Dortmund. Der BVB muss wegen Corona sparen. Ein Sancho-Verkauf könnte frisches Geld bringen - der Klub will aber nicht zu lange auf Klarheit warten.
Die große Kampfansage fällt dieses Mal aus. Als Hans-Joachim Watzke vor einem Jahr kurz nach Saisonende mit ausgewählten Journalisten zusammensaß, ging es deutlich forscher zur Sache. Da nämlich erklärte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ein neues Saisonziel: Man wolle versuchen, Deutscher Meister zu werden.
Doch Watzke hat nicht gefallen, was aus dieser Ansage wurde. Erst, so sagt er, wurde sie verkürzt zu: Der BVB will Meister werden. Und dann wurde sie dem Klub um die Ohren gehauen, als dies nicht gelang. Watzkes Schlussfolgerung: „Dieses Spielchen mache ich nicht mehr mit. Wir werden offiziell kein Ziel mehr ausgeben“, sagt er am Dienstag, „und das geschieht nicht, weil wir keines haben.“
Der BVB bleibt ambitioniert, Platz zwei ist weiterhin das Minimalziel und natürlich schielt man auf die Meisterschaft oder zumindest auf den DFB-Pokal – man sagt es nur nicht. Kampfansagen passen ja auch nicht so gut in die aktuelle Zeit: Am Montag hat der BVB bekannt gegeben, dass er für das Geschäftsjahr 2019/20, das am Dienstag endete, mit einem Verlust von 45 Millionen Euro rechnet – wegen der Corona-Pandemie.
BVB-Profis verzichten weiter auf Teile der Gehälter
„Was uns aktuell an Einnahmen wegbricht, ist dramatisch“, sagt Watzke. Rund vier Millionen Euro fehlen pro m Heimspiel ohne Zuschauer, die TV-Partner zahlten weniger als geplant und auch in der Champions League wird deutlich weniger Geld fließen, weil Sponsoren und TV-Partner weniger zahlen. „Wir stehen vor einem gigantischen Berg von Risiken, das wird oft unterschätzt“, meint der BVB-Boss.
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Zwar sei der BVB krisenfest aufgestellt, aber dennoch ist Sparen angesagt. Die Profis etwa verzichten noch bis Ende des Jahre auf Teile ihrer Gehälter, im Raum stehen 20 Prozent. Investitionen und Bauvorhaben, die nicht dringend sind, werden zurückgestellt. Und am Dienstag wurde Achraf Hakimi offiziell verabschiedet, der für zwei Jahre von Real Madrid ausgeliehen war. Die Königlichen brauchen dringend Geld und verkaufen ihn für 45 Millionen Euro an Inter Mailand.
Hakimi wurde Dortmund zu teuer
Der BVB hätte den Rechtsverteidiger gerne behalten, hatte auch ein Vorkaufsrecht – entschied sich aber dagegen, so viel Geld auszugeben. „Wir wissen nicht wie die Lage sich entwickelt, deshalb müssen wir vorsichtiger sein“, erklärt Watzke generell in Sachen Transfermarkt. „Auf der Abgabeseite wird nicht viel passieren, der Transfermarkt ist praktisch tot. Dann wird auf der Zugangsseite auch nicht so viel passieren.“
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Nach Informationen dieser Redaktion will Dortmund nach wie vor Jude Bellingham von Birmingham City verpflichten, dafür aber nicht wesentlich mehr als 20 Millionen Euro ausgeben. Damit wären die Planungen in Sachen Zugänge abgeschlossen – wenn nicht noch ein Klub kommt, der deutlich über 100 Millionen Euro für Jadon Sancho bietet und dem BVB so frisches Geld verschafft.
BVB setzt Sancho eine Frist
Dafür wäre theoretisch bis Oktober Zeit, dann sollen nach dem Willen der Uefa die Transferfenster in den europäischen Ligen schließen. So lange aber will Dortmund nicht warten, nach Informationen dieser Redaktion hat man dem 20-Jährigen eine Frist gesetzt. Bis die Saison beginnt, sollte Klarheit herrschen.
Die fehlt an vielen Stellen noch. Eine der drängendsten Fragen bleibt, wann wieder Zuschauer in die Stadien dürfen. Die Deutsche Fußball-Liga arbeitet derzeit an einem Konzept, das laut Watzke fast fertig ist und in den kommenden Tagen an die zuständigen Stellen in der Politik gehen soll.
Zuschauer schon im September?
Grundsätzlich ist der BVB-Boss zuversichtlich: „Wenn es in den nächsten Monaten keinen Schub beim Infektionsgeschehen gibt, sehe ich eine gute Chance, dass wir ab September wieder einen kleinen Teil der Zuschauer in den Stadien haben werden.“
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Klar ist: Ausverkaufte Stadien wird es lange nicht geben, die Maximalzahl liegt laut Watzke „irgendwo zwischen Null und der Hälfte der Kapazität“: In Dortmund wären dies rund 40.000 Zuschauer – was deutlich unter den 55.000 Dauerkarten liegt, die man jede Saison verkauft. Deren Inhaber sind die ersten Ansprechpartner, wenn wieder Zuschauer ins Stadion dürfen. Nach welchen Kriterien diese ausgewählt werden, will der Klub gemeinsam mit Fanvertretern klären.