erster Linie auf Trainer Lucien Favre. Die BVB-Bosse haben ihm erneut eine vielversprechende Mannschaft bereitgestellt. In seinem dritten Jahr in Dortmund muss der Trainer nun zeigen, dass er das Maximum aus dieser Truppe herausholen kann.​